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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung
Autoren: Juliane Maibach
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Schlagzeilen überflog.
Sie berührte eine von ihnen, woraufhin ein Hologramm erschien und ein Video
abgespielt wurde. Ich hatte dieses schon so oft gesehen. Es zeigte, wie etliche
Radrym und einige Venari ein kleines, weißes Reihenhaus umstellten.   
      Vorsichtig bahnten sie
sich ihren Weg durch den gepflegten Garten, verharrten für einen kurzen Moment,
bis jeder seine Position eingenommen hatte, rissen mit einem Feuerzauber die
Tür aus den Angeln und stürmten das Gebäude. Minuten verstrichen, bis sie wieder
herauskamen. Zwischen sich führten sie eine wunderschöne Frau, die zart, ja beinahe
zerbrechlich wirkte und zugleich eine unfassbare Stärke ausstrahlte. Es war
schwer zu glauben, dass sie eine Dämonin sein sollte und dann auch noch die
Mutter des schrecklichsten Wesens … Mittlerweile kannte man auch ihren Namen:
Lilith. Der war ebenfalls bereits durch alle Zeitungen gegangen.
      Ihre langen
schwarzen Haare wehten im Wind, während sie mit anmutigen Schritten den Männern
folgte, die sie mit sich zerrten. Sie versuchte erst gar nicht zu entkommen, sondern
ergab sich widerstandslos und schien sich in ihr Schicksal zu fügen. In ihrem Blick
lag keinerlei Angst, doch großer Schmerz. Als ich ihre blauen Augen sah,
versetzte mir das einen kalten Stich, denn ich kannte sie nur allzu gut. Es
waren dieselben … Nights wunderschöne Augen, in denen ich mich so oft verloren
hatte.
      Auf den Lippen der
Radrym lag ein freudiges und zugleich kaltes Lächeln. Sie hatten mit dieser
Festnahme einen großen Erfolg verbuchen können. In den nächsten Tagen würde die
Dämonin verhört werden, um herauszubekommen, wo sich ihr Sohn, der Occasus, aufhielt.
Und sobald sie nicht mehr länger von Nutzen war, würde man sie ihrer gerechten
Strafe zuführen.
      „Es scheint nichts
Neues zu geben“, erklärte Thunder, die das Video ebenfalls schon mehrfach
gesehen hatte. Sie legte die Zeitung beiseite und das Hologramm löste sich auf.
      Ich war
erleichtert, dass bisher nichts über Night berichtet worden war, denn das
bedeutete sicherlich, dass er den Radrym noch nicht in die Hände gefallen war. Der
Nachricht zufolge, die er mir damals in Morbus vor seinem Verschwinden hinterlassen
hatte, ging ich allerdings davon aus, dass er sich inzwischen in Incendium aufhielt.
Und dort befand er sich hoffentlich in Sicherheit.
      Ich fragte mich
jeden Tag aufs Neue, was er wohl gerade tat und wie es ihm ging.
      „Sie werden seiner
Mutter bestimmt bald den Prozess machen“, wandte Céleste ein.
      Ich stocherte
weiterhin mit meiner Gabel im Essen herum. Nights Mutter tat mir leid, denn schließlich
hatte sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Sie war eine Dämonin und hatte ihn
zur Welt gebracht, aber wie konnte man jemanden deswegen bestrafen?
      „Es wird sicher nur
wenige Tage dauern, bis sie zum Tode verurteilt wird“, meinte Shadow.
    Ob er wohl versuchen
würde, seine Mutter zu befreien? Ich konnte es schwer einschätzen … Der Night,
den ich kannte, hätte mit Sicherheit nicht zugelassen, dass man ihr etwas antat.
Doch er lebte nun in seiner wahren Gestalt, als Dämon, und ich wusste nicht,
wie sich dieser verhalten würde.
      In diesem Moment
deutete Céleste auf zwei Personen, die gerade die Cafeteria betraten.
      „Da sind Sky und
Saphir“, sagte sie.
      Ich hatte mit den
beiden das letzte Mal gesprochen, als die Radrym die Schule durchsucht hatten.
      Unzählige Blicke
folgten ihnen. Es war den anderen Schülern anzusehen, dass sie den beiden nicht
trauten. Immerhin waren sie mit dem Occasus befreundet gewesen. Wahrscheinlich
fürchteten sie daher, dass sie mit ihm unter einer Decke steckten.
      Nachdem sich Sky
und Saphir am Büffet bedient hatten, sahen sie sich nach einem freien Platz um,
wobei ihr Blick auf unsere Gruppe fiel. Céleste winkte ihnen sofort freundlich zu
und ermunterte sie damit, zu uns zu kommen.
      „Schön, dass ihr
auch wieder hier seid“, begrüßte sie die beiden.
      „Die meisten
scheinen das wohl anders zu sehen“, erwiderte Saphir mit einem kurzen Blick zur
Seite. Noch immer wurden sie misstrauisch beobachtet.
      „Ich hab langsam
echt genug davon“, knurrte Sky und sah sich hasserfüllt um.
      „Wie geht es
euch?“, fragte Céleste weiter, während sie sich setzten.
    Sky seufzte. „Wie
soll es einem da schon gehen? Wir sind mehrfach von den Radrym befragt worden
und glaub mir, das war alles andere als angenehm.“
      Saphir nickte
bestätigend. „Sie
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