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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung
Autoren: Juliane Maibach
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hatte von unserer Rückkehr nichts mitbekommen.
Alles, was ich wusste, hatte ich aus den Erzählungen meiner Freunde erfahren.
      Devil schien es gut
zu gehen, immerhin leuchtete die Perle weiterhin grün. Dennoch verging kein
Tag, keine Stunde, in der ich nicht an ihn dachte. Ich fühlte mich, als hätte
man mir mein Herz herausgerissen. Ich war ihm nicht böse, dass er mich mit dem
Zauber belegt hatte. Ganz im Gegenteil. Ich wusste selbst, dass er meiner Bitte
unmöglich hatte nachkommen können. Darum war ich froh, den Abschied nicht
bewusst miterlebt zu haben.      Wieder hallten seine Worte in mir nach: „Ich
liebe dich nicht.“ Mittlerweile ahnte ich, dass er dies nur gesagt hatte, weil
er mich hatte schützen wollen und um zu verhindern, dass mir Ähnliches wie
Banshee widerfuhr. Er wollte mich in Sicherheit wissen und das war ich nun mal nur
hier in Necare. Ich erinnerte mich an seinen Blick, den er mir zugeworfen
hatte, als er von den Soldaten übermannt worden war und ich Incendium verlassen
hatte. Ich würde diesen Ausdruck in seinen Augen nie vergessen, hatte sich
darin doch die Tiefe seiner Gefühle gespiegelt. Dies hatte mir gezeigt, dass er
mich noch immer liebte. Es zerriss mich beinahe, dass wir erneut nicht zusammen
sein konnten, doch immerhin wusste ich nun, was er für mich empfand.
      Was er jetzt wohl
gerade tat? Wie es ihm ging? Ich spürte eine Träne an meiner Wange
hinabgleiten. Es wunderte mich … Ich hatte so viel geweint, eigentlich konnten
gar keine mehr übrig sein. Ich sehnte mich sehr nach ihm und wusste doch nicht,
ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Er war meine große Liebe und daran würde
sich nie etwas ändern, doch gab es überhaupt Hoffnung? Ich versuchte, die Sorge
von mir zu schieben. Das Wichtigste war, dass er mich liebte. Diese Gewissheit
würde mir Kraft geben, auch wenn es weiterhin nicht einfach sein würde.
      Ich spürte die
Kette an meinem Hals, an dem sich der Fiores-Kristall befand. In all der Aufregung
hatte ich vergessen, sie ihm zurückzugeben. Es war ein seltsamer Trost, den sie
mir schenkte. Sie verband mich mit ihm, sodass noch immer eine kleine
Verbindung zwischen uns bestand.
      Die Zimmertür
öffnete sich und Thunder kam herein.
      „Bläst du noch
immer Trübsal?“
      Sie kam zu mir und
setzte sich neben mich. Ihr Blick war besorgt, doch sie versuchte zu lächeln.
      „Ich weiß, wie
schlecht es dir momentan geht, und wir alle wünschten wirklich, wir könnten dir
irgendwie helfen …“
      Wenn sie jetzt
wieder mit diesem „Die Zeit heilt alle Wunden“ ankam, würde ich auf der Stelle
den Raum verlassen.
      „Wir wissen, dass
du dir Sorgen um ihn machst, und dachten, dass dir das vielleicht etwas helfen
würde.“
      Sie reichte mir
eine silberne Kette. Daran hing die grün leuchtende Perle, die Devil uns
mitgegeben hatte.
      „So weißt du
wenigstens immer, wie es ihm geht.“
      Ich sah Thunder
überrascht an und schloss sie dankbar in die Arme. Sie schaute mich mit ernstem
Blick an.
      „Hör mal. Mir ist
klar, wie sehr du ihn liebst. Darum will ich, dass du etwas weißt. Ich bin zwar
keine Divina und ich hab auch keine Ahnung, woher ich diese Gewissheit nehme, aber
ich bin mir sicher, dass ihr euch wiedersehen werdet.“
      Sie lächelte und
zog an meinem Arm.
      „So, und jetzt
komm, wir müssen noch Hausaufgaben machen.“
      Ich versuchte
ebenfalls zu lächeln und blickte hinter mich hinaus in den weiten Himmel. Ja,
wir würden uns wiedersehen. Daran wollte ich glauben und daran hielt ich mich
fest.

 
    Die Gemäuer, durch
die der Mann eilte, waren alt, zerfallen und an vielen Stellen bereits zerstört.
Mit schnellen, zielstrebigen Schritten hastete er die Gänge entlang, denn er
hatte gute Neuigkeiten zu überbringen. Als er an der Tür ankam und sie
vorsichtig öffnete, lag ein Lächeln auf seinen schmalen Lippen. Er verbeugte
sich und betrachtete den großen, dünnen Mann, der vom Äußeren her so
unscheinbar wirkte. Dennoch war er stark, selbstsicher und von unglaublicher
Entschlossenheit. Kein Wunder, dass Tausendeihm
folgten.
      Er verbeugte sich
und begann zu sprechen: „Ich wollte Euch über den Fortgang informieren.“
      Als Averonn nicht
antwortete, fuhr er fort: „Es ist alles gut gegangen. In ein paar Tagen wird
sie einsatzbereit sein.“
      Endlich legte sich
ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht seines Gegenübers.
      „Gut gemacht. Ich
werde später vorbeikommen und sie mir noch
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