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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung
Autoren: Juliane Maibach
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Wovon redete sie da? Doch
auch Céleste und Thunder sahen mich mit solch intensivem Blick an, dass ich
verstummte. Ich hörte Schritte.
      „Gib mir schnell
den Rucksack, es ist bestimmt besser, wenn sie ihn nicht in die Hände
bekommen“, meinte Shadow.
      Ich nickte verwirrt
und gab ihn ihr. Plötzlich tauchte Herr Laurent in meinem Sichtfeld auf, der
Lehrer, der mich damals in Morbus abgeholt und nach Necare gebracht hatte. Er
schaute mich besorgt an.
      „Meine Güte. Sie
sind wirklich zurück!“ Er betrachtete mich ungläubig, half mir dann jedoch auf
die Beine.   
      „Kommen Sie.“
      Ich wusste nicht
genau, wo er mich hinführen wollte, doch ich folgte ihm widerstandslos und wandte
mich ein letztes Mal nach meinen Freundinnen um. Ich dachte an Shadows Worte.
Was hatte sie vor? Ich versuchte, diese Überlegung von mir zu schieben.
Wichtiger war, was nun vor mir lag. Bestimmt würde man mir Fragen stellen und
ich ahnte, dass es nicht gut war, die Wahrheit zu erzählen. Ich suchte
krampfhaft nach einer Lösung, doch da waren wir auch schon vor dem Zimmer des
Direktors angekommen. Herr Laurent klopfte, öffnete die Tür und schob mich
hinein.
      „Sie ist eben
aufgefunden worden“, erklärte er.
      Herr Seafar erhob
sich und stierte mich ebenfalls mit großen Augen an.
      „Informieren Sie
bitte auf der Stelle Ventus Carter“, erklärte er. Nun wandte er sich an mich:
„Es sieht nicht so aus, als wären Sie verletzt worden? Brauchen Sie vielleicht
dennoch einen Arzt?“
      Ich schüttelte den
Kopf.
      „Gut, dann nehmen
Sie erst einmal Platz. Wir werden auf Ihren Vater warten, er wird sicher gleich
hier sein.“
      Er deutete auf
einen Stuhl vor seinem Schreibtisch, auf den ich mich setzte.
      „Möchten Sie etwas
trinken?“
      Wieder verneinte
ich. Mein Herz schlug wie wild. Ich hatte mich entschieden. Ich würde versuchen,
so wenig wie möglich von dem zu erzählen, was in Incendium passiert war. Ich musste
mich beeilen und einen Weg finden, um Devil zu helfen. Da konnte ich es nicht
gebrauchen, dass man mich hier festhielt und mit Fragen bombardierte.
      Die Tür öffnete sich
mit einem lauten Knall. Ventus kam hereingestürmt und sah mich an. Er umarmte
mich kurz und sein Blick flackerte vor Aufregung.
      „Du bist wieder da.
Ich bin so froh!“ Er ließ mich los und fuhr fort. „Du musst uns alles
berichten. Wir wissen, dass du in Incendium gewesen bist. Es ist unglaublich,
dass du das geschafft hast. Wie war das möglich? Was hast du dort gesehen? Lass
nichts aus, es könnte alles hilfreich sein, um gegen dieses Pack endlich
anzukommen.“
      Ich sammelte mich,
sah ihm dann jedoch mit festem Blick in die Augen.
      „Ich hatte eine
Jacke von Night Reichenberg in meinem Schrank gefunden.“ Es war besser, wenn
ich hier die Wahrheit erzählte und gleich damit herausrückte. „Er hat sie mir
auf dem letzten Schattenball geliehen und ich hatte vergessen, sie ihm
zurückzugeben. Es war mir völlig entfallen, dass ich sie noch hatte.“
      Ich blickte meinen
Vater an und hoffte, dass er mir glauben würde.
      „Entfallen also“,
wiederholte er meine Worte und leichte Wut schwang im Unterton mit. Immerhin
hatte er damals dafür gesorgt, dass unser Zimmer von der Durchsuchung durch die
Radrym verschont geblieben war. Er hatte mir vertraut und nun hatte ich ihn
enttäuscht.
      „Fahr fort“,
forderte er mich mit seltsam kaltem Blick auf.
      „Als ich sie
wiederfand, war ich so wütend darüber, dass ich sie weggeschmissen habe. Ich
habe ein Klirren gehört und mich umgesehen. Ein Flakon war herausgefallen und
zu Bruch gegangen. Doch da hatte sich auch schon ein Licht um mich gelegt. Mir
wurde schwindelig, alles drehte sich und als ich die Augen wieder öffnete, war
ich in Incendium.“
      Mein Vater nickte
aufgeregt. Seine Wut schien verraucht, stattdessen stand unverhohlene Gier in
seinen Augen. Ich sah, wie viel er sich von meiner Aussage versprach. Er hoffte
wohl, dass er nun einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen die Dämonen
weiterkam.
      „Das ist
großartig“, freute er sich. „Erzähl weiter. Hast du irgendetwas herausbekommen
können? Weißt du, womit man ihnen schaden; vielleicht sogar, wie man sie vernichten
kann?“
      Ich schüttelte den
Kopf. „Nein, tut mir leid. Ich bin in einem Wald aufgewacht und dort eine ganze
Zeit lang umhergeirrt. Schließlich kam ich zu einem Dorf, wo ich mir zu essen
und zu trinken stahl. Ich bin immer weitergelaufen
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