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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung
Autoren: Juliane Maibach
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Soldaten umher. Ich war nur froh, dass der Trank wirklich funktionierte,
sonst wären wir wohl längst entdeckt worden.
      „Dort hinten steht
ein Tor offen. Da scheint es reinzugehen“, erklärte Sky und deutete auf eine
große Doppeltür.
    Wir näherten uns
vorsichtig und versuchten, leise zu sein. Auch wenn die Soldaten uns dank des
Firron-Tranks nicht sahen, konnten sie uns immer noch hören.
      „Wo, glaubt ihr,
könnte er sein?“, flüsterte Saphir.
      „Vielleicht in
einem Verließ“, schlug Sky vor. „So was ist doch bestimmt eher im Keller.“
      In diesem Moment
kamen zwei Männer aus dem Gebäude, wir konnten ihnen gerade noch ausweichen.
      „Ich kann die Feier
heute Abend kaum mehr erwarten“, hörten wir den einen sagen.
      „Ja, allerdings. Es
ist lange her und was, glaubst du, wird das erst für ein Fest, wenn unser Herr
auf dem Thron sitzt.“
      Der andere nickte.
„Endlich kommt alles wieder in die richtigen Hände. Nie hätte dieser Velmont an
die Macht kommen dürfen.“ Er lachte. „Aber nun haben wir seinen Sohn. Ein
echter Glücksgriff.“
      „Ja, allerdings.
Ich wundere mich nur, dass unser Herr ihn so lange am Leben lässt. Er hätte ihn
am besten gleich getötet.“
      Der andere zuckte
mit den Schultern.
      „Ich habe gehört,
sie versuchen, irgendwelche Informationen aus ihm herauszubekommen, doch er
scheint ziemlich stur zu sein. Na ja, bei Altrur und Kibar wird er sein
Schweigen sicherlich brechen.“
      „Ja, dem
Folterkeller hält keiner lange stand.“
      Die beiden gingen
weiter und wechselten das Thema.
      Ich spürte, wie es
mir bei dem Wort Folterkeller eiskalt den Rücken hinablief. Ich musste an das
Bild aus meiner Vision denken und versuchte zugleich, es schnell wieder abzuschütteln.
      „Ihr habt es
gehört. Wir sollten also versuchen, irgendwie in die Kellerräume zu kommen“,
sagte Sky.
      Wir betraten das
Gebäude und folgten einem langen, steinernen Flur. Auch hier drinnen sah es
recht marode aus. Kleine Steine und Staub bröselten hin und wieder auf uns
herab. Einige Wände waren eingefallen und wiesen große Löcher auf. Dekorationen
oder auch nur Fenster suchte man vergebens. Einzig und allein Feuerschalen und
große Kerzen erhellten das Innere.
      „Sollen wir es hier
versuchen?“, fragte Céleste leise und deutete auf eine schmale Treppe, die
hinabführte.
      Sky nickte mit
ernster Miene. „Klar, los geht’s!“
      Wir achteten auf
unsere Schritte, damit sie nicht durch das Gewölbe hallten. Immer tiefer
drangen wir in das Gebäude ein. Ich spürte, wie sich eisige Kälte um mich
legte, je tiefer wir kamen. Schließlich gelangten wir in einen langen Gang.
Wasser tropfte von der Decke und zersprang mit einem klatschenden Geräusch auf
dem Boden. Es lagen mehrere Türen zu beiden Seiten, doch die meisten waren
verschlossen.
      „Und jetzt?“,
wisperte Céleste leise. Auch sie fröstelte.
      „Keine Ahnung“,
erwiderte Sky mit ernster Miene. „Sollen wir einfach weitergehen oder woanders
suchen?“
      Da hörten wir
Stimmen. Es war eindeutig der tiefe Bass eines Mannes, der durch das Gemäuer
hallte.
      „Dieser Scheißkerl
treibt mich noch in den Wahnsinn. Sag endlich, wo der Kristall ist?!“
      Wir stutzten, sahen
einander an und eilten den Geräuschen entgegen.
      „Hier muss es
sein“, meinte Saphir und deutete auf eine schmutzige Stahltür.
      „Und wie kommen wir
da jetzt bitte rein?“, flüsterte Thunder.
      „Ich mach das
schon“, antwortete Sky mit angespannter Miene. Er nahm die Klinke in die Hand
und drückte sie langsam nach unten.
      „Bist du übergeschnappt?!“,
keuchte Thunder erschrocken, doch er ließ sich nicht abbringen. Ganz langsam
zog er die Tür auf, bis sie einen Spaltbreit offen stand. Niemand schien etwas
bemerkt zu haben und so lehnten wir uns vor und versuchten, einen Blick zu
erhaschen. Ich schrak augenblicklich zurück und vergaß für einen Moment zu
atmen. Es war genau wie in meiner Vision. Devil war mit schweren Ketten an eine
Wand gefesselt. Sein Shirt war zerfetzt, er blutete aus mehreren Wunden. Man hatte
ihm wohl ordentlich zugesetzt. Zwei Männer standen vor ihm, der eine schien
äußerst wütend zu sein und brüllte immer wieder. Der andere wirkte etwas gelassener.
      „Du bist wirklich
verdammt unverschämt. Hast du noch nicht begriffen, wo du bist? Du solltest langsam
etwas Ehrfurcht zeigen, sonst schlag ich dir dein unverschämtes Grinsen aus dem
Gesicht!“,
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