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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
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    »Bitte machen Sie die Tür auf.«
    Keine Antwort.
    »Schauen Sie durch den Türspion«, sagte ich. »Ich bin keine Polizistin. Ich bin Staatsanwältin.«
    Ich trat einen Schritt zurück, damit die Frau in der Souterrainwohnung mich gut sehen konnte. Man hatte sowohl den Korridor als auch das Treppenhaus geräumt und alle Uniformierten hinausgeschickt, darunter auch die Emergency Services. Die Truppe war angerückt, um die Tür mit einem Rammbock aufzubrechen, und war kurz zuvor, bei meinem Eintreffen am Tatort um ein Uhr nachts, noch da gewesen.
    Von innen war nichts zu hören. Kein Geräusch. Keine Bewegung.
    »Ich heiße Alexandra Cooper. Sie sind Tina, stimmt’s? Tina Barr.« Ich verschwieg, dass ich bei der Staatsanwaltschaft die Abteilung für Sexualdelikte leitete. Die Polizei war nicht sicher, ob der Mann, der am Abend in ihre Wohnung eingebrochen war, sie auch vergewaltigt hatte, und hoffte, ich könne ihr Vertrauen gewinnen und es herausfinden.
    Ich lauschte an der Metalltür. Nichts.
    »Jetzt ist dein Feingefühl gefragt, Coop.« Mike Chapman kam die Treppe herunter und gab dem jungen Polizisten, der mir mit einer Taschenlampe über die Schulter leuchtete, eine Glühbirne. »Draußen geben sie dir keine große Chance, aber ich verlass mich auf deine Überredungskünste, um die Frau aus der Wohnung zu
locken, damit die Jungs hier endlich in die Betten kommen.«
    Der junge Polizist reichte die Glühbirne an Mercer Wallace weiter, den zwei Meter großen Detective von der Sonderkommission für Sexualverbrechen, der mich zu dem Brownstone-Gebäude in der 93. Straße Ost, einer ruhigen Querstraße zwischen Lexington und Third Avenue, gerufen hatte.
    Mercer streckte sich und schraubte die Birne in die Fassung. Ihr Licht fiel auf die rissigen, graubraun gestrichenen Wände und Decken. »Die alte hat jemand kaputt gemacht. Wahrscheinlich der Täter. Hier sind überall Glassplitter.«
    »Danke, Kid«, sagte Mike und schickte den jungen Polizisten weg. »Irgendwelche Fortschritte, Detective Wallace?«
    »Hier ist niemand umgebracht worden«, flüsterte ich Mercer zu. »Und eine Glühbirne hätten wir auch in der Bodega in der Lexington Avenue kaufen können. Keine Ahnung, warum du Mike herzitiert hast, aber sorg bitte dafür, dass er mir von der Pelle bleibt.«
    »Scheiße, ich habe schon gesehen, wie Blondie die schlimmsten Perverslinge dazu brachte, in den Bus nach Sing-Sing zu steigen, um sich für die nächsten fünfundzwanzig Jahre oder noch länger mit jemandem eine Zelle zu teilen. Ich war dabei, wenn sie den verlogenen Lippen geisteskranker Psychopathen Geständnisse abgerungen hat. Wenn sie willensschwachen Männern -«
    Mercer legte den Finger an die Lippen und zeigte zur Treppe.
    »Tina, diese beiden Detectives sind meine Freunde. Ich arbeite seit über zehn Jahren mit ihnen zusammen.«

    Ich räusperte mich und hustete. Im Hausflur hing noch immer etwas Rauch. »Können Sie mir sagen, warum Sie nicht aufmachen wollen? Warum vertrauen Sie uns nicht? Wir machen uns Sorgen um Sie, Tina. Wir fragen uns, ob es Ihnen gutgeht.«
    Mercer zupfte mich am Ellbogen. »Lass uns kurz nach oben an die frische Luft gehen.«
    Ich blieb noch ein paar Minuten vor der Tür stehen, bevor ich Mike und Mercer durch die kleine Eingangshalle nach draußen folgte. Es war eine milde Oktobernacht, und auf der Straße hatten sich Schaulustige eingefunden, die auf dem Nachhauseweg oder beim Gassigehen mit ihrem Hund neugierig die Aktivitäten der Polizei beobachteten.
    Der uniformierte Sergeant vom 23. Revier, der als Erster mit seinen Leuten vor Ort gewesen war, stand auf dem Gehsteig und unterhielt sich mit Billy Schultz, dem Mann, der eine Stunde zuvor die Polizei gerufen hatte.
    »Wie sieht es hinter dem Haus aus?«, fragte Mike gerade, als ich ihn und Mercer auf der Eingangstreppe einholte.
    »Dort sind zwei Cops postiert. Es gibt einen kleinen Gemeinschaftsgarten für die Anwohner. Man kann ihn sowohl vom Erdgeschoss als auch von Barrs Souterrainwohnung durch eine Hintertür erreichen, aber seit wir hier sind, hat sich dort nichts getan.«
    »Was weißt du über die Frau?«
    »Nicht viel. Niemand scheint sie gut zu kennen.« Mercer wandte sich an den Mann, der neben dem Sergeant stand. Ich schätzte ihn auf ungefähr vierzig, ein paar Jahre älter als Mike und ich. »Das ist Mike Chapman, Billy. Er ist der Nachtwache zugeteilt.«
    Mike war Detective im Morddezernat von Manhattan
Nord, aus dem die Nachtwache Leute
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