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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
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Tina Barr dazu zu bringen, mich in die Wohnung zu lassen.
    »Außer mir ist jetzt niemand mehr hier unten, Tina. Die Männer sind alle draußen. Ich will genauso wenig wie Sie, dass man Ihre Tür aufbricht. Aber wir machen uns Sorgen um Sie. Hier unten war viel Rauch. Können Sie mir bitte wenigstens sagen, ob Sie verletzt sind?«

    Über eine Minute lang kam keine Antwort. Dann hörte ich leise ein, zwei Worte, die sich anhörten, als würde die Frau auf dem Boden sitzen oder liegen.
    Ich ging in die Hocke und drückte ein Ohr an die Tür. »Entschuldigung. Was haben Sie gesagt?«
    »Nicht verletzt. Es wird schon wieder.«
    Sie sprach zögerlich und stockend.
    »Tina, haben Sie Schwierigkeiten beim Atmen?«
    Keine Antwort.
    »Wir können Ihnen Sauerstoff geben, Tina. Ist es der Rauch? Ist in Ihrer Wohnung noch immer Rauch?«
    »Nein.«
    »Haben Sie den Mann in Ihre Wohnung gelassen? Den Feuerwehrmann?«
    Sie weinte wieder, als sie zu sprechen versuchte. »Nein, nein, ich habe ihn nicht reingelassen.«
    »Aber Sie haben der Polizei gesagt, dass -«
    »Ich habe nur aufgemacht, weil er mir seine Dienstmarke zeigte und sagte, dass es brennt. Ich konnte den Rauch riechen und sehen. Ich habe ihm geglaubt.« Tina Barrs Worte kamen stockend, von Schluchzern unterbrochen. »Er hat sich gewaltsam Eintritt verschafft. Ich wollte ihn nicht reinlassen.«
    »Sie können uns vertrauen, Tina. Sie wissen jetzt, dass dieser Mann in Wirklichkeit kein Feuerwehrmann war. Seine Dienstmarke war nicht echt.« Mercer hatte es bei der Feuerwehr überprüft und Barr gesagt, noch bevor ich gekommen war. »Die Polizei glaubt, dass der Mann das Feuer selbst gelegt hat, um in Ihre Wohnung zu kommen.«
    Ich hörte, wie sie auf der anderen Seite der Tür tief Luft holte.
    Ich atmete ebenfalls tief durch. »Ich arbeite mit Opfern sexueller Gewalt, Tina. Das ist mein Job. Deshalb
dachte die Polizei, dass ich Ihnen vielleicht helfen kann. Ich habe mit extrem heiklen Fällen zu tun.« Der Rauch brannte mir in den Augen, sodass ich sie schloss. »Wurden Sie von diesem Mann bedroht?«
    Sie begann wieder zu husten.
    Ich wusste nicht, wie lange er in der Wohnung gewesen war, bevor Billy Schultz ihn nachts um halb eins aus dem Haus rennen sah.
    »Wurden Sie durch sein Klopfen aufgeweckt, Tina?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wie spät es war, als Sie zur Tür gegangen sind?«
    »Das war um fünf«, sagte sie.
    »Fünf Uhr am Nachmittag?« Sie musste verwirrt sein. »Hören Sie, ich werde die Polizei bitten, Ihre Tür aufzumachen oder von der Rückseite durch das Küchenfenster bei Ihnen einzusteigen, Tina. Sie sind wahrscheinlich noch etwas benommen. Er kann nicht so lange bei Ihnen gewesen sein.«
    Bevor Tina Barr weitersprach, hörte ich ein Geräusch, so als hätte sie ihre Haltung verändert. Sie war aufgestanden, vielleicht aus Ärger über meine Bemerkung. Ich stand ebenfalls auf, als sie mit der Faust gegen die Tür schlug. »Ich weiß genau, wie spät es war, als der Mann klopfte, verstehen Sie? Es war nicht mitten in der Nacht, Ms Cooper. Es war fünf Uhr am Nachmittag.«
    Die Polizisten und ich waren davon ausgegangen, das Ganze hätte sich innerhalb von Minuten abgespielt, bevor Schultz nach Hause gekommen war. Auf die Schnelle, wie die meisten Einbrüche, und solange die Rauchbomben noch rauchten. Wir hatten uns geirrt.
    »Entschuldigen Sie bitte, Tina. Aber jetzt muss
ich erst recht wissen, was er Ihnen angetan hat.« Ich wollte das Wort »Vergewaltigung« nicht aussprechen. Sie musste mir selbst erzählen, was vorgefallen war.
    »Ich will nicht mit der Polizei reden, Ms Cooper. Ich sage Ihnen, was passiert ist, aber nur, wenn die Polizisten dann weggehen.«
    »Ich bin allein hier unten. Die Männer bleiben draußen.« Ich hielt kurz inne. »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    Tina Barr schniefte, dann war sie ruhig. Ich hörte, wie das Bolzenschloss geöffnet wurde.
    Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Eine junge Frau spähte in den Flur, wobei sie mit einer Hand ihren weißen Bademantel aus Chenille zuhielt. Ihre dunkelbraunen Haare waren zerzaust, ihre Augen vom Weinen gerötet, und an ihrem Mund befanden sich Rückstände von Klebeband.
    Ich streckte die Hand aus, weil ich sie durch eine Berührung trösten wollte, aber sie wich erschrocken zurück.
    »Sie irren sich, wenn Sie von einem Sexualverbrechen ausgehen, Ms Cooper. Er wollte mich umbringen«, sagte Tina Barr. »Als der Mann ging, dachte er, ich wäre tot.«

2
    »Ich möchte keine
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