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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
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speiübel.«
    »Fahr langsam, Howie. Keine Schlaglöcher«, rief er dem Fahrer zu. »Ich heiße Jorge Vasquez. Ich werde jetzt Ihren Puls und Ihren Blutdruck kontrollieren, Miss. Das muss ich tun.«
    Tina legte sich hin und schob ihren Ärmel hoch, damit Jorge die Blutdruckmanschette anlegen konnte.
    »Wie alt sind Sie, Ms Barr?«
    »Dreiunddreißig.«
    »Geburtsdatum?«
    Sie nannte zuerst das Jahr, dann den 14. März.
    »Größe und Gewicht?«

    »Eins fünfundsechzig.« Sie war zwölf Zentimeter kleiner als ich, wog aber fast dasselbe. »Einundsechzig Kilo.«
    »Wie sind Sie versichert?«
    Tina hielt die Hand vor den Mund, als würde sie sich wieder übergeben müssen.
    »Sind Sie versichert?«
    »Nein.«
    Der Sanitäter sah mich über ihren Kopf hinweg an. Ich nickte. Falls Tina nicht bezahlte, würde die staatliche Opferhilfe für die Krankenhausbehandlung aufkommen. Es war weder der richtige Ort noch der rechte Zeitpunkt, um auszuhandeln, wer die Kosten für die teure Untersuchung übernehmen würde.
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich - äh - ich bin Bibliothekarin.«
    »Wie schön. Sie mögen Bücher. Ich habe nie Zeit zum Lesen.« Vasquez trug die Information in das Formular ein. »Wer ist Ihr Arbeitgeber? Die Stadt?«
    »Momentan bin ich arbeitslos. Ich habe vor einer Woche gekündigt.«
    »Bei der Stadt ist man gut versichert. Sie sollten es sich noch mal überlegen. In welcher Abteilung haben Sie gearbeitet? Die Vorschriften, Ms Barr. Ich muss hier was eintragen.«
    »Nein, es war nicht die Stadt. Es war privat. Es ist vorbei.«
    Der Fahrer bog in nördlicher Richtung in die Madison Avenue ein. Vasquez legte sein Klemmbrett ab, maß Tinas Blutdruck und notierte sich die Werte.
    »Was dagegen, wenn ich Ihre Pupillen überprüfe?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. Vasquez kontrollierte ihre Pupillen und machte sich wieder eine Notiz.

    »Wollen Sie mir erzählen, was passiert ist, Miss?«
    »Ich weiß nichts Genaues. Nur, dass ich betäubt wurde. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen«, sagte Tina. »Und ich habe fürchterliche Kopfschmerzen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, womit Sie betäubt wurden?«
    »Nein. Das sagte ich Ms Cooper schon. Aber ich habe schrecklichen Durst.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Das tut mir leid. Sie sind dehydriert, aber in ein paar Minuten sind wir in der Notaufnahme. Vorher kann ich Ihnen nichts geben. Sie bekommen vielleicht eine Infusion.«
    Die Fahrt zum Krankenhaus dauerte keine fünf Minuten. Ich wollte noch mehr über Tina Barr wissen - etwas, was mir verriet, warum sie Opfer dieses Verbrechens geworden war -, aber Jorge Vasquez hatte alle Informationen, die er brauchte.
    Als er vor der Notaufnahme die Hecktüren des Krankenwagens öffnete, erwartete Mercer uns bereits. Ich zwängte mich an der Trage vorbei und sprang an seiner Hand aus dem Krankenwagen.
    »Ich glaube, es ist besser, mit Ms Barr hier draußen zu warten. Drinnen ist die Hölle los«, sagte Mercer.
    »Kein Problem«, sagte Vasquez. »Ich kann die Pause gut gebrauchen.«
    »Momentan behandeln sie eine Schusswunde. Ein Fünfzehnjähriger ist in einen Schusswechsel zwischen zwei Dealern geraten und wurde in die Brust getroffen. Außerdem ein schwerer Autounfall auf dem FDR Drive - drei Passagiere mit Schädelhirntrauma. Und dann noch die übliche Mischung aus Knochenbrüchen und Bauchschmerzen. Wenn du nicht deine Beziehungen
spielen lässt, werden sie sich mit einer potenziellen Vergewaltigung bis zum Morgengrauen Zeit lassen.«
    Die meisten Opfer sexueller Gewalt wiesen keine sichtbaren Verletzungen auf, wenn sie sich in medizinische Behandlung begaben. Im Gegensatz zu anderen Patienten kamen sie nicht ins Krankenhaus, weil sie lebensrettende Maßnahmen brauchten, sondern zur Beweisaufnahme und um sich psychologisch betreuen zu lassen. Ohne juristischen Beistand oder rechtsmedizinische Bereitschaftsdienste wurden diese Frauen in der Notaufnahme oft gar nicht beachtet und mussten dann Stunden warten, bis sich jemand ihrer annahm.
    »Wir werden uns bemühen, dass Sie so schnell wie möglich an die Reihe kommen«, sagte ich zu Tina. Dann ließ ich sie in der Obhut von Vasquez und seinem Partner und folgte Mercer in die Notaufnahme.
    Der Wachmann trat beiseite, als Mercer seine Dienstmarke zückte und die automatische Doppeltür aufging. Ein Dutzend durch Vorhänge abgetrennte Kabinen - die offenbar alle besetzt waren - waren halbkreisförmig um den Schwesternstützpunkt angeordnet, wo Mike die
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