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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
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Füße auf den Tisch gelegt hatte und genüsslich Pralinen aus einer Schachtel auf dem Schreibtisch futterte.
    »Hast du mit der Stationsschwester gesprochen?«
    »Ja, wir sind bald dran, zwischen dem Herzinfarkt da drüben in der Ecke und dem Ehestreit, bei dem die Frau mit dem Hackmesser auf den Alten losging«, sagte Mike.
    Er winkte einen Krankenpfleger herbei, der hinter dem dünnen Vorhang des ersten Behandlungsbereichs hervorkam. »Das ist Ms Cooper, Joe. Sind Sie gut im Entfernen von Splittern? Sie ist seit ein paar Monaten so steif drauf, als hätte sie einen Besenstil verschluckt, und ich hatte gehofft -«

    »Wir warten noch auf eine Mitarbeiterin des Gewaltopferprogramms, Ms Cooper.« Joe zog seine blutverschmierten Handschuhe aus und warf sie zusammen mit der Spritze in seiner Hand in den Sondermüllbehälter. Der dunkelhäutige Mann, dessen Haut ebenso schwarz war wie die von Mercer und der die Statur eines Rugbyspielers hatte, war nicht in der Stimmung für Mikes Humor. »Sie kommen dran, sobald wir können. Ich muss noch einen Patienten zum Röntgen vorbereiten, und eine weitere Patientin wartet auf ihre Aufnahme, bis ein Zimmer frei wird.«
    »Mag sein, dass es sich nicht so dringend anhörte, als die Detectives vorhin anriefen.« Ich wusste, dass es eine halbe Stunde dauern konnte, bis eine Mitarbeiterin der Opferhilfestelle in der Notaufnahme erschien. »Aber Tinas Zustand ist schlechter, als wir dachten.«
    Ich zog den Lappen aus meiner Hosentasche. »Der Täter hat ihr das hier aufs Gesicht gedrückt, bis sie bewusstlos wurde.«
    »Gut gemacht.« Mike stand auf, beugte sich über den Tisch und roch an dem Lappen. »Was meinen Sie, Joe? Äther? Oder etwas nicht ganz so Giftiges. Vielleicht Chloroform?«
    Joe wollte nicht näher kommen. »Falls es das war, hätte die Menge für eine tödliche Herzarrhythmie ausgereicht.«
    »Das Ding hier geht direkt ins Labor, Coop.«
    »Die Sanitäter sollen sie reinbringen«, sagte Joe. »Wir schauen uns die Frau an.«
    Mike, Mercer und ich durchquerten den Wartebereich voller besorgter Angehöriger und Freunde in Richtung Ausgang und gingen dann auf der Zufahrt bis zur Straße. Der Fahrer hatte den Platz für das nächste
Fahrzeug freigegeben und stand nun in zweiter Reihe in der Madison Avenue.
    Jorge Vasquez lehnte an dem rotweißen Krankenwagen. Mercer winkte ihm zu und bat ihn, zurückzufahren und die Patientin auszuladen.
    Vasquez zuckte die Achseln.
    »Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit Ihrem ›Ist nicht meine Aufgabe‹-Scheiß«, sagte Mike. »Los, machen Sie schon!«
    »Ich bin leer, Mann.« Vasquez rieb sich die Hände, als wollte er Krümel abwischen. »Die Frau ist weg.«
    »Wohin?«, fragte ich.
    »Sie wollte es so, Ms Cooper. Ich kann niemanden gegen seinen Willen festhalten.«
    Trotz der Tortur, die sie gerade hinter sich hatte, verweigerte Tina Barr die ärztliche Behandlung.
    »In welche Richtung ist sie gegangen?«
    » No sé «, sagte Vasquez. »Sie hat mir gesagt, dass sie von Anfang an keine Polizei wollte. Sie sprang einfach raus. Sie sollen sie in Ruhe lassen, hat sie gesagt.«

3
    »Trotzdem finde ich, wir hätten Tina zu Hause abfangen können«, sagte Mike, als er mir einige Stunden später am Schreibtisch gegenübersaß.
    »Wozu? Aus irgendeinem Grund wollte sie uns von Anfang an nicht dabeihaben. Der Nachbar hat die Polizei gerufen. Nicht Tina.«
    »Ich weiß nicht. Wir hätten sie mitnehmen und zur Hauptzeugin machen sollen, um herauszufinden, was passiert ist.«

    »Man kann jemanden nicht einfach zum Hauptzeugen bestellen, außer im Rahmen eines anhängigen Strafverfahrens.« Ich war gerade dabei, für den Mord, in dem wir seit Monaten ermittelten, eine Chronologie zu erstellen, und fuhr fort, mir Notizen zu machen. »Das weißt du doch.«
    »Willst du die Sache weiterverfolgen?«
    »Ich gebe Tina einen Tag Zeit, damit sie sich beruhigt. Dann wird sie merken, dass weder die Flashbacks noch die nächtlichen Schweißausbrüche von alleine weggehen. Vielleicht ist sie dann froh, darüber reden zu können.«
    Wir waren in meinem Büro in der Abteilung für Sexualverbrechen, im achten Stock des Gerichtsgebäudes von Manhattan. Es war Mittwochvormittag, halb zehn. Mike hatte mir gerade den dritten Becher Kaffee geholt. Er legte seinen Bagel auf einen Aktenschrank, wobei er einen Manilaordner als Unterlage benutzte, und entfernte dann den Deckel von dem Becher.
    »Wieso hat Richter Moffett im Fall Griggs eine Anhörung anberaumt? Wir
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