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Verschwunden

Verschwunden

Titel: Verschwunden
Autoren: Amanda McLean
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Ihnen gesagt, er sei auf einer Schule hier in Monticello angemeldet?“
„Ja, genau“, sagte Lane und Michael ließ sie die Erklärungen übernehmen. Es war ihr Fall. „Ich habe aber ein sehr komisches Gefühl bei der Sache. Denn der Vater sagte, der Junge sei zu seiner Großmutter gezogen, und ich weiß genau, dass es keine Großmutter gibt.“
    „ Haben Sie schon das Jugendamt eingeschaltet?“
„Natürlich, schon vor Monaten, da Jeremy auch immer wieder mit Verletzungen in die Schule gekommen ist.“
„Und die haben nichts unternommen?“
„Sie haben das unternommen, was in ihrer Macht stand, und das war nicht viel.“
    „ Also, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass der Junge nicht bei uns an der Schule ist. Es gibt aber noch eine weitere Grundschule in Monticello.“
„Da waren wir bereits. Die haben auch noch nie etwas von ihm gehört“, sagte Lane. Ihre Hoffnung sank mit jedem weiteren Wort.
    Die Direktorin überlegte still. Dann sagte sie: „Haben Sie ein Foto von dem Jungen dabei?“
„Natürlich“, antwortete Lane, nahm es aus der Tasche und hielt es der Frau hin.
„Nein, leider habe ich diesen Jungen noch nie gesehen. Dass der Junge nicht an unserer Schule und auch nicht an der George L Cooke ist, bedeutet aber nicht unbedingt, dass er nicht in der Stadt ist. Vielleicht ist er bisher nur noch an keiner Schule angemeldet. Wenn ich Ihnen einen Ratschlag geben darf, gehen Sie auf die Straße, fragen Sie die Leute. Monticello ist eine Kleinstadt, wenn Jeremy hier ist, wird ihn auch jemand gesehen haben.“
    Die beiden bedankten sich und gingen wieder. Als sie im Auto saßen, konnte Michael Lane ansehen, wie schwer sie die Nachricht mitgenommen hatte.
„Laney, die Frau hat recht, vielleicht ist er auf keiner Schule, aber trotzdem in der Stadt. Komm, wir fahren ins Zentrum und zeigen das Foto herum.“
    Sie sah ihn müde an. „Denkst du denn, dass das überhaupt noch Sinn macht?“
„Na klar, den Versuch ist es auf jeden Fall wert.“
Michaels Optimismus müsste man haben, dachte sie. „Okay, dann los. Vielleicht bringt es ja wirklich was.“

17
    Es brachte nichts, rein gar nichts.
Nachdem sie ihr Lunch – Thunfischsandwiches – zur Stärkung zu sich genommen hatten, fingen sie an. Zwei Stunden lang liefen sie in der Gegend herum und zeigten allen Leuten das Bild. Niemand kannte Jeremy.
    „ Michael, es ist vergebens“, sagte sie irgendwann. „Lass uns nach Hause fahren.“
Michael sah sie mitfühlend an. „Wir könnten noch ein paar andere Orte abfahren, Spielplätze, Parks.“
Lane schüttelte den Kopf. „Er ist nicht hier. Ich hatte es doch gleich im Gefühl. Er ist nicht in Monticello und er war es auch nie. Kyle Reed hat uns an der Nase herumgeführt.“
    Sie hatte es gleich gewusst, in dem Moment, in dem Kyle es Michael gesagt hatte. Sie hatte gewusst, dass er log. Und nun konnte sie seine Lüge beweisen. Nur wenn Jeremy nicht hier war – wo war er dann?
    ***
    Sobald sie wieder im Auto saßen, schlief Lane ein. Sie war so unglaublich müde. Nicht nur, dass sie die Augen nicht mehr offenhalten konnte, sie wollte auch nicht mehr darüber nachdenken, was wohl mit Jeremy war. Sie hatte immerhin schon seit sechs Wochen nichts von ihm gehört oder gesehen. Sie hatte keinen Anhaltspunkt, wo er war. Er war einfach spurlos verschwunden.
    Schreiend schreckte sie hoch.
„Hey, Laney, alles gut. Du hast nur geträumt“, beruhigte Michael sie, der noch immer neben ihr im Auto saß.
Sie sah aus dem Fenster und erkannte schon die Skyline von Manhattan. In Kürze würden sie zu Hause sein.
    „ Gott sei Dank war das nur ein Traum“, sagte sie. „Ich habe geträumt, dass Jeremy gefunden wurde.“
„Das ist doch gut.“
„Er war tot.“
„Es war nur ein Traum, Laney. Jeremy geht es bestimmt gut. Okay, ob es ihm wirklich so gut geht, weiß ich nicht, wir wollen uns nichts vormachen. Aber er ist ganz bestimmt am Leben.“
    Lane nickte. Ja, er war am Leben, das spürte sie. Aber er brauchte ihre Hilfe. Sie hatte ihm gesagt, dass sie für ihn da sein würde, wenn er sie brauchte. Und jetzt wartete er bestimmt auf sie, darauf, dass sie kommen und ihm helfen würde. Dass sie ihn befreien würde aus der Gefahr, in der er steckte. Und sie konnte absolut nichts tun. Diese Hilflosigkeit würde sie noch um den Verstand bringen.
    „ Michael, ich muss zum Haus der Reeds. Ich will versuchen, mit der Mutter zu sprechen.“
„Und wenn Kyle zu Hause ist?“
„Wir können das Haus beobachten, und wenn er
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