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Verschwunden

Verschwunden

Titel: Verschwunden
Autoren: Amanda McLean
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Altersheim besuchen wollte.
    Lane dachte über Evas Worte nach. Ja, sie hatte recht, sie musste es herausfinden. Wenn Jeremy nämlich in irgendeiner Weise Hilfe brauchte, dann sollte er sie auch bekommen.
    ***
    Lane trat aus dem Schulgebäude. Der Schulhof war bereits leer, die Kinder waren entweder von ihren Eltern abgeholt worden oder waren mit dem Schulbus nach Hause gefahren.
    Lane erinnerte sich noch gut daran, wie sie selbst damals immer mit diesem gelben Bus gefahren war. Ihr Vater war früh gestorben und ihre Mutter hatte zwei Jobs, damit sie ein Dach über dem Kopf und genug zu essen hatten. Sie hatten selbst in Brooklyn gelebt, in Greenpoint.
    Erst vor Kurzem war Lane endlich in eine bessere Gegend gezogen, nach Prospect Heights, wo sie sich eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung gemietet hatte.
Ihre Mutter war vor drei Jahren zu ihrer Schwester nach Hartford in Connecticut gezogen.
    Nun wohnte Lane allein, wie sie es immer gewollt hatte, denn sie liebte die Stille, liebte es, sich den ganzen Abend mit einem guten Buch bei Kerzenschein aufs Sofa zu kuscheln.
Nicht selten war sie dabei eingeschlafen und erst am nächsten Morgen erwacht, nachdem das Teelicht längst runter gebrannt war.
    Es hatte Zeiten gegeben, da hätte sie beinahe daran gedacht, mit einem Mann zusammenzuziehen, mit Michael, ihrem Ex-Freund. Ex deshalb, weil sie ihn dabei erwischt hatte, wie er sie mit ihrer besten Freundin betrog. In demselben Bett, in dem sie sich zwei Jahre lang geliebt hatten.
Er hätte ihr wohl lieber nicht den Schlüssel zu seiner Wohnung geben sollen.
    Nun hatte Lane einen Ex-Freund, Michael, und eine Ex-beste-Freundin, Maggie. So lief es manchmal im Leben. Und deshalb wollte Lane auch kein Risiko eingehen und sich zu sehr binden. Was, wenn sie damals bereits mit Michael zusammengewohnt hätte? Was, wenn sie zusammen eine Katze gehabt hätten, einen Hamster, eine Stehlampe?
    Nein, das brauchte sie wirklich nicht. Sie war schon ganz zufrieden, so wie es lief. Tagsüber durfte sie das machen, was ihr am meisten Freude bereitete, nämlich süße kleine Kinder lehren, und am Abend dann kam sie zurück in ihr hübsches kleines Zuhause und machte es sich gemütlich. Das war alles, was sie zum Glücklichsein brauchte. Und sie vermisste gar nichts. Das redete sie sich zumindest selbst gern ein.
    „ Piep, Piep“, machte es. Eine SMS. Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und wusste schon, bevor sie auf das Display sah, von wem sie war. Wenn es um Michael ging, hatte sie schon immer ein gutes Gespür gehabt.
    Laney, bitte gib uns doch noch eine Chance! Geh wenigstens einmal mit mir essen, nur essen. Okay? Melde dich!
    So ein Idiot, dachte Lane, macht der sich etwa immer noch Hoffnungen? Kapiert der nicht, dass es ein für alle Mal aus ist? Sie beschloss, Michael auf keinen Fall zu antworten und packte ihr Handy wütend zurück in die Tasche.
    Heute brauchte sie aber einen extra großen Vanille-Macchiato. Als sie aus der U-Bahn-Station rauskam, marschierte sie auf direktem Wege in den Coffee Shop. Geschätzte 2000 Kalorien waren jetzt genau das Richtige.

2
    Am nächsten Morgen erwachte Lane mit Kopfschmerzen. Sie fühlte sich fast, als hätte sie einen Kater. Konnte man von zu viel Vanille-Macchiato auch einen bekommen?
    Nachdem sie sich mit viel Schminke die müden Augen und die fahle Haut abgedeckt hatte, ihr langes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und sich das hübsche blau-weiß-karierte Kleid angezogen hatte, in dem sie sich so wohl fühlte, meinte sie, für den Tag gewappnet zu sein.
    Doch noch ehe Lane die Wohnung verlassen hatte, piepte ihr Handy schon wieder und verkündete ihr, eine neue Nachricht bekommen zu haben.
Ein wenig genervt, ein wenig gespannt, öffnete sie ihr Postfach.
    Guten Morgen, Schönheit! Ich habe letzte Nacht von dir geträumt. Erinnerst du dich an Coney Island? Das, was wir haben, dürfen wir doch nicht so einfach aufgeben. Meine Gefühle für dich haben sich nicht geändert. Hast du schon über meinen Vorschlag nachgedacht?
    Oh ja, das hatte sie, die halbe Nacht lang. Und sie wäre beinahe schwach geworden und hätte zum Telefonhörer gegriffen. Doch dann war ihr wieder das Bild von Michael und Maggie in den Sinn gekommen, und sie hatte sich selbst verflucht für die Gedanken, die sie hatte.
    Und das jetzt machte es auch nicht besser. Sie an Coney Island zu erinnern, er war ein ausgekochtes Schlitzohr. Er wusste ganz genau, wie sehr sie ihren ersten Jahrestag auf Coney Island genossen hatte. Sie
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