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Verschwunden

Verschwunden

Titel: Verschwunden
Autoren: Amanda McLean
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Michaels Nummer.
„Laney? Was ist passiert?“, fragte er ohne Umschweife.
„Du musst kommen, bitte. Schnell!“
„Ich bin in fünf Minuten bei dir!“
    Sie setzte sich auf die Couch und konnte den Anblick des Vogels nicht vergessen. Er war durch den engen Briefschlitz gezwängt worden, hatte einige Knochen gebrochen. Und er musste schon so lange da drin gewesen sein, dass er angefangen hatte zu stinken, außerdem hatten sich erste Maden an ihm gesammelt.
    Wäre sie über die Feiertage zu Hause geblieben, hätte sie ihn früher entdeckt. Sie wusste nicht, ob sie sogar dankbar dafür sein sollte, das erst jetzt getan zu haben, denn so waren ihr wenigstens ein paar schöne Tage beschert geblieben.
    Michael tauchte wie versprochen fünf Minuten später bei ihr auf. Er konnte noch nicht weit gewesen sein und hatte sofort kehrt gemacht.
Mit Tränen im Gesicht machte sie ihm die Tür auf. „Michael, Gott sei Dank bist du da!“, schluchzte sie und fiel ihm in die Arme.
„Was ist los?“
Sie überreichte ihm nur ihr Schlüsselbund und sagte: „Im Briefkasten.“
    Michael rannte die Treppen runter und auch von ihm konnte sie einen erstickten Schrei hören. Kurz darauf war er wieder oben.
„Das ist ja total krank. Der Kerl muss vollkommen durchgeknallt sein, ein Irrer. Ich kann nicht zulassen, dass du dich weiterhin in Gefahr begibst, Laney. Hast du schon die Polizei angerufen?“
Sie schüttelte, immer noch total benommen, den Kopf.
    Er nahm den Hörer ab und wählte 911. Und dann ging es richtig los. Er schimpfte drauflos, warum denn bisher nichts geschehen war, warum Kyle Reed noch immer auf freiem Fuß war, warum Lane keinen Personenschutz bekam, und forderte, dass augenblicklich jemand herkommen sollte, der sich die Tragödie ansah.
    Eine Stunde später waren Spurenermittler da, die den Briefkasten sowie den Vogel auf Fingerabdrücke untersuchten und das arme Tier als Beweisstück eintüteten.
Ein Beamter befragte Lane ein weiteres Mal, und sie schilderte die geschehenen Ereignisse. Viel war ja nicht zu berichten: Sie war aus den Ferien nach Hause gekommen und hatte den toten Vogel vorgefunden.
    „ Ich verstehe nicht, dass niemand etwas gesehen hat. Und dieser Geruch … der muss doch jemandem aufgefallen sein“, sagte sie.
„Wir sind hier in New York, Miss Downey. Hier hat jeder nur seine eigenen Sachen im Kopf. Jeder kämpft auf seine Weise ums Überleben.“
„Und was, wenn ich als Nächstes dran bin? Was, wenn er mir damit zeigen wollte, was er mit mir macht, wenn ich nicht Ruhe gebe?“
    „ Wenn Sie irgendetwas Verdächtiges sehen, melden Sie sich sofort bei uns.“
„Was ist mit Personenschutz?“, fragte Michael.
„Mr. Stewart, wir können nicht jedem, der bedroht wird, Personenschutz bieten, dafür fehlen uns die Mittel. Miss Downey wurde doch noch nicht einmal berührt von Mr. Reed.“
„Und was ist mit dem Vorfall am Bahngleis?“
„Selbst Miss Downey kann nicht mit Sicherheit sagen, dass das Mr. Reed war.“
    Lane fühlte sich wie im Film. Alle sprachen über sie, als wäre sie gar nicht da. Als wäre sie nicht zurechnungsfähig. Sie kam sich vor, als sah sie sich die Szene von einem Kinositzplatz aus an.
    „ Dann werde ich bei ihr bleiben“, sagte Michael.
„Es wäre wahrscheinlich keine schlechte Idee, wenn sie jetzt jemanden hätte, der ein Auge auf sie hat. Falls sich irgendetwas tut, zögern Sie nicht, uns anzurufen.“
„Okay.“ Michael verabschiedete den Polizisten und kam zurück zu ihr. Er nahm sie in den Arm und tröstete sie.
„Es wird alles gut, Laney, hab keine Angst. Ich passe auf dich auf, ich lass dich nicht allein.“
    In dem Moment vergaß Lane alles, was gewesen war, alles, was Michael ihr angetan hatte. Er war jetzt für sie da, in der wohl schlimmsten Zeit ihres Lebens, und das war alles, was zählte.

15
    Michael blieb bei ihr, er wich keine Sekunde von ihrer Seite, und sie war froh, ihn da zu haben. Diese Sache schweißte sie beide wieder mehr zusammen und sie wusste, dass sie ihm diesen Beistand niemals vergessen würde.
    Die Ferien waren zu Ende und Michael flehte sie an, nicht wieder zur Schule zu gehen, sich eine Auszeit zu nehmen.
„Michael, ich kann doch meine Klasse nicht einfach so im Stich lassen.“
„Wir wissen nicht, wie gefährlich dieser Typ wirklich ist und was er noch alles vorhat.“
„Ganz genau, Michael. Und ich muss mich jetzt vergewissern, dass Jeremy die Ferien gut überstanden hat.“
    Doch das war leider nicht möglich, denn Jeremy fehlte
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