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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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regelrecht unverständlich, und einige Abschnitte litten unter besonders unglücklichen Formulierungen. Er wusste sofort, wer diese Abschnitte verfasst hatte. Einar Rönn, ein Polizeibeamter, der in stilistischer Hinsicht ein enger Verwandter jenes Amtsbruders war, der in seiner berüchtigten Verkehrsordnung unter vielem anderen konstatierte, dass die Dunkelheit anbricht, wenn die Straßenlaternen angezündet werden.
    Martin Beck blätterte die Unterlagen ein weiteres Mal durch und las hier und da nach, um bestimmte Details zu überprüfen.
    Anschließend legte er den Bericht weg, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte seine Stirn in die Handflächen. Er runzelte die Augenbrauen und dachte darüber nach, was sich anscheinend ereignet hatte. Die Geschichte zerfiel in zwei Teile. Der erste war alltäglich und abstoßend.
    Vor fünfzehn Tagen, also am Sonntag, dem 18. Juni, hatte eine Mieterin im Haus Bergsgatan 57 auf Kungsholmen die Polizei gerufen. Der Anruf war um 14.19 Uhr registriert worden, aber erst zwei Stunden später war ein Streifenwagen an der Adresse eingetroffen. Das Haus in der Bergsgatan lag zwar kaum mehr als fünf Gehminuten von der Zentrale der Stockholmer Polizei entfernt, doch die Verzögerung ließ sich leicht erklären. Der Mangel an Polizisten in Stockholm schrie zum Himmel, außerdem war Urlaubszeit und, um das Maß vollzumachen, Sonntag. Des Weiteren hatte nichts darauf hingedeutet, dass die Angelegenheit besondere Eile erforderte. Die Polizisten Karl Kristiansson und Kenneth Kvastmo waren in das Gebäude gegangen und hatten mit der Anruferin gesprochen, einer Frau, die im zweiten Stock des Vorderhauses wohnte. Sie hatte ihnen gesagt, dass sie seit einigen Tagen ein unangenehmer Geruch im Treppenhaus störe, und den Verdacht geäußert, dass etwas nicht in Ordnung sei.
    Auch den beiden Polizeibeamten war der ominöse Geruch sofort aufgefallen. Kvastmo definierte ihn als Verwesungsgeruch, seinen Worten zufolge hatte sich einem der Gedanke an den Gestank verfaulten Fleisches aufgedrängt. Eine nähergehende Geruchsindizierung - weiterhin mit Kvastmos Worten - hatte die Männer zu einer Wohnungstür im ersten Stock geführt. Vorliegenden Informationen zufolge war es die Tür zu einer Einzimmerwohnung, die seit geraumer Zeit von einem etwa sechzigjährigen Mann bewohnt wurde, dessen Name eventuell Karl Edvin Svärd war. Dieser Name habe jedenfalls handschriftlieh auf einem Stück Pappe unter dem Knopf der elektrischen Klingel gestanden. Da man nunmehr vermuten konnte, dass sich die Leiche eines Selbstmörders, eines auf natürliche Weise Verstorbenen oder eines Hundes - immer noch laut Kvastmo -in der Wohnung befand, möglicherweise auch eine kranke oder hilflose Person, beschloss man, sich Zugang zu verschaffen. Die elektrische Klingel schien nicht zu funktionieren, und lautes Klopfen an der Tür führte zu keiner Reaktion. Der Versuch, Kontakt zum Hausmeister, Hausverwalter oder einer anderen Person mit Zweitschlüsseln aufzunehmen, scheiterte.
    Die Polizeibeamten baten deshalb um Anweisungen und erhielten die Order, sich Zugang zur Wohnung zu verschaffen. Ein Schlüsseldienst wurde gerufen, was zu einer weiteren halben Stunde Zeitverzögerung führte.
    Als der Mann vom Schlüsseldienst eintraf, stellte er fest, dass die Tür mit einem einbruchssicheren Patentschloss versehen war und es keinen Briefeinwurf gab. Daraufhin wurde das Sicherheitsschloss mit Hilfe eines Spezialwerkzeugs herausgebohrt, aber die Tür konnte trotzdem nicht geöffnet werden. Kristiansson und Kvastmo, die sich inzwischen weit über ihre reguläre Dienstzeit hinaus mit dem Fall beschäftigt hatten, baten um neue Anweisungen und wurden aufgefordert, die Tür gewaltsam zu öffnen. Auf ihre Frage, ob dabei nicht jemand von der Kriminalpolizei anwesend sein sollte, erhielten sie die lakonische Antwort, weiteres Personal sei nicht verfügbar. Der Schlosser hatte sich mittlerweile entfernt, da er der Meinung war, seine Aufgabe erfüllt zu haben. Gegen sieben Uhr abends hatten Kvastmo und Kristiansson die Tür geöffnet, indem sie die Splinte an den äußeren Scharnieren herausschlugen. Dennoch ergaben sich neue Schwierigkeiten. Später stellte man fest, dass die Tür mit zwei klobigen Metallriegeln gesichert war und darüber hinaus mit einem sogenannten Fox-Lock, einer Art Eisenbalken mit Verankerung in den Türpfosten. Nach einer weiteren Stunde Arbeit konnten die Beamten die Wohnung betreten, aus der ihnen
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