Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
was du meinst«, antwortete Malm. »Meinst du seinen Gesundheitszustand?«
    »Seinen körperlichen Zustand können die Arzte sicher am besten beurteilen. Mir scheint er jedenfalls wieder völlig gesund zu sein. Ich meinte eher, welchen Eindruck du von seiner psychischen Verfassung hast.«
    Kriminaldirektor Malm strich sich über seine sorgsam gepflegten Locken.
    »Tja«, sagte er. »Das ist natürlich schwer zu sagen…« Es wurde still im Raum, und der Reichspolizeichef wartete eine Weile auf eine Fortsetzung, ehe er selbst mit leicht gereizter Stimme sagte:
    »Ich meine nicht, dass du hier eine ausführliche psychologische Analyse durchführen sollst. Ich dachte nur, du könntest mir sagen, welchen Eindruck er im Moment auf dich macht.«
    »So oft bin ich ihm nun auch wieder nicht begegnet«, erwiderte Malm ausweichend.
    »Aber du hast mehr mit ihm zu tun gehabt als ich«, sagte der Reichspolizeichef. »Ist er wieder ganz der Alte?«
    »Du meinst, verglichen damit, wie er war, bevor er angeschossen wurde? Nein, das vielleicht nicht. Nun war er natürlich auch lange krank und nicht im Dienst und braucht vielleicht noch etwas Zeit, um sich wieder einzugewöhnen.«
    »In welcher Hinsicht hat er sich deiner Meinung nach verändert?«
    Malm sah seinen Chef unsicher an und sagte:
    »Naja, zum Besseren jedenfalls nicht. Er ist ja schon immer ein wenig seltsam und undurchschaubar gewesen. Und im Dienst hat er oft ein bisschen sehr eigenmächtig gehandelt.«
    Der Reichspolizeichef beugte sich vor und runzelte die Stirn.
    »Findest du? Tja, das ist sicherlich richtig, aber früher hat er mit seiner Arbeit immer gute Ergebnisse erzielt. Du meinst also, er ist noch eigenwilliger geworden?«
    »Ach, ich weiß nicht. Er ist ja erst seit vierzehn Tagen wieder im Dienst…«
    »Ich habe den Eindruck, dass er unkonzentriert ist«, sagte der Reichspolizeichef. »Dass er nicht mehr den richtigen Biss hat. Sieh dir doch nur die Ermittlungen zu dem Todesfall in der Bergsgatan an.«
    »Ja«, stimmte Malm zu. »Die hat er schlecht geführt.«
    »Skandalös. Und nicht nur das. Das Ganze kommt einem doch total wirr vor. Man kann nur froh sein, dass sich die Presse nicht für den Fall interessiert hat. Dafür ist es allerdings noch nicht zu spät, die ganze Sache könnte immer noch herauskommen, was nicht gut für uns wäre, am allerwenigsten für Beck.«
    »Was soll man dazu sagen.
    Ich weiß auch nicht«, sagte Malm. »Manche Dinge in dieser Ermittlung scheinen reine Hirngespinste zu sein. Und dann dieses angebliche Geständnis… tja, man weiß nicht recht, was man davon halten soll.« Der Reichspolizeichef stand auf, ging zum Fenster und blickte auf die Agnegatan und das Rathaus gegenüber hinaus. Nach einigen Minuten kehrte er zu seinem Stuhl zurück, legte die Handflächen auf die Tischplatte, musterte seine Fingernägel und sagte:
    »Ich habe über die Sache mit Beck lange nachgedacht. Und wie du siehst, hat sie mir nicht zuletzt angesichts unseres früheren Beschlusses, ihn zum Kriminaldirektor zu befördern, Sorgen gemacht.«
    Er legte eine Pause ein, und Malm wartete gespannt. »Nun sehe ich die Sache so«, fuhr der Reichspolizeichef fort. »Die Art und Weise, in der Beck sich um den Fall Sköld gekümmert hat…«
    »Svärd«, unterbrach ihn Malm. »Der Mann hieß Svärd.«
    »Wie? Ach so, dann eben Svärd. Becks Auftreten deutet darauf hin, dass er labil ist, meinst du nicht?«
    »In einem gewissen Sinn scheint er völlig verrückt zu sein, finde ich«, sagte Malm.
    »Nun ja, wir wollen hoffen, dass es dann doch nicht so schlimm ist. Aber er ist psychisch alles andere als gefestigt, und ich denke, man sollte abwarten und beobachten, ob das ein permanenter Zustand ist oder nur eine vorübergehende Folge seiner Erkrankung.«
    Der Reichspolizeichef hob die Hände etwa zehn Zentimeter über die Tischplatte und ließ sie wieder fallen.
    »Ich bin mit anderen Worten der Auffassung«, sagte er, »dass es ein bisschen zu gewagt wäre, ihn jetzt zum Kriminaldirektor zu befördern. Er sollte auf seiner jetzigen Stelle bleiben, dann werden wir weitersehen. Seine Beförderung ist ja bis jetzt nur eine Erwägung gewesen und noch nicht offiziell beschlossen worden, weshalb ich vorschlagen würde, wir vergessen das Ganze einfach und lassen die Sache vorläufig auf sich beruhen. Ich habe noch andere geeignete Kandidaten, die ich für den Posten vorschlagen kann, und Beck wird nie erfahren, dass er in Betracht gezogen wurde, sodass kein Schaden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher