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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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in
den Hintern gekniffen wie der letzte Versager, dem alles misslingt.

6. Helden-Foto — zum zweiten Mal
     
    Die U-Bahn-Station Eulingsruh
war so gut wie jede andere, um wieder mal umzusteigen. Tim und Gaby ließen sich
im Strom der übrigen Fahrgäste hinübertreiben zum anderen Gleis. Sie hielten
sich an den Händen und man sah den beiden an, dass ihre Verliebtheit nicht nur
für einen so genannten Lebensabschnitt geplant war.
    An Tims Gürtel unter dem
leichten Sommerpullover steckte das Handy in lederner Tasche. In diesem Moment
gab es Alarm — eine Tonfolge aus der Titelmelodie des Musicals SONNENBRAND.
    Tim meldete sich.
    „Ich bin’s“, sagte Wespe.
    Tim blieb stehen, zog Gaby an
sich und hielt das Handy so, dass sie mithören konnte.
    „Gaby und ich“, sagte er,
„fangen an, die U-Bahn zu hassen. Aber wir bleiben auf Strecke. Und welche
Katastrophe wirst du jetzt verkünden?“
    „Des Satans Rechte hat
zugeschlagen.“ Wespe berichtete. „Das war vor einer knappen Stunde. Eben rief
der Kerl an und wollte seinen Zynismus (grausamer Spott ) bei mir
abladen. Ich habe behauptet, es gäbe viele Trittbrettfahrer und tat so, als
würde ich ihn nicht erkennen. Er war sauer wie Sodbrennen. Er hat mit ‘nem
Bombenmassaker gedroht. Darauf fragte ich ihn, wie viele er von den Dingern
noch hätte. Das hat ihn völlig vom Gleis geschubst. Er hat aufgelegt. Und sich
das Richtige gedacht, nämlich, dass wir wissen, dass sein Bombenlieferant nicht
mehr liefern wird. Und richtig! Kurz darauf hat er Sofia Ulangi angerufen —
Roberto Fulvatis Freundin. Hat nach dem Typ gefragt — und sie hat ihm
verklickert, dass der in U-Haft sitzt.“
    „Also eine leere Drohung?“
    „Falls er keinen anderen
findet, der ihm Bomben baut.“
    „Schick eine E-Mail an alle
polizeibekannten Bombenbastler, dass sie sich nicht unterstehen sollen.“
    „Tolle Idee, Häuptling. Das
versöhnt mich wieder mit dir.“
    „Wie bitte? Womit habe ich dein
zartes Gemüt verletzt?“
    „Ich finde es unerhört, dass du
mir deine wahre Herkunft verschwiegen hast. Wahrscheinlich weiß nicht mal Gaby
Bescheid.“
    „Häh? Ich verstehe immer
Herkunft?“
    Wespe stimmte ein Gelächter an
am anderen Ende der Leitung. Gaby sah Tim an und tippte sich rechts neben den
goldblonden Ponyfransen an die Schläfe.
    „Bist du krank?“, fragte Tims
Freundin ins Handy. „Keineswegs, liebste Gaby.“ Er lachte noch immer. „Holt
euch mal rasch eine Tageszeitung. Auf Seite eins könnt ihr’s lesen. Aber mal im
Ernst: Die Presse ist auch nicht mehr, was sie mal war. In manchen
Zeitungsredaktionen geht alles durcheinander und... Moment!“ Das galt offenbar
jemandem, der sein Büro betreten hatte. Dann: „Ich muss Schluss machen, ihr
Milchtüten. Roberto will mich sprechen — in einer wichtigen Sache. Wenn ihr
brav seid, erzähle ich’s euch. Tschüs!“
    Die Verbindung war
unterbrochen. Tim steckte sein Handy ein. „Ich will eine Zeitung“, sagte Gaby.
    Der Zeitungskiosk war auf
Bahnsteig eins. Sie mussten eine Treppe hinunter, durch die Unterführung und
dann wieder hinauf.
    Im Kiosk stand ein Oldie mit
vielen geplatzten Äderchen im blauroten Gesicht. Er roch nach Schnaps wie eine
Hinterhof-Brennerei und grinste Tim an.
    „Hallo, Eugen-Marcel! Auf dem
Foto sehen Sie richtig gut aus. Aber mit Ihrem Vater haben Sie gar keine
Ähnlichkeit.“
    Beim Sonnenbrand!, dachte Tim.
Mein Vater ist leider seit vielen Jahren tot, leider, leider. Offenbar läuft
hier eine kleine Verwechselung.
    Gaby hatte sich bereits einen
TK geschnappt — einen TÄGLICHEN KURIER. Sie kicherte los in mindestens sieben
verschiedenen Tönen.

    „Wenn ich eine so schöne
Freundin hätte“, feixte der Oldie und stieß Schnapswolken aus, „würde ich aber
nicht mit den Eltern auf die Seychellen (Inseln im Indischen Ozean) fliegen — über Pfingsten.“
    „Seychellen?“, meinte Tim.
„Kommt nicht infrage. Ich bleibe hier — bei meiner schönen Freundin.“
    Gaby zog ihn beiseite. „Setz
deine Sonnenbrille auf, egal ob wir hier unterirdisch sind! Die Leute gucken
schon. Ich möchte nicht in Zusammenhang gebracht werden mit Eugen-Marcel. Nicht
mit dem Blödheini. Ahnst du, wen ich meine?“
    Sie versteckte die Zeitung
hinter dem Rücken und bebte vor Heiterkeit.
    „Blödheinis kenne ich viele.
Aber nur einen, der Eugen-Marcel heißt. Und das ist der Ableger von unserem
hoch verehrten Oberbürgermeister.“
    „Du sagst es.“ Gaby hielt ihm
die Titelseite hin. „Toll,
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