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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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Sirenengeheul von Polizei und Ambulanz. Er hatte Neugierige
beobachtet, die sich auf den Weg machten. Aber die meisten hier befürchteten,
dass noch mehr passiere und hielten sich fern.
    Er trank den zweiten Espresso.
Die Gläser seiner Sonnenbrille waren verspiegelt. Er trug einen beigen
Sommeranzug aus Leinen. Der Stoff knitterte. Aber es sah nicht ungepflegt aus,
sondern nach Edelknitter. Der Anzug war teuer gewesen.

5. Zwei aus dem Sicherheitstrakt
     
    Die U-Bahn sauste. Tunnelröhre.
Freie Strecke. Ab und zu lange Werbeflächen an den Tunnelwänden mit glücklich
lächelnden Models. Nächste Station.
    Tim knetete einen Kaugummi, der
nach nichts mehr schmeckte, und hielt Gaby im Arm, die neben ihm im Rhythmus
der U-Bahn schaukelte.
    Seit einer Stunde fuhren sie
das Verkehrsnetz der Millionenstadt ab, stiegen hier um und dort, spähten umher,
dass die Augen brannten und hatten das deutliche Gefühl, nach einem bestimmten
Sandkorn zu suchen am Strand von Rimini. Im Vorbeifahren hatten sie eine
Schlägerei zwischen Skinheads und Punkern beobachtet, Lösch-Maßnahmen an einem
brennenden Kiosk und das hilfreiche Bemühen um einen alten Mann, der auf dem
Bahnsteig zusammenbrach, wohl infolge von Kreislaufversagen.
    „Vielleicht sehen wir auch mal
was Erfreuliches“, meinte Gaby.
    „Ich sehe dich an. Das
entschädigt für alles.“
    „Danke, Häuptling! Aber was bleibt
mir?“
    Sie quietschte auf, denn er
hatte sie gekniffen. Ein rasches Bussi auf Tims Wange. Dann erwiderten beide
den strengen Blick einer älteren Dame, die ihnen gegenübersaß. Sie trug trotz
der Hitze ein schwarzes Kleid und einen dünnen schwarzen Mantel. Aus zwei
Einkaufstaschen lugten grüne Gurken, Mohrrüben, Bananen und Zucchini.
    Von einer Beerdigung, dachte
Tim, kommt sie also nicht. Die Leichenbittermiene hat sie auch beim Einkaufen —
vermutlich wegen der Preise.
    „Zu meiner Zeit“, meinte sie,
„wäre man nicht so freizügig miteinander umgegangen.“

    „Aber Ihre Zeit“, erwiderte Tim
höflich, „ist doch noch immer. Freizügig sind wir außerdem ganz und gar nicht.
Doch wir freuen uns ganz irre, denn wir heiraten morgen.“
    „So seht ihr aus.“
    Immerhin — sie lächelte. An der
nächsten Station — es war Wertheimer Platz — stieg sie aus. Tim und Gaby hatten
kurz überlegt, ob sie hier den Zug wechseln sollten, entschieden sich aber
dagegen. Von Stritzi hätten sie ohnehin nichts gesehen. Seine Beinahe-Panne war
vorhin schon gelaufen.
     
    *
     
    Stritzi quetschte sich in eine
Telefonzelle. Sie stand in praller Vormittagssonne und bunkerte Hitze wie ein
Schmelzofen. Trotzdem schloss der Ganove die Tür. Niemand sollte mithören.
    Er rief das Polizei-Präsidium
an und verlangte Inspektor Bienert. Wespe war an seinem Platz.
    „Hallo!“, sagte Stritzi. „Ich
bin’s, die rechte Hand des Satans. Na, wie gefällt Ihnen das? Vor einer halben
Stunde ist meine zwölfte Bombe hochgegangen. Wie ich höre, hat sie einen
Kleinwagen zerfetzt und einem dicken Passanten scharfe Splitter in den Hintern
gejagt. Außerdem wurden zwei Tauben getötet. War sonst noch was?“
    „Mann, leg auf!“, stöhnte
Wespe. „Von euch Wichtigtuern habe ich genug. Du bist schon der siebte
Anrufer.“
    „Was... was soll das heißen?“
    „Jeder behauptet, er wäre es
gewesen. Der Satan hat plötzlich tausend rechte Hände. Alles Trittbrettfahrer.
Und alle wollen Geld. Hätte ich vor drei Tagen nur nicht die Presse
verständigt! Aber die Reporter hätten ja doch rausgekriegt, was da läuft. Jetzt
springen sämtliche Trittbrettfahrer auf den Wagen und nichts geht mehr.“
    „Aber ich bin’s“, zischte
Stritzi. „Ich bin der Richtige. Erkennen Sie meine Stimme nicht?“
    „Die andern klingen genauso.“
    „Inspektor! Mit mir müssen Sie
verhandeln. Mit mir! Ich habe die Bomben.“
    „Das kann jeder behaupten.“
    Stritzi wischte sich über die
Stirn. „Ich bin der Richtige. Mit mir haben Sie gesprochen. Soll ich Zitate
wiederholen aus unserem Telefonat? Sie wissen, was ich verlange: eine Million.
Veranlassen Sie, dass die Knete bereitgestellt wird. Bis übermorgen. Ich melde
mich und erkläre, wie die Übergabe ablaufen soll. Und ich rate Ihnen: Erfüllen
Sie meine Forderung! Sonst wird die 13. Bombe in einer Menschenansammlung
explodieren. Das passiert auch, falls Sie versuchen, mir eine Falle zu stellen.
Klar?“
    „Na, toll! Wie viele Bomben
hast du denn auf Vorrat?“
    „Was... meinen Sie?“
    „Bastelst du die
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