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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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dann
die Stadt erpressen, stellt er sich vor. Er hat sich auch einen Namen gegeben.
Nennt sich: Die rechte Hand des Satans.“
    Haben wir ein Glück!, dachte
Tim. Wir machen zwei Ganoven dingfest. Und kriegen den ersten wirklichen
Hinweis auf den Psycho. Manchmal kommt so was aus ‘ner Ecke, in die man gar
nicht guckt.
    „Der Psycho“, Wespe beherrschte
seine Stimme, ließ sich die Überraschung nicht anmerken, „hat also eine neue
Bombe.“

    „Ein dickes Ding. Habe 5000
dafür genommen. Mit der kann er einen Panzer aufs Kreuz legen.“ Roberto kratzte
sich am Kinn. „Unterstellen Sie mir aber um Himmels willen keine Beteiligung an
dem Spinnkram! Das geht nur auf den. Ich hätte bestimmt die Polizei angerufen.
Anonym, natürlich. Ist ja nicht meine Schuld, dass Sie mich vorher geschnappt
haben.“
    „Die rechte Hand des Satans hat
also wieder was vor. Hat der Kerl gesagt, wann?“
    „Morgen.“
    „Wo?“
    „Keine Ahnung. Mehr hat er
nicht gesagt.“
    „Wie habt ihr die Geschäfte
abgewickelt?“
    „Er hat mich angerufen. Er
sagte, er hätte gehört, dass ich Bomben basteln kann. Wir haben uns im
Stadtpark getroffen. Er hat ‘ne Anzahlung geleistet. Später hat er die Bombe
gekriegt und ich den Rest. So ist es immer gelaufen. Keine Adresse, keine
Namen.“
    „Wann treffen Sie ihn wieder?“
    „Das weiß ich nicht. Er wird
sich melden. Er ruft an.“
    „Wie sieht er aus?“
    Hoffentlich kein
Allerwelts-Typ, dachte Tim. Am besten einer mit steifem Knie, Pinocchio-Nase
und Elefanten-Ohren.
    Roberto schloss die Augen und
schmatzte an seinem Bonbon. Tim merkte ihm an, dass er seine Erinnerung auf
Vordermann brachte, dass er sich um Details bemühte. Er wollte seinen Teil des
Deals erfüllen. Die steckbriefliche Beschreibung sollte brauchbar ausfallen.
    „Er ist ziemlich groß. Deutlich
über 180 cm, würde ich sagen. Hager bis knochig. Wenn er rasch geht, lässt er
sich etwas nach vorn fallen — so, als stemme er sich gegen den Wind. Aber das
macht der Mann auch, wenn gar kein Wind weht. Sein Gang ist eben nach vorn
geneigt. Der Typ hat ein längliches Gesicht. Wie ein Gaul. Ich musste immer an
einen bösartigen Gaul denken — einen, der seinen Reiter sofort abwirft und den
Stallburschen in den Hintern beißt. Die Augen liegen tief. Sind grau oder
grüngrau. Genau weiß ich’s nicht. Er hat dichte Brauen, die über der
Nasenwurzel fast zusammenwachsen. Haarfarbe weiß ich nicht. Er trug immer einen
Hut. Seine Kleidung war eher teuer, war modisch, aber nicht auffällig. Ich
glaube, er trug die Armbanduhr rechts.“
    Wespe nickte. „Ausgezeichnet!
Damit kann man was anfangen.“
    „Wie alt ist der Typ?“, fragte
Tim. „Ungefähres Alter?“ Roberto blickte in Tims Richtung, war aber von der
Lampe geblendet. „35 bis 40 — würde ich sagen. Älter bestimmt nicht.“
    Wespe hielt die Aussage für
beendet, aber Roberto fiel noch was ein.
    „Die Narbe! Natürlich! Am Hals
hat er eine Narbe. Sie beginnt unterhalb vom rechten Ohr und zieht sich bis zum
Grübchen in der Kinnspitze.“ Endlich hatte sich das Bonbon aufgelöst. „Man muss
aber genau hingucken, denn die Narbe ist ziemlich blass. Sieht nicht nach
Operation aus. Auch nicht nach ‘ner Messer-Attacke oder so. Könnte eher von
einem Unfall herrühren.“
    „Super!“ Wespe stand auf.

4. Die zwölfte Bombe
     
    Trotz der tollen Beschreibung —
in Wespes Büro wollte kein echter Frohsinn aufkommen. Sie waren wieder zu
fünft. In der Vorstrafenkartei hatte Roberto den Typ nicht gefunden. Jetzt war
der Italiener abgeführt worden in die technische Abteilung, wo nach seinen
Angaben ein Phantombild gefertigt wurde.
    „Schön und gut“, Wespe schloss
das Fenster, weil eine dicke Motte hereingetanzt war. Draußen sank ein blauer
Frühlingsabend auf die Millionenstadt. „Aber Phantombilder sind leider nicht
das Gelbe vom Ei. Es kommt zwar vor, dass Zeugen dadurch den Gesuchten
erkennen. Aber wir stellen dann immer verblüfft fest, dass zwischen ihm und dem
Bild null Ähnlichkeit besteht. Und der Zeuge ist meistens halb blind. Also, nix
als Zufall. Verlassen können wir uns darauf nicht.“
    „Ein aktuelles Foto von vorn
und von der Seite“, grinste Karl, „wäre natürlich besser.“
    „Roberto hätte ihn
fotografieren sollen“, seufzte Klößchen. „Warum ist das eigentlich nicht üblich
unter Ganoven? In jedem anderen Verein werden doch dauernd Fotos geschossen.
Cheese! Lach mal! Guck her! Keep smiling! Stellt euch doch bitte zusammen!
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