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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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Aber
die meisten wollen nicht, weil sie angeblich nicht fotogen sind. Sicherlich
sind Ganoven grundsätzlich nicht fotogen.“
    Gaby lachte. „Das siehst du an
den täglichen Bildern in der Zeitung — quer durch alle Ressorts ( Arbeitsbereiche ).“
Wespe hatte einen quer gestreiften Pullover über sein T-Shirt gezogen und sah
jetzt ordentlicher aus.
    „Grübel-grübel“, meinte er mit
Stirnfalten. „Des Satans-Rechte hat doch was Bestimmtes gesagt. Ich weiß, dass
ich stutzte. Aber... Doch, jetzt habe ich’s. Ja, als er die nächsten Bomben
ankündigte, meinte er, der öffentliche Verkehr würde es zu spüren bekommen.
Hier in der Stadt.“
    „Das betrifft Bus, Straßenbahn
und U-Bahn“, sagte Tim rasch. „Taxis und Rikschas (zweirädriges Gefährt, von
einem Radfahrer gezogen) können wir ausschließen. Das heißt also, die
zwölfte Bombe explodiert in einem Bus oder in einem Schienenfahrzeug.“
    „Nur das nicht!“, seufzte Gaby.
„Das gäbe ein Blutbad.“ Alle schwiegen bedrückt.
    „Hoffentlich kriege ich
überhaupt grünes Licht für die Steckbriefe“, meinte Wespe. „Denn bis jetzt ist
ja alles nur Drohung, Vermutung, Behauptung. Könnte auch Theaterdonner sein von
einem Psycho, der sich letztlich nur wichtig macht. Mir wäre es das Liebste.
Aber ich rechne mit dem Gegenteil.“
    Tim rieb die Zähne aufeinander.
„Wir haben Pfingstferien. Wir haben Zeit. Ich für meinen Teil werde morgen
pausenlos U-Bahn fahren. Mit meiner Schüler-Monatskarte kann ich das ohne
Mehrkosten. Und wenn irgendwo ein zurückgelassener Karton steht, ein
vergessenes Gepäckstück oder welcher Behälter auch immer — ich sag euch, ich
zieh die Notbremse und das Ding fliegt raus.“
    „Ich bin dabei“, sagte Gaby
entschlossen.
    Tim lächelte. „Richtig happy
bin ich zwar nur, wenn du bei mir bist, Pfote. Aber morgen gehst du bitte mit
Oskar im Fontänen-Park gassi.“
    „Ich bin dabei, Häuptling.
Meine Monatskarte wird ohnehin viel zu selten genutzt.“
    Tim gab sich geschlagen und
heimlich freute er sich auf die U-Bahn-Tour mit seiner Freundin.
    „Bringt es was, wenn ich von
einem Bus in den andern steige?“, überlegte Karl. „Also gut, ich werde die
Linien abgondeln und die Augen offen halten.“
    Für Klößchen blieb nur die
Straßenbahn mit ihrem weit verzweigten Schienennetz. Er akzeptierte
achselzuckend und würde vermutlich drei Kilo Schokolade vertilgen.
    Wespe sah die vier an. „Euer
Einsatz ist zu loben.“

    „Aber?“, fragte Tim.
    „Die Bombe wird dort sein, wo
keiner von uns ist.“
    „Wir haben eine Chance von eins
zu 100 000“, grinste Tim. „Das ist nicht berauschend, aber besser als der Spatz
in der hohlen Hand — oder wie man so sagt.“
     
    *
     
    „Hallo, Sie!“, hörte er die
helle Kinderstimme hinter sich. „Sie haben Ihre Tasche vergessen.“
    Karl Stritzihoff, genannt
Stritzi, drehte sich um. Das Mädchen mochte neun oder zehn Jahre alt sein.
Langes Blondhaar, ein süßes Gesicht. Mit beiden Händen hielt ihm die Kleine die
Aktentasche hin. Die war alt, war bauchig voll gestopft, enthielt die Bombe,
gebastelt aus TNT.
    In zwölf, nein, in weniger als
elf Minuten würde sie explodieren.
    Es war der nächste Tag, der
Himmel blau, die Temperatur stieg unaufhörlich.
    Stritzi erwiderte das
strahlende Lächeln und nahm die Tasche entgegen. Er glich Robertos Beschreibung
aufs Haar, trug jetzt allerdings keinen Hut. Die aschblonden Haare waren kurz
geschnitten.
    Die U-Bahn — aus der er und das
Mädchen gerade gestiegen waren — verschwand in der nächsten Tunnelröhre. Der
Bahnsteig war voller Menschen. Einige starrten Stritzi an.
    Es war die U-Bahn-Station
Wertheimer Platz. Das Mädchen befand sich in Begleitung einer etwa 40-jährigen
Frau, vermutlich der Mutter — denn die beiden ähnelten sich.
    „Dem Himmel sei Dank!“, sagte
er laut. „Und besonders dir, mein Kind.“ Er fischte einen 20-Euro-Schein aus
der Jackentasche. „Hier! Dein Finderlohn.“
    Das Lächeln erlosch. Das
Mädchen sah die Frau an. „Darf ich das annehmen, Mutti?“
    Die Frau schüttelte den Kopf.
„Ich bitte Sie, mein Herr!“, wandte sie sich an Stritzi. „So was ist doch
selbstverständlich. Und die Kinder müssen lernen, dass es nicht für jede
Kleinigkeit eine Belohnung gibt.“
    „Trotzdem! Bitte!“ Er lächelte
bis zu den Backenzähnen. „Ich habe wichtige Unterlagen drin. Eine Katastrophe,
wenn die Tasche weg wäre.“ Er hielt dem Mädchen den Schein hin.
    Die Frau gab nach. „Na,
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