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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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trat, nahm er die
Strumpfmaske ab.
    Warnend legte Bernd einen
Finger über die Lippen, denn Jochens Bewusstlosigkeit war vielleicht nur von
kurzer Dauer. Zusammen entfernten sie sich ein Stück vom Tor.
    „Bist du wahnsinnig?!“, zischte
Bernd. „Du wirst gesucht. Du bist aus dem Knast ausgebrochen. Und jetzt dieser
Mist hier.“
    Olaf Riedmeyer, Bernds Bruder,
hob die Schultern. „Na und? Kannst du mir verraten, wie ich sonst an Geld
komme? Soll ich ‘ner alten Oma die Handtasche klauen?“
    „Beim Kaufhaus hätten sie dich
erwischen können. Und wäre ich jetzt nicht gewesen, hätte dich mein Kollege
umgepustet. Und das mit vollem Recht.“
    Olaf Riedmeyer hob wieder die
Schultern. „Bin ein bisschen aus der Übung. Wie geht’s dir denn so? Ich wusste
gar nicht, dass du bei den Geldkutschern jobbst.“
    „Damit du klar siehst, Olaf:
Dies ist meine Tour. Und die bleibt sauber. Du verschwindest. Aber das Geld
lässt du hier.“
    „Spinnst du? Was soll das
heißen?“
    „Das Geld bleibt hier. Was ist
mit dem Kombi?“
    „Den habe ich geklaut — vor
zwei Stunden.“
    „Gut! Sind deine Fingerabdrücke
drin?“
    „Soll das ein Witz sein. So
sehr bin ich nun auch wieder nicht aus der Übung.“
    „Das Geld bleibt hier. Du
verschwindest. Hast du gehört, wie ich mit der Honda kam?“
    „Nein. Nichts.“
    „Dann hat auch Jochen nichts
gehört. Bei den Bullen behaupte ich, ich wäre etwas zu spät gekommen. Habe
meinen verwundeten Kollegen vorgefunden, die beiden Fahrzeuge und das Geld.“
    „Und wie erklärst du die
Szene?“
    „Überhaupt nicht. Ist ja nicht
meine Aufgabe. Natürlich kann man spekulieren. Zum Beispiel, dass du ‘nen
Konkurrenten hast, der den Räuber berauben wollte. Oder ‘nen Komplizen, der
hier gewartet hat. Ja, das ist noch besser.“
    „Und wieso sind wir nicht
abgehauen mit dem Geld?“
    „Weil der Kombi nicht ansprang.
Du hast ihn doch kurz geschlossen?“
    „Habe ich. Und er ist
tatsächlich bockig.“
    „Na also.“
    „Aber das Projektil, das du dem
in den Laufstempel geballert hast, ist aus deiner Waffe.“ Olaf Riedmeyer fuhr
sich mit dem Ärmel übers knochige Gesicht. „Zum Teufel, ich rede schon, als
wäre ich einverstanden mit allem.“
    „Du bist einverstanden, Olaf.
Denn mir kommst du nicht in die Quere. Du und dein angeblicher Komplize — die
beiden Geldräuber haben Panik gekriegt, als ich mit der Honda kam. Haben mich
als Vorhut gesehen von drei Dutzend Bullen. Also, nichts wie weg! Was die Kugel
in Jochens Bein angeht — die wird niemand identifizieren. Denn ich habe mit
meiner Privatwaffe geschossen. Die ist vom schwarzen Markt. Einige von uns
haben eine — und nicht nur die Dienstwaffe. Dass Jochen eine hat, wusste ich.
Von meiner weiß keiner was.“
    Bernd griff unter seine Jacke
und zog den kurzläufigen Revolver hervor, einen 45er. Die Dienstwaffe, die ihm
am Gürtel hing, hatte Kaliber 38. Bernd reichte seinem Bruder den 45er.
    „Wirf ihn weg! Aber tu’s
wirklich! Ich verlass mich darauf. Und jetzt hau ab! Ich muss um Hilfe
telefonieren.“
    „War nett, dich zu sehen,
Bernd. Dass ich mich füge, ist ein gewaltiger Sprung über meinen eigenen
Schatten.“ Er schob sich den 45er in den Gürtel.
    „Jaja.“
    „Das geht nicht ohne
Gegenleistung, Bernd.“
    „Was willst du?“
    „Einen Tipp.“
    „Du machst mir Spaß.“
    „Ich verstehe ja, Bernd, dass
du in deinem Job nicht der Blöde sein willst. Aber was gehen dich die andern
an. Du hast ‘ne irre Verfolgung gemacht und bist jetzt der Held. Was kümmern
dich die Kollegen?“
    „Ohne mich.“
    „Dann nehme ich das Geld mit.“
Olaf legte die Hand auf den 45er.
    Bernd begriff in diesem Moment,
dass es nicht anders ging. Die Bestie verlangte einen Köder — einen echten.
Lieber so, als das hier, dachte er und gab sich einen Ruck.
    „Okay! Ich weiß was. Die Tour
läuft morgen. Arthur Behnse und Josef Palchowski machen sie. Sie kommen von
außerhalb — etwa gegen 14 Uhr — und haben wirklich großes Geld an Bord. Können
10 000 000 sein. Sie kommen aus südlicher Richtung über Achreithausen, fahren
dann über den alten Autobahn-Zubringer. Der wird kaum noch benutzt, seit man
den neuen gebaut hat. Der alte ist eigentlich nur noch die Zufahrtstrecke zur
Stadtrand-Klinik, ‘ne grüne Gegend. Ideal für einen Hinterhalt. Aber Behnse und
Palchowski sind alte Hasen. Die fallen auf nichts rein. Allein schaffst du die
nicht. Du brauchst mindestens einen Kumpel.“
    „Machst du
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