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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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du
aussiehst?“
    „Schlimmer!“ Jochen grinste.
„Wir haben gestern Abend gefeiert. Eine Freundin von Helga hatte Geburtstag.
Ich kann sie nicht leiden. Natürlich meine ich die Freundin. Nicht meine Helga.
Jedenfalls habe ich mich zugebechert.“
    „Ich rieche es.“
    „Lass mich fahren, Bernd.“
Jochen schob sich hinters Lenkrad des Geldtransporters. „Mir ist lieber, du
machst die Gänge. Fahren kann ich. Bin auch total nüchtern. Aber ein bisschen
zittrig.“
    Mit den Gängen war das Abholen
der Geldbomben und Geldkoffer gemeint. Zwölf Kunden standen heute Vormittag auf
dem Plan: Kaufhäuser, Großbetriebe, zwei städtische Einrichtungen. Die Firma
SAFEGUARD würde wieder mal mit Millionen umherfahren.
    Bernd und Jochen gehörten zu
den bewährten Angestellten des Unternehmens.
    11.05 Uhr.
    Vor der Sicherheitsschleuse des
Kaufhauses war alles zugeparkt. Jochen hielt ein Stück entfernt. Bernd stieg
aus und musste zwei Dutzend Schritte mehr machen als sonst.
    Diese Hitze. Am Rinnstein
bestieg ein Typ seine Honda. Die gleiche hatte Bernd besessen, bevor er
arbeitslos wurde und die Maschine verkaufen musste. Aber bald würde er sich
eine neue anschaffen. Für einen Moment durchflutete ihn die Vorfreude als heiße
Woge.
    Hinter ihm brummte ein Motor.
Verwundert drehte sich Bernd um. Er traute seinen Augen nicht. Er hatte richtig
gehört.
    Der Geldtransporter setzte sich
in Bewegung.
    „O Mann!“ Der Honda-Fahrer
staunte mit vorgerecktem Kopf. „Da hat eben einer deinen Kollegen überfallen.
Mit ‘ner Pistole.“
    Bernd starrte dem Wagen nach.
Jochen, du Idiot! Klar doch — verkatert und müde — sein Kollege hatte sich
übertölpeln lassen. Vielleicht auch, weil er nie mit einem Überfall rechnete.
Für Jochen passierte dergleichen immer nur den anderen.
    „Notfall!“ Bernds Stimme klang
wie Stahl. „Das ist ein Notfall. Ich brauche Ihre Maschine. Los, Mann! Her
damit!“
    Der Typ staunte zum zweiten
Mal, als er von seinem Feuerstuhl geschubst wurde. Der Zündschlüssel steckte.
Bernd grätschte in den Sattel und preschte los.
    Der Transporter hatte
Vorsprung. Bernd hielt Abstand.

    Zigmal bog der Wagen ab, kurvte
durch die Stadt, erreichte jetzt Neuried, ein ziemlich schäbiges Viertel im
Nordwesten der Millionen-Metropole.
    Die Lagerhaus-Straße. Bernd
kannte die Gegend. Hier war kaum noch Verkehr. Der Wagen fuhr durch ein Tor in
die alte Ziegelei Förndorfer, die schon seit ewiger Zeit eine Ruine war. Aber
sie verfiel langsam. Weil die Gegend mies war, interessierte sich niemand
dafür. Am wenigsten das Bauamt der Stadt.
    Stille. Bernd hatte den Motor
der Honda ausgeschaltet. Der Geldtransporter saß in der Falle. Die Ziegelei war
von Mauern umgürtet. Es gab kein zweites Tor. Auch der Wagen war nicht mehr zu
hören. Bernd blickte die Straße entlang. Schlaglöcher, aber keine
Menschenseele.
    Er rannte zum Tor, blieb aber
im Schutz der Mauer und luchste um die Ecke.
    Der Transporter parkte neben
einem grauen Kombi. Dessen Heckklappe war geöffnet. Jochen lag bäuchlings im
Staub, ohne Waffengurt, die Hände im Nacken verschränkt.
    Der Täter war maskiert: eine
knochige Gestalt mit affenartig langen Armen. Der Mann hielt sich gebeugt.
Unter dem Rand der Strumpfmaske sah Bernd einen sehnigen Hals — mit auffälligen
Narben.
    Nein! Verdammt! Bernd zuckte
hinter die Mauerkante zurück. Das durfte nicht wahr sein!
    Bernd spürte seinen Pulsschlag.
Erneuter Blick.
    Der Maskierte war flink, hatte
die Geldkoffer in den Kombi geräumt und — war für einen Moment unvorsichtig.
    Der Mann wandte Jochen den
Rücken zu.
    Sofort richtete Bernds Kollege
sich auf. Dabei zog er den Derringer — an die Wade geschnallt — unter dem
Hosenbein hervor: eine tödliche Waffe auf kurze Distanz. Jetzt stand er und
zielte auf den Maskierten.
    Bernd handelte ohne zu
überlegen, hielt seine Waffe in der Hand und krümmte den Finger. Der Schuss
krachte. Die Kugel schlug in Jochens Oberschenkel. Aufschreiend stürzte der
Verletzte zu Boden. Der Maskierte wirbelte herum, seine Pistole im Anschlag.
    Bernd verharrte, hatte den
Revolver zu Boden gerichtet. Sekundenlang starrten beide sich an. Jochen
versuchte, sich herumzuwälzen. Rasch trat Bernd hinter die Mauer zurück. Aber
er sah noch, wie der Maskierte den Derringer aufhob.
    „Rühr dich nicht, Blödmann!
Bleib liegen und... Na, wunderbar! Bewusstlos bist du mir am liebsten.“
    Bernd wartete. Schritte auf
gerölligem Boden. Der Maskierte kam. Als er um die Mauerkante
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