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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit
Autoren: Kate Wilhelm
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zusagten? Pah! Sie nickte zur Bekräftigung ihres Entschlusses und ging zur Kasse, zahlte ihre Rechnung und trat durch die Tür ins Freie. Es regnete.
    Als sie vor drei Monaten das Einstellungsgespräch mit Peter geführt hatte, hatte er am Fenster seines feudalen Büros gestanden und mit einer ausholenden Armbewegung auf die Kulisse draußen gezeigt. »Sie können in alle Richtungen blicken«, hatte er gesagt und gleichzeitig sie und die Landschaft angelächelt, »und sie werden nichts als Schönheit sehen. Berge, den Sund, Seen und wieder Berge.« Die Aussicht war nach allen Seiten atemberaubend, doch was er nicht erwähnt hatte, war die Tatsache, daß die Leute, wenn es einmal nicht fünf Tage hintereinander regnete, anfingen, Wasser zu horten, überzeugt davon, daß eine Dürre ausgebrochen sei.
    Und jetzt verwandelten Nebel und Regen herannahende Scheinwerfer in Geisterlichter, die aus dem Nichts auftauchten und wieder darin verschwanden. Sie verzog mürrisch das Gesicht, wickelte ihren Regenmantel fester um sich, zerrte den Gürtel enger und setzte sich die Kapuze auf. Sie zog die Handschuhe aus der Manteltasche und marschierte hinaus in den Nebel.
    Sie hatte den kleinen, rothaarigen Mann, der ungeduldig darauf wartete, ebenfalls zahlen zu können, nicht wahrgenommen, und sie hatte nicht bemerkt, daß ihr beim Herausholen der Handschuhe eine Karte aus der Manteltasche gefallen war.
     
    Daniel Patrick Corcoran eilte aus Hilda’s Café hinaus, doch die große Frau war bereits außer Sicht. Er hatte das Stück Papier zu Boden flattern sehen und hob es auf, um es zu lesen. Klinik Peter Waycross im Allgemeinen Dienstleistungs-Zentrum, und darunter ihr Name. Dr. Lauren Steele. Fast hätte er vor Vergnügen gejauchzt. Da war ihm wirklich eine echte Miss Erfolg über den Weg gelaufen! Er hastete hinter ihr her. Er hatte keineswegs die Absicht, sie anzusprechen oder sie in irgendeiner Weise zu belästigen. Er wollte einfach nur ihre Bewegungen beobachten, ihre Glieder betrachten, sich merken, wie sie die Füße setzte. Fast hoffte er, sie würde es mit gespreizten Zehen wie eine Taube tun oder wie eine Ente watscheln, auf irgendeine auffällige Art. Er könnte das natürlich dazuerfinden, aber es wäre hübscher, wenn es alles aus einem Guß wäre. Er summte beim Atmen vor sich hin, während er durch den Nebel und Regen wanderte.
    Lauren sah Rich Steinman in der Eingangshalle stehen und verzögerte ihren Gang lang genug, daß er einen Aufzug heranholen und einsteigen und die Tür sich hinter ihm schließen konnte, bevor sie hineinging. Sie befand sich allein im nächsten Aufzug, als ein kleiner, rothaariger Mann angerannt kam und ebenfalls noch schnell einstieg. Er grinste sie an, und sie wandte den Blick ab. Was für ein häßlicher Mensch, dachte sie, mit dieser entsetzlichen Haarfarbe und diesen entsetzlichen runden blauen Augen. Und er dachte, was für wundervolle Augen sie hatte. Schlehenaugen, hätte man sagen können, länglich und sehr dunkel. Geheimnisvolle Augen. Und ihm gefiel die Art, wie sie sich bewegte, nicht mit der einstudierten Anmut eines Mannequins oder einer Tänzerin, sondern mit einem Anflug von Übermut. Im siebten Stock stieg sie zuerst aus, und er folgte ihr langsam. Jetzt verengten sich ihre Augen, und er grinste sie wieder an und spreizte die Hände, wandte sich in die andere Richtung als sie und ging zum Ende des Flurs, wo er sich nur ein paar Schritte vom Aufzug entfernt mit dem Rücken gegen das Fenster stellte und sie beobachtete.
     
    Zur gleichen Zeit, in einer Entfernung von zwei Meilen Luftlinie in südlicher Richtung, feuerte im siebten Stock des Forschungsgebäudes der Firma CaCo Inc. ein Computer, dem der vierzehnjährige Junge, der sich selbst Hot Dog nannte, den Namen Big Mac gegeben hatte, seinen modifizierten Laser ab, der so konstruiert war, daß er den unsterblichen Außerirdischen, der sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit bewegen konnte, zerstören konnte.
     
    Am anderen Ende des Flurs warf Lauren einen Blick zurück, um zu sehen, ob der häßliche kleine Mann ihr immer noch folgte. Sie beobachtete, wie er sich in ein blau glühendes Wesen verwandelte und dann verschwand. Sie schrie auf.

 
ZWEITES KAPITEL
     
     
    Die beiden Wissenschaftler waren wirklich auf Draht, mußte T.H. Musselman widerwillig einräumen. Nicht berühren! Nicht davor stehenbleiben! Nicht an die Wand lehnen! Sie hatten ihn wie einen Rekruten herumkommandiert, während sie gleichzeitig ihren
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