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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit
Autoren: Kate Wilhelm
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Sein Gesicht brannte heiß.
    Mallory Akins schritt mit verbissenem Gesicht aus, überzeugt davon, daß das Projekt bereits gestorben war. Dieses Arschloch von der Armee würde einen Bericht verfassen, der das Ganze in Grund und Boden stampfen würde, das wußte er, und was dann? Er arbeitete an diesem Projekt seit Jahren schon, die Firma erwartete Ergebnisse und damit die Zusage der Regierung für weitere Subventionen. Sein Job war wahrscheinlich von allen am meisten gefährdet, und er müßte sich mit dem Gedanken vertraut machen, an irgendeinem College in irgendeiner Stadt im Mittelwesen mit fünftausend Einwohnern zu unterrichten; mehr würde er in seinem Alter nicht mehr erwarten können. Männer mit Fünfzig bekamen keine Stelle mehr, außer als Lehrer an Orten, an die ehrgeizige Streber sich weigerten zu gehen. Es lag an dem verdammten Nebel, dachte er verbittert. Wenn der Colonel rechtzeitig angekommen wäre, hätten sie nobel zu Abend essen können, und er wäre jetzt in gelöster Stimmung; ein paar Gläser guten Scotchs, ein süffiges Weinchen hätten das Projekt retten können.
    »Es ist wegen der Instrumente«, sagte Bill Bentson fast verzweifelt. »Sie sind sehr empfindlich, und Rauch beeinträchtigt die Eichung und die Messungen und all das. Das war immer schon Vorschrift.«
    Mallory Akins sah ihn mit einer Spur Genugtuung an. Er flehte, winselte. Er jedoch fuhr ihn barsch an. »Rauchen verboten, Sir! Das gilt für alle!« Zum Teufel, welchen Unterschied machte es jetzt noch, ob er sich Musselman zum Feind machte? Er ging voraus, um eine Tür aufzuschließen, so daß er nicht sah, wie der Colonel seine Zigarre ausstreckte, als ob er erwartete, daß sie ihm jemand abnähme. Als das nicht geschah, ließ er sie zu Boden fallen und ging weiter, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Der Pulk der Assistenten und Techniker machte sorgfältig einen Bogen darum herum, bis der letzte mit einem Ausdruck blanken Entsetzens darauftrat.
    Mallory hielt die Gruppe im Vorraum des Laborkomplexes an. »Lassen Sie mich zuerst kurz erklären, was wir tun werden, Sir«, sagte er.
    Der Colonel machte ein gelangweiltes und unzugängliches Gesicht. Er hatte die Hände tief in die Taschen geschoben und die Schultern hochgezogen, als ob ihm kalt wäre. Er haßte Labors. Sie erinnerten ihn an die ärztlichen Untersuchungen bei der Armee und an Zahnärzte, und Wissenschaftler sprachen immer mit unverständlichen Worten und erwarteten, daß sie jeder verstehen müßte. Wenn etwas nicht in schlichter Umgangssprache erklärt werden konnte, dann taugte es nicht für die Armee, war seine Meinung. »Machen Sie es einfach und schnell«, sagte er mürrisch. »Keine Vorlesungen. So, daß ich es behalten und an andere weitergeben kann.«
    Mallory spürte, wie sich seine hoffnungslose Verzweiflung vertiefte; er holte tief Luft und fing an. »Unser Gerät dient der Abtastung, unter Anwendung von Infrarot- und sichtbaren Lichtstrahlen, und es analysiert das, was es untersucht, anhand der Muster von Computerbildern, die es bereits gespeichert hat. Wenn es also ein vorbestimmtes Ziel vor sich hat, dann feuert es automatisch, und da sich der ganze Vorgang in ein und demselben geschlossenen System abspielt, heißt das, daß das Ganze buchstäblich mit Lichtgeschwindigkeit vonstatten geht.«
    Tu’s nicht! flehte er Bentson im stillen an; seit sie im Laborbereich angekommen waren, hatte Bentson förmlich aufgestrahlt, da das der einzige Ort war, an dem er sich sicher und behaglich fühlte – ganz besonders in seinem Labor. Bentson ignorierte seinen Blick oder merkte vielleicht nicht einmal etwas davon.
    »Da Laserstrahlen Licht sind und Licht sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt, das heißt also mit einhundertachtzig …«
    Der Colonel drehte ihm den Rücken zu und fauchte Mallory Akins an: »Lassen Sie es jetzt geschehen, sonst können wir das Ganze vergessen!«
     
    »Das kannst du nicht machen!« brüllte der dickliche Junge, und dann gab er eben diese Worte ein, so schnell er konnte. Er schloß ab mit: Beweise es!, und der Bildschirm füllte sich mit verwirrenden Reihen von mathematischen Formeln. Hot Dog starrte voller Unverständnis darauf und streckte die Hand zur ESCAPE-Taste aus, als eine Botschaft aufflackerte: Alarmstufe 1.
    Der dickliche Junge wußte, daß nichts Schlimmeres passieren konnte, als daß die Leute, die Besitzer des anderen Computers, herausfinden würden, daß er mit Big Mac spielte. Er wußte, daß nach dieser Entdeckung
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