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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit
Autoren: Kate Wilhelm
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doch dann erinnerte er sich, daß der Vorhof zur Hölle in Wirklichkeit nur ein Augenblinzeln im Zeitlauf war. Der Maat wartete am Strand, wo ein kleines Boot auf den Sand gezogen worden war. Ellington, fiel ihm ein, und er grüßte ihn. »Ich werde die Dame an Bord bringen. Du wartest auf den Colonel.«
     
    In der Hütte schnauzte der Colonel Drissac an, daß er sich eine Notiz machen sollte, Morris Pitts einer Überprüfung zu unterziehen. Drissacs Gesicht zeigte Resignation, er machte sich jedoch eine entsprechende Notiz. Er hatte noch nie in seinem Leben einen Befehl nicht befolgt und würde es jetzt auch nicht tun, obwohl er wußte, daß dieser unsinnig war. Er bemerkte den schnellen, mißtrauisch prüfenden Blick, mit dem Trigger Happy ihn taxierte, und wußte, was er zu bedeuten hatte: sein Name würde ebenfalls auf die Liste der Verdächtigen kommen. Er zuckte die Achseln und ging wieder an die Arbeit, die vielen Liegestätten in der Hütte auseinanderzunehmen. Trigger Happy stapfte hinaus an den Rand des Felsens, um die Froschmänner und Boote unten zu beobachten. Sie würden ihn nicht finden, dachte er mit grimmiger Klarheit. In dieser ganzen verfahrenen Geschichte steckte von Anfang an der Wurm, und es lief immer noch alles beschissen. Plötzlich sah er sich selbst in San Diego, mißgelaunt zwei Männern mit vielen glänzenden Maschinen zusehend, die versuchten, eine Schale mit einem Würfel darauf dazu zu bewegen sich zu heben. Er schüttelte heftig den Kopf, doch er wußte, daß er hingehen würde; das war die nächste Station bei seinem idiotischen Auftrag. Und er sah sich selbst in einem kleinen Boot in einem Gewässer, auf dem sich jede Menge andere Boote so dicht tummelten, daß es jeden Augenblick zu einem Zusammenstoß kommen mußte. Er sah, wie er ein Netz auswarf, es heranzog, immer weiter, und er wußte, daß der Mann, den er sah, ein pensionierter Colonel war. Er schüttelte diese Vision ebenfalls ab und zündete seine Zigarre an.
    »Zur gottverdammten Hölle mit allen!« murmelte er. Er wußte, daß es sich um Spione handelte; die ganze Gegend war verseucht davon, die ganze Welt. Er konnte sie schon von weitem riechen, jeder surrende Nerv seines Körpers reagierte darauf. Und kein Mensch glaubte ihm. Kein gottverdammter Scheißer auf der ganzen Welt glaubte ihm!
    Plötzlich erstarrte er, und die Nackenhaare sträubten sich ihm. Ein gedämpfter Knall, wie von einer weit entfernten Kanone erschallte, und dann noch einer und noch einer. Er drehte sich blitzschnell um und sah eine glänzende Hülse, die gegen den Fels oberhalb der Hütte krachte, keine zwanzig Meter von ihm entfernt. Die Hülse platzte auf, und ein weißlicher Dunst entströmte ihr, der gleich darauf wieder verschwand. In einer dahinjagenden Sekunde erlebte er seine endgültige Demütigung. Er begriff, daß die Marine jeden auf der Insel ausräuchern wollte; sie war im Begriff, die Sache in die Hand zu nehmen. »Diese gottverdammten Scheißkerle …«, setzte er an, dann plumpste er betäubt zu Boden.
     
    Corky und Lauren standen an der Reling seiner Jacht und beobachteten, wie Ellington betäubt in den Sand sackte. Es gab eine zweite Explosion, nicht sehr laut, kein bißchen bedrohlich. Mehrere Landungsboote erschienen, jedes mit einem Dutzend Matrosen bemannt, und fuhren auf die Küste zu. Corky nahm Laurens Hand. »Laß uns nach unten gehen.«
    Ihre Verwirrung senkte sich herab wie ein Bühnenvorhang, und als er sich wieder hob, sah sie sich und ihn, sich faul an einem tropischen Becken mit einem Wasserfall tummelnd. Er zeichnete sie, und die Zeichnung war sehr schön, Hände, Füße und alles. Sie blinzelte, und sie gingen nach unten.

 
SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     
     
    – Was hast du dem armen Kerl für einen Mist erzählt! Unendliches Buch. Himmlische Datenbank. Daß ich nicht lache!
    – Na, na. Wir mußten ihm doch irgend etwas erzählen, das er begreifen würde, verstehst du? Und er hat doch brav umgeblättert, oder nicht?
    – Yeah, ich glaube schon. Weißt du, daß jetzt alle dort drüben wie verrückt anzapfen? Und er, er ist überhaupt nicht mehr zu bremsen. Es ist, als ob er einen heißen Draht überallhin hätte.
    – Ja, das ist verständlich. Sind wir denn nicht alle jetzt emsig wie die kleinen Bienchen, da wir an der Finsternis vorbeisehen können, wie er es so nett gesagt hat?
    – Mir ist das mit der Finsternis eingefallen, wenn du dich erinnerst. Und jetzt kann ich hinsehen, wo ich will, ich spüre,
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