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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe
Autoren: Nora Roberts
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gesehen, höchstens in den Abendnachrichten. Dieser Wahlkampf bringt sicher viel Aufregung mit sich.«
    »Du kennst doch Charlton. Er ist an so etwas gewöhnt, und es scheint ihm auch überhaupt nichts auszumachen. Was mich angeht, nun, ich versuche, mich auf den Hexenkessel vorzubereiten, der uns im Sommer erwartet. Immerzu lächeln, Reden über mich ergehen lassen und Veranstaltungen durchstehen. Die Presse hält unser Haus bereits unter Belagerung.« Sie zuckte mit den schmalen Schultern. »Das gehört wohl dazu. Charlton meint zwar immer, die Aussage ist wichtiger als der Kandidat, aber das kann er mir lange erzählen. Wenn er nur einmal die Tür zu laut schließt, steht am nächsten Tag in mindestens zwanzig Zeitungen, der zukünftige Präsident sei unbeherrscht.«
    »Ist sicher nicht leicht, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen. Und ganz sicher nicht für die Frau des Mannes, den seine Partei auf den Schild gehoben hat.«
    »Ach, das ist doch halb so wild. Damit habe ich schon lange gerechnet.« Sie legte eine kleine Pause ein, während der Kellner die Bestellung brachte. Claire schwor sich, es bei dem einen Martini zu belassen, sosehr es sie auch nach einem zweiten Glas drängen mochte. Niemandem war damit gedient, wenn irgendwer sie dabei sah und man morgen in der Zeitung lesen konnte, die Frau des kommenden Präsidenten sei Alkoholikerin. »Allerdings muß ich zugeben, daß es Momente gibt, in denen ich mir wünsche, wir könnten alles stehen- und liegen lassen und uns irgendwo auf eine Farm verkriechen.« Sie nippte an ihrem Glas. »Natürlich hält so etwas nie lange an. Dafür liebe ich Washington viel zu sehr. Ich bin gern die Gattin eines bedeutenden Politikers. Und es wird mir bestimmt gefallen, die neue First Lady zu sein.«
    »Wenn es nach meinem Großvater ginge, wirst du das eher, als du dich versiehst.«
    »Der gute Jonathan.« Sie lächelte wieder, aber Tess entging die Anspannung nicht, die ihren Blick beeinträchtigte. »Wie geht es ihm?«
    »Wie immer. Er wird sich sicher freuen, wenn ich ihm erzähle, daß wir beide uns getroffen haben.«
    »Ich fürchte, das hier ist nicht ein bloßes Wiedersehen alter Freundinnen. Und eigentlich möchte ich auch nicht mit deinem Großvater darüber reden. Oder mit jemand anderem.«
    »Einverstanden, Claire. Warum erzählst du mir nicht einfach, was dich so bedrückt.«
    »Tess, ich habe immer deiner Berufserfahrung vertraut, und ich weiß, daß ich mich auf deine Diskretion verlassen kann.«
    »Wenn du damit ausdrücken möchtest, daß ich das, was du zu sagen hast, für mich behalten soll, brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen.«
    »Danke, ich wußte, daß du mich verstehen würdest.« Claire wollte einen Schluck nehmen, beließ es dann aber dabei, mit dem Finger den Stiel des Glases hinabzufahren. »Wie ich schon sagte, hat es vermutlich nichts zu bedeuten. Charlton wäre sicher nicht begeistert, wenn er wüßte, daß ich mich damit an eine Psychologin wende, aber ich muß einfach mit jemandem darüber reden.«
    »Dann weiß er also nicht, daß du hier bist?«
    »Nein.« Sie hob den Kopf. Ihr Blick wirkte nicht mehr angespannt, sondern gehetzt. »Ich möchte auch nicht, daß er davon erfährt, jedenfalls jetzt noch nicht. Du verstehst doch sicher, daß er unter enormem Druck steht, vor allem, weil er sich überall und immerzu als der ideale Kandidat präsentieren muß. Sobald irgendein Fleck auf seiner weißen Weste entdeckt wird, stürzt sich sofort die Presse wie ein Wolfsrudel darauf und bauscht die Geschichte auf, bis der Mann als Monster dasteht. Tess, dir ist sicher klar, was irgendeine Torheit, die von einem seiner Familienmitglieder oder einem seiner engeren Freunde begangen würde, für seinen Wahlkampf bedeuten würde, oder?«
    »Ja, aber ich glaube, du hast dich nicht wegen Charltons Wahlkampf mit mir treffen wollen.«
    »Nein …« Claire zögerte. Wenn sie es einmal aussprach, konnte sie die Worte nicht mehr zurücknehmen. Zwanzig Jahre ihres und des Lebens ihres Mannes hingen von der Entscheidung ab, jetzt fortzufahren oder zu schweigen. »Es geht um Jerald. Um meinen Sohn. Ich fürchte, er, na ja, irgendwie ist der Junge in letzter Zeit nicht mehr er selbst.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er war immer ein ruhiger Mensch und hatte nie viele Freunde. Wahrscheinlich kannst du dich nicht an ihn erinnern, obwohl er uns oft zu Dinner-Partys und Galas begleitet hat.«
    Tess hatte das Bild von einem schmalen Jungen im Gedächtnis,
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