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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe
Autoren: Nora Roberts
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Händen!« Sie sah auf ihre Finger. Der goldene Ring glitzerte im Licht. »Dabei ist er noch nie in solche Schwierigkeiten geraten.«
    Tess wurde es ganz anders. Sie mußte schlucken, bevor es ihr gelang, so ruhig und neutral wie möglich die Frage zu stellen: »Was hat dein Sohn denn zu dem Kampf zu sagen gehabt?«
    »Nichts. Jedenfalls nicht zu mir. Er hat aber mit seinem Vater darüber gesprochen. Charlton macht sich ziemliche Sorgen.« Ihr Blick wanderte kurz zu Tess und kehrte dann rasch zur Tischdecke zurück. »Er tut natürlich so, als wäre nichts, aber ich merkte es ihm deutlich an, wie sehr der Vorfall ihn beunruhigt. Er befürchtet natürlich, daß die Presse Wind davon bekommt. Nicht auszudenken, was dann aus seinem Wahlkampf wird. Charlton sagt mir immer, Jerald brauche lediglich ein paar Tage Ruhe, um wieder zu sich selbst zu finden. Ich wünschte, ich könnte das auch so sehen.«
    »Möchtest du, daß ich mal mit Jerald rede?«
    »Ja.« Sie nahm die Hand ihrer Freundin. »Ja, das möchte ich sogar sehr, denn ich weiß nicht, was ich sonst noch tun kann. Ich fürchte, ich bin in all den Jahren keine allzu gute Mutter gewesen. Jerald scheint mir immer mehr zu entgleiten. Ich mache mir die größten Sorgen um ihn. Er wirkt so distanziert, und dann wieder setzt er eine so selbstgefällige Miene auf. Es kommt mir dann vor, als wisse er etwas, von dem wir anderen keine Ahnung haben. Ich kann nur hoffen, daß er sich öffnet, wenn er mit jemandem sprechen kann, der nicht zur Familie gehört, aber trotzdem unserer Schicht angehört.«
    »Ich will tun, was ich kann, Claire.«
    »Das weiß ich. Danke.«
     
    Randolf Lithgow haßte das Krankenhaus, und noch mehr Jerald, weil der ihm das eingebrockt hatte. Die Demütigung war für ihn weitaus schlimmer als der Schmerz der Verletzungen. Wie konnte er jemals wieder in die Schule gehen und den anderen gegenübertreten, nachdem ihn der Klassen-Freak verdroschen hatte?
    Der kleine Spinner hielt sich für den Größten, bloß weil sein Vater für das Amt des Präsidenten kandidierte. Randolf wünschte sich, Charlton Hayden möge die Wahl haushoch verlieren und nicht einen einzigen Bundesstaat für sich gewinnen. Hoffentlich fiel seine Niederlage so katastrophal aus, daß er Washington bei Nacht und Nebel und mit seinem größenwahnsinnigen Sohn verlassen mußte.
    Der Junge rutschte in seinem Bett hin und her. Wann war endlich wieder Besuchszeit. Er konnte nur durch einen dünnen Schlauch etwas zu sich nehmen, und das Schlucken fiel ihm schwer, weil dann seine Kehle anfing zu brennen. Wenn er erst wieder auf den Beinen war, würde er es diesem verblödeten Spinner mit Zins und Zinseszins heimzahlen.
    Ihm war langweilig, er fand keine Ruhe, und sein Selbstmitleid wurde immer größer. So klapperte er mit der Fernbedienung die TV-Kanäle ab. Nein, auf die Achtzehn-Uhr-Nachrichten hatte er jetzt wirklich keine Lust. Randolf suchte weiter und stieß auf die Wiederholung einer Sitcom-Episode. Die soundsovielte Wiederholung. Der Junge kannte die Dialoge auswendig. Schimpfend schaltete er um. Noch mehr Nachrichten. Randolf wollte gerade entnervt aufgeben und sich ein Buch vornehmen, als das Phantombild des Mannes gezeigt wurde, der Mary Beth Morrison überfallen hatte.
    Unter anderen Umständen hätte er es vielleicht gar nicht bemerkt, wenn da nicht dieser Blick gewesen wäre. Er verengte die Augen zu Schlitzen und sah genauer hin. Genau so hatte Jerald ihn angestarrt, als er anfing ihn zu würgen. Randolf konzentrierte sich auf das Bild und versuchte, die Details hinzuzufügen, die dem Zeichner wohl nicht zur Verfügung gestanden hatten. Doch bevor er sicher sein konnte, erschien der Moderator wieder auf dem Bildschirm. Aufgeregt und überhaupt nicht mehr gelangweilt suchte Randolf nach anderen Nachrichtensendungen, um dort die Zeichnung noch einmal sehen zu können.
    Wenn er sie wiedersah und seine Vermutung sich bestätigte, wußte er, was er dann unternehmen würde.
    »Die ganze Nacht hindurch fahren unsere Wagen Streife.« Ben schloß die Mappe, während Ed immer noch auf den Stadtplan starrte, als warte er darauf, daß ihn irgendeine Erkenntnis anspringen würde. »Sobald er hier auftaucht, stehen die Chancen nicht schlecht, daß die Kollegen ihn entdecken.«
    »Ich verlasse mich nicht gern auf Wahrscheinlichkeitsrechnungen.« Er warf einen Blick in die Diele. Oben fungierte Grace bereits schon in der dritten Nacht als Lockvogel. »Wie oft sind wir heute durch das
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