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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht
Autoren: Jeaniene Frost
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Ausmaß annahm; aber meine Mutter war trotz all ihrer zur Schau gestellten Tapferkeit nicht so hart im Nehmen wie die Jungs.
    Und das hier war auch nicht irgendein ganz normales Gebäude, in dem sie einfach durch eine Wand brechen konnte, wenn sie abhauen musste. Das vierte Untergeschoss war eigens dazu konstruiert, Vampire gefangen zu halten. Als ich noch Vampirjägerin gewesen war, hatte ich es für Dons Wissenschaftler entworfen, die dort das Wundermittel Brams herstellen wollten. Das Medikament, das aus dem heilenden Bestandteil im Blut Untoter gewonnen wurde, hatte einigen schwer verletzten Teammitgliedern das Leben gerettet. Dann war Bones dem Team beigetreten, und Don hatte seine Angst überwunden, reines Vampirblut – weit effektiver als Brams – würde jeden, der es zu sich nahm, in ein Monster verwandeln. Bones spendete ausreichend Blut, das bei Bedarf an verletzte Teammitglieder abgegeben werden konnte, weshalb die Vampirzellen im vierten Untergeschoss seit Jahren leer standen.
    Was nicht bedeutete, dass das so bleiben musste, falls Don recht hatte und Madigan hier nicht nur eine Routineüberprüfung durchführen wollte.
    Vielleicht hatte ich aber in letzter Zeit einfach nur so viel Scheiße erlebt, dass ich jedem nur das Schlimmste zutraute, ob es einen triftigen Grund dafür gab oder nicht. Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen. Madigan ging mir zwar ziemlich auf den Senkel, aber vor nicht allzu langer Zeit hatte Don Vampiren gegenüber die gleichen Vorurteile gehabt. Scheiße, es war gerade mal acht Jahre her, dass ich selbst die Meinung vertreten hatte, nur ein toter Blutsauger wäre ein guter Blutsauger! Ja, Madigan war ein paranoider Bürohengst, aber seine Zeit bei Tate, Juan, Dave und meiner Mutter würde ihn zu der Erkenntnis bringen, dass übernatürliche Kreaturen mehr zu bieten hatten als das, was er aus vertraulichen Akten über Tötungsdelikte wusste.
    »Also, was denkst du über ihn?«, fragte Tate gedehnt und klang dabei schon nicht mehr so angespannt wie gerade eben.
    »Dass wir beide nicht die dicksten Freunde werden«, sagte ich nur. Mehr nicht, falls das Zimmer verwanzt war.
    Tate schnaubte. »Ganz meine Meinung. Vielleicht ist es ja gut so, dass … die Umstände sind, wie sie sind.«
    Tates versteckter Hinweis auf Dons Zustand zeigte, dass auch er nicht riskieren wollte, dass unsere Worte später Madigan zu Ohren kamen.
    Ich zuckte beipflichtend mit den Schultern. »Hat eben doch alles sein Gutes.«

3
    Als wir endlich ins Auto stiegen, um nach Hause zu fahren, war es bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang. Wir hätten unser Haus in den Blue Ridge Mountains schneller erreicht, wenn wir die ganze Strecke geflogen wären, aber es erregte weniger Aufmerksamkeit, den Helikopter auf dem örtlichen Privatflugplatz zurückzulassen. Zwischen uns und den nächsten Nachbarn lagen zwar knappe zehn Quadratkilometer, aber ein startender und landender Helikopter erregte doch weit mehr Aufmerksamkeit als ein Auto. Je weniger wir hier auffielen, desto besser.
    Im Auto konnten Bones und ich aber wenigstens offen reden. Wenn ich ein wenig geschlafen hatte, wollte ich als Erstes den Hubschrauber nach Wanzen durchsuchen lassen. Madigan schien mir der Typ zu sein, für den es völlig normal war, unseren Heli mit Abhör- und Überwachungstechnik ausstatten zu lassen, während Bones und ich den Stützpunkt besuchten. Mann, als ich dem Team beigetreten war und Don befürchtet hatte, ich könnte zur dunklen Seite überwechseln, hatte er mein Auto verwanzt und mich rund um die Uhr beschatten lassen. Jahre vergingen, bis mein Onkel mir weit genug traute, um die Überwachungsmaßnahmen einzustellen. Etwas sagte mir, dass es bei Madigan noch länger dauern würde.
    »Also, wie sieht es in seinem Kopf aus?«, erkundigte ich mich.
    Bones warf mir einen Seitenblick zu, während er die Serpentinen hinauffuhr. »Düster. Er ahnt offenbar, welche Fähigkeiten ich habe, und hat sich eine ganz ordentliche Abwehrstrategie einfallen lassen.«
    »Echt?« Madigan war mir nicht vorgekommen wie jemand, der über die außergewöhnliche Willensstärke verfügte, die man brauchte, um sich vor Bones’ telepathischen Fähigkeiten zu schützen, aber das hieß dann wohl, dass ich ihn unterschätzt hatte.
    »In Gedanken sagte er ständig Reime auf, sodass ich fast nur die hören konnte«, antwortete Bones mit widerstrebender Hochachtung. »Ein paar Sachen habe ich aber trotzdem mitbekommen, zum Beispiel, dass er
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