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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht
Autoren: Jeaniene Frost
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angreifen würde?«, erkundigte ich mich, bemüht, so unschuldig und überrascht wie möglich zu klingen, während ich den Mann im Geiste so richtig zur Schnecke machte.
    »Ich bin vielleicht neu hier, habe aber ausgiebig Berichte über Ihresgleichen studiert«, antwortete Madigan, der seine herablassende FBI ler-Fassade aufgab und die nackte Feindseligkeit darunter durchblicken ließ. »In allen heißt es, dass Vampire die Augenfarbe wechseln, bevor sie angreifen.«
    Bones lachte, ein schmeichelnder Laut, der in krassem Gegensatz zu der gefährlichen Energie stand, die aus ihm hervorbrechen wollte. »Schmonzes. Unsere Augen werden auch aus Gründen grün, die nicht das Geringste mit Tötungsabsichten gemein haben. Und ich habe schon Vampire gesehen, die einem die Kehle herausgerissen haben, ohne dass ihre Iris die kleinste Farbveränderung gezeigt hätte. Sind das die einzigen Erfahrungen, die Sie mit Vampiren vorzuweisen haben? Berichte?«
    Das letzte Wort troff vor höflicher Verachtung. Madigan erstarrte. »Ich habe genug Erfahrung, um zu wissen, dass einige von ihnen Gedanken lesen können.«
    »Sollte Sie nicht kümmern. Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten, stimmt’s, mein Freund?«
    Ich wartete, ob er die Zähne auseinanderkriegen und Bones bezichtigen würde, während des Gesprächs versucht zu haben, in seine Gedanken einzudringen, aber er rückte sich nur die Stahlbrille zurecht, als wäre deren korrekter Sitz von äußerster Wichtigkeit.
    »Deine Mutter und die anderen haben in einer Stunde Trainingsende«, meldete sich Tate zum ersten Mal, seit wir sein Büro betreten hatten, zu Wort. »Du kannst hier warten, wenn du willst. Madigan wollte gerade gehen.«
    »Wollen Sie mich wegschicken ?«, fragte Madigan in leicht ungläubigem Tonfall.
    Tates Gesicht war ausdruckslos. »Sagten Sie nicht direkt vor Cats Eintreffen, Sie hätten für heute genug von mir?«
    Eine leichte Röte stieg in Madigans Wangen. Verlegenheit war das nicht, das konnte man an der Kerosinnote erkennen, die sich in seinen Körpergeruch mischte. Es war sorgsam beherrschte Entrüstung.
    »Korrekt«, antwortete er knapp. »Haben Sie die Berichte für mich morgen früh bereit? Die Nacht durchzumachen sollte jemandem wie Ihnen doch nicht schwerfallen.«
    Oh, was für ein Arschloch . Auf ihn!, meldeten sich meine Fänge wieder lautstark zu Wort, aber diesmal ließ ich sie nicht hervorkommen und unterdrückte auch das Vampirgrün, das mir in die Augen schießen wollte.
    Schließlich wandte Madigan sich wieder uns zu. »Cat. Bones.« Er sagte unsere Namen, als müssten wir uns für sie entschuldigen, aber ich lächelte ihn nur an, als hätte ich ihm in meiner Fantasie nicht bereits mehrmals die Eingeweide herausgerissen.
    »War mir eine große Freude, Sie kennenzulernen«, sagte ich und streckte ihm die Hand bloß noch einmal hin, weil ich wusste, dass er sie nicht anfassen wollte.
    Er ergriff sie mit dem gleichen leichten Zögern wie zuvor. Ich drückte nicht zu, als ich die seine zu fassen bekam, aber, oh, es war ja so verlockend.
    Kaum hatte ich seine Hand losgelassen, rauschte Madigan aus Tates Büro, eine Wolke aus Aftershave und Verärgerung zurücklassend.
    »Ich folge ihm«, verkündete mein Onkel unumwunden. »Und ich komme auch nicht mehr mit dir zurück, Cat.«
    Ich sah Tate an, der mir kaum merklich zunickte. Ehrlich gesagt war ich froh, dass er nicht versuchte, mit mir zu diskutieren. Don konnte Madigan sehr viel effektiver bespitzeln als irgendwer sonst. Womöglich war Madigan nur hier, weil Vater Staat tatsächlich Bedenken hatte, einem Vampir die Leitung über eine Abteilung zu übertragen, die damit betraut war, Untote zu jagen und Beweise für ihre Existenz zu vertuschen. Wenn ja, würde Madigan jede Menge Steuergelder verschwenden, wenn er am Ende seiner ausgedehnten Abteilungsprüfung lediglich herausfand, dass Tate ein hervorragender Ersatz für Don war. Seine Vergangenheit war einwandfrei, sodass ich nicht befürchtete, Madigan könnte irgendwelche Leichen in Tates Keller ausbuddeln – weder echte noch metaphorische.
    Aber ich war nicht deshalb froh, dass mein Onkel sich eher auf Madigan konzentrierte, als darauf, einen Weg ins Jenseits zu finden. Verfolgte Madigan finstere Absichten, konnte Don uns schneller Bescheid geben als jeder andere. Ich vertraute durchaus darauf, dass Tate, Dave und Juan in der Lage waren, irgendwie zu fliehen, falls Madigans Abneigung gegenüber Untoten ein bedrohlicheres
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