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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht
Autoren: Jeaniene Frost
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guten Grund für dein Benehmen.«
    Oh-oh. Bones sprach Fabian nur mit vollem Namen an, wenn er sauer war, und wir hatten dem Geist nur wenige Regeln mit auf den Weg gegeben, als wir ihn bei uns hatten einziehen lassen. Als ich ins Wohnzimmer kam, sah ich, welche davon Fabian verletzt hatte.
    »Äh, hi«, sagte ich zu der Geisterdame, die an Fabians Seite schwebte. Sie trug ein dunkles, recht unförmiges Gewand, das ihre im Leben offenbar Marilyn Monroe ähnliche Figur einigermaßen gut verbarg, und der strenge Knoten, zu dem ihre Haare gebunden waren, betonte noch ihre natürlich schönen Züge.
    Bones schien von dem liebreizenden Gesicht des neuen Gespenstes unbeeindruckt zu sein. Er funkelte Fabian weiter an, die dunklen Brauen herausfordernd hochgezogen. Fabian wusste, dass nur er und mein Onkel in unserem Haus herumgeistern durften. Ein paar Grundregeln hatten wir zum Schutz unserer Privatsphäre schließlich aufstellen müssen. Andernfalls hätten wir ständig ein ganzes Geisterheer im Schlepptau gehabt, selbst unter der Dusche, und Kommentare zu unserem Liebesspiel hätten wir uns obendrein anhören müssen. Da sie durch Wände gehen konnten, hatten die meisten Geister ganz vergessen, was sich gehörte, und was nicht .
    »Ich kann das erklären«, begann Fabian und warf mir über Bones’ Schulter hinweg einen flehenden Blick zu.
    »Verzeihung«, mischte sich die Gespensterdame mit deutsch klingendem Akzent ein. »Darf ich mich zunächst vorstellen? Ich heiße Elisabeth.«
    Während sie sprach, die Stimme ruhig trotz ihrer offensichtlichen Verlegenheit, knickste sie, erst vor Bones, dann vor mir.
    Die Anspannung wich ein wenig aus Bones’ Schultern, und er verneigte sich seinerseits, wobei er sein Bein auf eine Art vorstreckte, wie sie bereits Jahrhunderte vor meiner Geburt aus der Mode gekommen war.
    »Bones«, antwortete er, während er sich wieder aufrichtete. »Sehr angenehm.«
    Ich verkniff mir ein Lächeln. Bones war zwar imstande, Madigans ausgestreckte Hand zu ignorieren, ohne mit der Wimper zu zucken, aber bei Frauen wurde er immer schwach. Ich begnügte mich damit, Elisabeth anzulächeln und ihr grüßend zuzunicken, während ich meinen Namen nannte. Hey, einen Knicks hatte ich noch nie gemacht, aber ich würde es lernen, nur damit Bones sich noch einmal so elegant verneigte. Selbst diese förmliche Geste wirkte bei ihm irgendwie sexy.
    »Fabian hielt es nicht für ratsam, die anderen Geister wissen zu lassen, dass ich hier bin«, fuhr Elisabeth fort und lenkte mich von meinen Gedanken ab. »Daher hat er mich gebeten, drinnen auf eure Rückkehr zu warten.«
    Elisabeth war zwar mir zugewandt, sah aber mehrmals leicht bestürzt zu Bones hinüber. Hatte sich wohl rumgesprochen, dass er nicht gerade begeistert über meine plötzliche Beliebtheit bei den Existenzbehinderten war.
    »Was wäre so schlimm daran, wenn die anderen mitbekämen, dass du hier bist?«, fragte ich. Klar, ein paar der Gespenster wären bestimmt sauer, wenn sie wüssten, dass Elisabeth sich im Haus aufhielt, während ihnen strikt verboten war, die Wände zu durchschreiten, aber immerhin kam es nicht alle Tage vor, dass Fabian eine heiße Braut abschleppte …
    »Viele meiner Art betrachten mich als Ausgestoßene.« Elisabeth sprach so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob ich sie richtig verstanden hatte.
    »Als Ausgestoßene?«, fragte ich nach. Ich hatte nicht mal gewusst, dass es so etwas unter Gespenstern überhaupt gab . Mann, die Leute konnten wohl einfach nicht miteinander auskommen, egal ob lebend oder tot. »Warum?«
    Elisabeth straffte die Schultern und erwiderte meinen Blick. »Weil ich einen anderen Geist töten will.«
    Meine Augenbrauen schossen in die Höhe, während mir unzählige Fragen durch den Kopf schossen. Bones stieß einen leisen Pfiff aus, bevor er sich müde lächelnd mir zuwandte.
    »Wenn wir uns die ganze Geschichte anhören wollen, können wir es uns auch bequem machen. Warum setzen wir uns also nicht?«
    Fabian wies mit einem Nicken auf die gardinenverhangenen Fenster. »Würdest du vorher bitte für ein bisschen mehr Privatsphäre sorgen, Cat?«
    Ach ja. Die anderen Gespenster konnten unsere geheimnisvolle neue Besucherin zwar nicht sehen, schwebten sie aber zu dicht am Haus vorbei, bekamen sie womöglich mit, was wir besprachen. Ich seufzte.
    »Wartet hier. Ich bin gleich zurück.«
    Nachdem ich alle transparenten Gestalten höflich ersucht hatte, sich eine Stunde lang von unserem Anwesen
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