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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Kate Klise
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Ihretwegen war ich nach Spanien gekommen. Und um Zeit mit Webb zu verbringen.
    Ich schlug die Augen auf und hielt nach ihm Ausschau. Er saß neben mir auf der anderen Gangseite und sah stur geradeaus. »Dichtmachen« nannte er das.
    Ich dachte an die Nacht in der Hotelbar zurück, als Daisy und ich uns über unsere Kinder unterhalten hatten. Was für ein seltener und willkommener Austausch elterlicher Sorgen das gewesen war. Aber warum hatte ich ihr die traurige Geschichte von meiner Schwester in voller Länge erzählt? Ich kannte Daisy doch kaum. Und doch hatte ich auf der Stelle einen Draht zu ihr verspürt. Sie war willensstark und selbstbewusst, aber auch warmherzig und mitfühlend. Ich fragte mich, ob es ihr missfallen hatte, dass ich beim Abendessen ihr Knie unterm Tisch berührt hatte. Nach ihrer Miene zu urteilen, ja nicht.
    Aber dieses Gesicht war nun in weite Ferne gerückt, um nie wieder vor mir aufzutauchen. Diese Frau war es, die Steaksoße verbannt hatte und in einen heiligen Krieg gegen Fernseher über Kneipentresen gezogen war. Sie war ein Mensch, der Dummköpfe nicht ertragen konnte, und dafür bewunderte ich sie.
    Wär ich doch bloß selbst kein solcher Dummkopf gewesen.

So unangenehm die ganze Lage auch geworden war, die Zeit reichte einfach nicht, um sich auf dem Flug von Barcelona nach Paris allzu viele Gedanken zu machen. Nach der Landung mussten wir vom Flughafen zu Solanges Wohnung hetzen, um Cocos Tasche und mein restliches Zeug einzusammeln und dann wieder zurück zum Flughafen zu fahren – und das alles in zwei Stunden.
    »Dépêchez-vous, s’il vous plaît«, bat ich den Taxifahrer mehrmals.
    »Kann Sie nicht verstehen«, gab er mit starkem, unbestimmbarem Akzent zurück.
    »Bitte beeilen Sie sich«, sagte ich. »Bitte.«
    »Das versuche ich ja«, blaffte er mich an. »Aber Cinco por Cinco. Quelle horreur.«
    Da erst bemerkte ich in der Straßenmitte den Zug der Demonstranten, die ihre handförmigen Schilder emporreckten und den Verkehr aufhielten. Mir fiel der Zeitungsartikel über die amischen, von Wasser und Haferflocken lebenden Extremisten wieder ein, den Andrew mir vorgelesen hatte.
    Ganz unrecht haben sie vielleicht doch nicht, dachte ich. Nachdem ich eine Woche lang Buttercroissants gegessen hatte, spürte ich gewisse Folgen an meiner Taille.
    Als wir schließlich an Solanges Haus eintrafen, warf ich dem Fahrer fünfzig Euro hin und bat ihn, zehn Minuten zu warten. Coco und ich stürzten hinauf zur Wohnung. Während sie ihren Kram zusammenklaubte, machte ich rasch sauber: Ich wischte den Küchentresen ab, schrubbte die Spüle, bezog mein Bett neu. Hastig schrieb ich ein paar Zeilen hin und legte den Zettel auf Solanges Schreibtisch.
    Liebe Solange,
    Du bist ein Schatz, dass wir hier wohnen durften.
    Es gibt viel zu erzählen, wenn Du nach Chicago kommst.
    XXOO Daisy und Coco
    Zu meiner Überraschung stand das Taxi noch vor dem Haus. Natürlich gab sich der Fahrer nicht mit unserem Gepäck ab. Immerhin wartete er, bis Coco und ich alles in den schmuddligen Kofferraum gestopft und dann im Fond des Taxis Platz genommen hatten.
    Als Coco und ich endlich im Flieger nach Chicago saßen, war ich zu erledigt, um mich noch am Anblick von Andrew und Webb zu stören. Ich lächelte einfach Webb zu und ignorierte den Arsch namens Andrew.
    Scheiß drauf.
    Das Flugzeug war laut und voll. Die Flugbegleiterinnen trieben Nachzügler zur Eile an.
    »Wir können erst abfliegen, wenn alle auf ihren Plätzen sitzen«, sagte eine der Stewardessen. Sie war wahrscheinlich in meinem Alter, wirkte müde und des Lebens überdrüssig. Vielleicht hatte sie auch nur ihren Job satt. Die Leute. Das Reisen. Selbst ihr Halstuch hing schlaff herab.
    Kaum hatten alle Platz genommen, kam aus dem Cockpit eine Ansage des Piloten.
    »Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän«, verkündete er. »Unser Abflug verzögert sich, denn wir müssen eine kurzfristige Anweisung befolgen. Die Verzögerung hat keinerlei technische Ursachen.«
    Ich konnte mir ein Stöhnen nicht verkneifen.
    »Darf ich Ihnen etwas bringen, während wir warten?«, fragte die müde aussehende Flugbegleiterin in stumpfem Ton. »Kaffee, Wasser, Saft …«
    »Ich nehme zwei von diesen kleinen Flaschen Cabernet, bitte«, sagte ich. Und fügte hinzu, um rücksichtsvoll zu klingen: »Oder Sie geben mir gleich drei und haben dann bis zur Landung Ruhe vor mir.«
    Sie reichte mir eine beschämende Handvoll Weinfläschchen, ohne meinem Blick zu
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