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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Kate Klise
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hat.«
    Ich lachte nervös.
    »Im Ernst«, sagte er. »Wer ruft schon an und lässt es bloß einmal klingeln? Und wenn du abgehoben hättest? Hätte er dann aufgelegt?«
    »Vergiss nicht, dass ich diesen Einfall hatte«, erwiderte ich. »Und dass er nie angerufen hat.«
    »Das ist nicht der springende Punkt. Kein Mann, der so einem Plan zustimmt, kann was taugen.« Er hielt inne, ehe er mit sanfterer Stimme weitersprach. »Warum hast du mir nicht erzählt, was sich in jenem Sommer wirklich abgespielt hat?«
    »Der Rest ist mir erst gestern Abend wieder eingefallen. Das kam im Restaurant alles wieder hoch, als du … na, du weißt schon.« Ich versuchte ein Lächeln. »Hab dir doch gesagt, ich habe Beziehungs-Alzheimer.«
    »Ja, das hast du. Hab ich dir eigentlich gesagt, dass ich kein Typ für einmal anklingeln und dann auflegen bin?«
    »Nein, noch nicht, glaub ich.«
    »Nun, es stimmt aber. Und da ist noch was.« Er blieb stehen. »Weißt du noch, als ich dich bei Solange angerufen habe? Wie oft war das – dreimal? Viermal?«
    »Fünfmal.«
    »Richtig. Und weißt du auch, dass ich mich jedes Mal, wenn es Zeit war aufzulegen, kaum dazu bringen konnte? Immer bin ich in der Leitung geblieben, als du schon längst aufgelegt hattest.«
    »Wirklich?«
    »Jedes einzelne Mal.«
    »Du warst noch in der Leitung wie der ›Wichita Lineman‹?«
    Er schaute verdutzt. » Das ist in dem Lied gemeint?« Er holte Luft. »Wenn es so ist, dann bin ich wie er. Nur mit dem Unterschied, dass ich dich ebenso sehr will, wie ich dich brauche.«
    Ich knuffte ihm mit dem Ellbogen in die Seite. »Was erzählen Sie mir denn da, Mr Lineman? Das sagen Sie doch zu allen Mädels, wetten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das habe ich noch nie zu irgendwem gesagt.«
    Eine Stunde später kletterten wir vier in Montmartre aus einem Taxi und trafen dort auf eine etwas wacklige Solange beim Kofferauspacken.
    »Übernachtet ihr bei mir?«, fragte sie und umarmte uns alle nacheinander. »Ich weiß, die Wohnung ist klein, aber …«
    »Nein, sie ist perfekt!«, widersprach Coco bestimmt. »Das wird wie eine Pyjamaparty.«
    »Ganz genau«, sagte Solange. »Hier, hilf mir die Möbel rücken. Hinterm Sofa hab ich noch einen zusammengerollten Schlafsack verstaut.«
    Andrew und ich sahen einander schmunzelnd an. Jetzt schon hatten wir Insiderwitze. Wie war das so schnell gekommen?
    Und was war das überhaupt?
    Die Sehnsucht danach, dass jemand, nach dem man sich sehnte, ebenfalls Sehnsucht empfand. Meine Gedanken flogen zurück zu jenem alten Jesuitenpriester in der kalten Steinkapelle.
    Wir blieben also über Nacht – unter der Bedingung, dass ich das Abendessen kochen durfte. Ich schickte Coco und Webb mit einer Einkaufsliste zu einem Laden in der Nähe. Während sie unterwegs waren, konnten Andrew und ich Solange auf den aktuellen Stand bringen. Sie klatschte noch immer in die Hände, als die Kinder mit Essen und Blumen für alle zurückkehrten.
    Ich bereitete einen guten alten komplett prädigitalen Schmortopf mit Thunfisch zu, dem ich als einzige Neuerung ein wenig Camembert beigab. Webb sortierte ihn geschickt aus und legte ihn stillschweigend am Rand seines Tellers ab. Nach dem Essen brachte Coco ihm bei, wie Crème brûlée gemacht wird. Sie richteten eine Sauerei an, die aber von vollem Erfolg gekrönt war.
    Wenn ich drüber nachdenke, ist damit die ganze Reise gar nicht schlecht beschrieben. Die Kinder richteten eine Sauerei an, die aber von vollem Erfolg gekrönt war . Denn an jenem Abend wurde mir klar, dass ich genau das hatte, was ich wollte und brauchte: eine wunderbare, eigensinnige Tochter, die ich nicht immer verstand und die mir zweifellos nicht immer gehorchte. Aber sie würde bestens zurechtkommen auf dem College – und, wichtiger noch, im Leben.
    Ich hatte eine großzügige beste Freundin, die mich seit zwanzig Jahren kannte und besser verstand als ich mich selbst.
    Und ich hatte einen neuen Freund: einen liebenswerten und gutherzigen Mann mit einem entzückenden Sohn.
    Da saßen wir fünf nun zusammen und redeten und lachten die ganze Nacht. Keiner schrieb eine E -Mail oder schickte eine SMS . Niemand verspürte den Drang, online zu gehen. Weit und breit keine Steaksoße. Auch keine Fernseher – ob mit Flachbildschirm oder ohne.
    Irgendwann nach Mitternacht schob Solange Andrew zur Tür hinaus, vorgeblich weil sie noch Durst auf Wein hatte. Doch es war klar, dass sie mich allein im Wohnzimmer sprechen wollte, während Coco und Webb
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