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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten
Autoren: Lucy Robinson
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erschien ein IM -Dialogfeld mit einem ungeduldig blinkenden Cursor.
    Â»Ich verstehe nicht …«, sagte Sam. Ich nickte, um ihm zu bedeuten, den Laptop auf seinen Knien ebenfalls zu öffnen. Das tat er, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
    Â»Was soll das, Chas?«, fragte er und blickte auf den Bildschirm, der genauso aussah wie meiner. »Was geht hier vor?«
    Ohne auf seine Frage einzugehen, fing ich an zu tippen.
    Charley: Hallo.
    Ich richtete die Augen zur Decke und betete, dass er darauf anspringen würde. Ein paar Sekunden später hörte ich seine Tastatur klappern.
    Sam: Noch einmal: Was zum Teufel ist hier los?
    Was zum Teufel hier los war, war die schlichte Tatsache, dass ich ihm nun meine Liebe gestehen würde. Wobei ich die oberromantische Kommunikationsform des Instant Messaging nutzte. Es war mir völlig schnuppe, dass das vermutlich die seelenloseste Art der Liebeserklärung war, die man auf der ganzen Welt finden mochte: Tatsache war, dass sich unser beider Leben wegen unserer Online-Gespräche für immer grundlegend verändert hatte.
    Das E-Mail-Schreiben funktionierte. Das Miteinander-Reden nicht. Noch nicht.
    Als der Heathrow Express vor ein paar Stunden vom Flughafen Richtung Paddington gedüst war, hatte ich in Erwartung dieses Gesprächs die beiden IM -Accounts eingerichtet. Das Schöne war, dass ich keinerlei Druck verspürte, mir im Vorhinein zu überlegen, was ich sagen wollte. Ich wusste, dass meine Finger von allein anfangen würden zu schreiben, wenn die Zeit gekommen war. Genau wie damals, als »William« und »Shelley« einander E-Mails geschickt hatten. Das Ganze war so mühelos gewesen wie Atmen.
    Da war ich nun also, blickte auf ein dunkles Meer von Stühlen, bereit, eine Liebes-Mail auf Dads Ungetüm von Laptop zu schreiben. Vermutlich hatte Shelley inzwischen einen Suchtrupp losgeschickt, ich musste mich also beeilen.
    Ich holte tief Luft.
    Charley: Ich wollte mit dir über uns reden.
    Charley: Irgendwie war ich dazu nicht fähig, so von Angesicht zu Angesicht.
    Charley: Deshalb habe ich mir, ähm, na ja, diesen kleinen Plan ausgedacht.
    Es entstand eine qualvolle Pause.
    Sam: Ich höre zu.
    Charley: Bowes, ich
    Charley: Entschuldige, ich meinte Sam.
    Charley: Also, Sam, ich fürchte, unsere E-Mails im Oktober haben ziemlich viel bei mir bewirkt.
    Sam: Ach, komm schon, Chas, bei mir doch auch! Du weißt, dass nicht nur du dich verändert hast! Sieh uns nur mal an!
    Charley: Augenblick. Ich rede nicht über Jobs oder Lifestyle oder sonstigen Mist. Ich rede über
    Charley: Gefühle.
    Charley: Ganz besondere Gefühle, dich betreffend.
    Jetzt war es raus. Das konnte ich nicht mehr zurücknehmen.
    Sam nahm die Hände von der Tastatur, was mich aus dem Konzept brachte. Würde er gleich die Flucht ergreifen? Oder wollte er einfach nur zuhören?
    Er hob wieder die Hände und half mir so aus der Misere.
    Sam: Ich höre immer noch zu. X
    Charley: Ich hatte mich irgendwie ein bisschen in Willian
    Charley: Sorry, Williannm
    Charley: Grrr! W I L L I A M
    Charley: Blöder Laptop
    Sam: Schon okay, Charley. Warum stresst du dich so?
    Charley: Danke.
    Charley: Ich hatte mich in William verliebt. Und als ich dann herausfand, dass du dahintersteckst, dachte ich: Na, das war’s dann wohl.
    Ich atmete tief ein. Ich wusste, dass das eine äußerst nervenaufreibende Angelegenheit würde, aber da musste ich durch.
    Charley: Aber offenbar war’s das ganz und gar nicht.
    Charley: Es spielte gar keine Rolle, wer die Mails geschrieben hatte.
    Charley: Ich empfinde immer noch dasselbe für den Verfasser.
    Sam regte sich nicht. Er sagte kein Wort. Ich wandte vorsichtig den Kopf, gerade so weit, dass ich die roten Flecken an seinem Hals sehen konnte, die sich bis zu seinem Haaransatz ausbreiteten. Am liebsten hätte ich meinen Laptop in den Orchestergraben geworfen und seinen weichen, flaumigen Nacken geküsst.
    Es machte mir Sorgen, dass Sam noch immer nichts erwiderte. Und deshalb machte ich Nägel mit Köpfen.
    Charley: Was ich dir eigentlich sagen will, Sam, ist, dass mir klar geworden ist, dass ich mich in dich verliebt habe.
    Immer noch nichts.
    Charley: Ich weiß, dass du für mich nicht dasselbe empfindest, das ist schon in Ordnung.
    Charley: Ich erwarte mir von diesem Gespräch auch gar nicht mehr als
    Charley: ach, keine Ahnung. Eine Bestätigung, dass es dir nicht so
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