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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht!
Autoren: Kasie West
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zersplittert.
    Ich schaue Duke an, dem die Panik ins Gesicht geschrieben ist. »Was ist los mit dir?«
    »Das Mädchen verdient eine Antwort, Duke.« Bobby wirft mir einen gönnerhaften Blick zu. »Warum erzählst du ihr nicht, wie Ray dir dabei hilft, jeden hinters Licht zu führen? Findest du es nicht komisch, Addie, dass Duke nur Dinge bewegen kann, wenn Ray in der Nähe ist?«
    »Hör auf damit«, sagt Duke.
    »Oh, tut mir leid, kannst du dich schlecht konzentrieren? Kümmerst du dich gerade darum, dass sie sich glücklich fühlt?«
    Wieder kann ich nicht atmen, aber diesmal hat Bobby nichts damit zu tun. Das Zimmer und alle um mich herum scheinen unter Wasser getaucht zu sein. Laila schwankt leicht hin und her, das Messer noch immer an ihrer Kehle. Ich kann hören, wie sie überrascht einatmet, ihre Schultern heben sich langsam bei dem Geräusch. Bobby stützt sich mit einer Hand am Bücherregal ab, ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Und neben mir dreht sich Duke nach Bobby um, wobei jede kleinste Bewegung von meinem Hirn registriert und aufgenommen wird. Dreht sich die Welt um mich herum langsamer oder befinde ich mich in einer anderen Dimension?
    Draußen kreischen die Reifen eines Autos über einen gefühlten Kilometer Asphalt, bevor die Türen aufgehen und wieder zuknallen. Und dann macht Duke einen Satz nach vorne und schwebt in der Luft. Bobbys Lächeln verzerrt sich vor Wut und Laila holt mit ihrer Hand aus, bringt sie nach vorne und lässt das Messer los. Es fliegt wie in Zeitlupe direkt auf mich zu. Ich habe ausreichend Zeit, seinen genauen Weg zu verfolgen und zur Seite zu gehen. Es bleibt mit der Messerspitze in der Wand hinter mir stecken. Als die Haustür mit Gewalt aufgestoßen wird, bricht der Bann und Duke kracht mit voller Wucht auf Bobby. Laila bricht auf dem Boden zusammen und mit einem lauten Geräusch stoße ich die Luft aus, die ich die ganze Zeit über angehalten habe.
    Ich krieche an Lailas Seite. Blut tropft von ihrem Hals herunter, aber die Wunde sieht oberflächlich aus.
    »Es tut mir so leid«, sagt sie. »Hat dich das Messer getroffen? Ich hatte keine Kontrolle darüber.«
    »Nein, mir ist nichts passiert.«
    »Und wegen Duke ...«
    »Duke ist ein Stimmungscontroller.« Ich mache diese Feststellung ohne jede Emotion, auch wenn ich es selbst erst vor weniger als zwei Minuten begriffen habe. »Wir standen beide unter seinem Einfluss.«
    »Hände hoch, alle zusammen, sodass ich sie sehen kann«, sagt ein Mann in schwarzer Polizeiweste, als er hereinstürmt. Ihm folgen drei weitere Männer mit Waffen in der Hand. Kurz darauf sind die Waffen nur noch auf Bobby gerichtet. Laila, Duke und ich werden nach draußen geführt, wo meine Mom neben einem weißen Zivilfahrzeug wartet. Als ich in ihre weit geöffneten Arme renne und die Tränen, die ich zurückgehalten habe, über mein Gesicht strömen, verschwimmt die Welt und mir wird schwarz vor Augen.

36.
    angeschissen – eine üble Alternative wählen zu müssen, um eine schlimmere zu vermeiden Meine Augen öffnen sich und ich hole tief Luft.
    »Was hast du gesehen?«, fragt Laila.
    Ihre Stimme lässt mich zusammenzucken und ich fahre hoch, als würde ein Sprungbrett mich in die Höhe katapultieren. Ich brauche einen Augenblick, bis mir klar wird, dass alles, was ich eben gesehen habe, nicht echt war, auch wenn sich mein Herz anfühlt, als wäre es in zwei Stücke gerissen worden.
    »Du siehst furchtbar aus«, sagt sie. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nein.« Ich presse meine Finger gegen meine Schläfen, als könnte ich damit eine Lösung aus ihnen herausquetschen. Es muss eine Lösung geben.
    Mein Dad.
    Ich springe aus dem Bett und renne zur Tür. Kurz bevor ich sie aufgleiten lasse, halte ich inne. Denk erst einmal nach, Addie. Wenn ich meinem Dad von Bobby und Poison erzähle, sind beide Probleme gelöst, oder? Nein. Was, wenn meine Informationen über Bobby den Umzug meines Dads aus dem Sektor verzögern, damit er ermitteln kann? Ich weiß, dass das Amt meine Auslotung nicht als Beweismaterial verwenden darf. Erstens bin ich noch nicht volljährig und zweitens wird mein Talent für subjektiv erachtet. Zu viele Variablen. Was passiert zum Beispiel, wenn mein Dad Bobby nicht zum Verhör vorladen kann? Was, wenn das eine völlig andere Kette von Ereignissen auslöst, in denen Bobby immer noch frei durch die Gegend läuft? Wenn ich die ermordeten Mädchen retten könnte, von denen in den Verhören die Rede war, würde ich nicht zögern.
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