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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht!
Autoren: Kasie West
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Erinnerungen wiederherstellt. Das ist der einzige Weg, wie ich mein Versprechen an dich halten kann ...
    Ich formuliere es so vage, damit der Text mir keine Hinweise geben kann, falls er mir in die Hände fällt. Ich lege das Heft und den Stift auf den Boden. Mein Bauch tut weh und ich schlinge meine Arme um meinen Körper und lasse für ein paar Minuten den Tränen freien Lauf. Mir wird übel bei dem Gedanken, dass ich mir im vollen Bewusstsein von dem einen Jungen das Herz brechen lassen muss, während ich die Erinnerung an denjenigen, den ich wirklich liebe – oder der mich lieben würde –, löschen lasse. Er wird mich nicht kennenlernen. Selbst wenn Laila es schafft, eine Erinnerung für mich wiederherzustellen, werde ich für ihn immer noch eine Fremde sein.
    Ich muss einfach daran glauben, dass sie es schafft. Nur das hält mich davon ab, den Verstand zu verlieren. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und reiße die Seite aus dem Heft. Du musst stark sein, rede ich mir zu. Laila darf nichts von alldem hier erfahren. Sie wird mein Gedächtnis löschen, aber dafür muss sie ahnungslos bleiben, damit sich alles genauso abspielen wird.
    Ich straffe die Schultern und gehe wieder in mein Zimmer. In meinem Schreibtisch suche ich nach einem Briefumschlag, stecke den Brief an mich selber hinein und klebe ihn zu. »Den musst du mir am Freitag, den 14. geben, okay?«
    »Warum benimmst du dich so merkwürdig? Was ist passiert?«
    »Laila, versprich mir, dass du mir diesen Umschlag am 14. gibst und nicht vorher öffnest.« Ich schreibe das Datum auf den Umschlag. »Versprochen? Ich vertraue dir.«
    Ihre Augen werden groß, vermutlich denkt sie, dass ich hysterisch bin. »Na gut, ich verspreche es.«
    »Okay, steck ihn in deine Handtasche, dann sehe ich ihn nicht, nachdem du mein Gedächtnis gelöscht hast.«
    »Okay.« Sie steckt ihn ein.
    Ich setze mich ihr gegenüber im Schneidersitz aufs Bett. »Ich bin so weit. Du musst beide Alternativen löschen.«
    »Was? Wieso denn beide?«
    »Bitte, Laila, keine Fragen.« Ich bin schon wieder den Tränen nahe.
    Sie beißt sich auf die Unterlippe und schüttelt dann ihre Hände aus. »Okay.«
    »Warum siehst du so nervös aus? Löschst du nicht ständig meine Erinnerungen?«
    »Nein. Das hier ist das erste Mal.«
    »Meinst du das im Ernst?«
    Sie nickt und ich werfe ihr ein Kissen an den Kopf. »Wehe, du bist nicht gut.«
    »Ich bin gut.«
    Sie holt tief Luft, hebt ihre Hände, legt sie auf meinen Kopf und schließt die Augen.
    Und ich schließe meine.

Epilog
    Sechs Wochen später
    L aila kratzt an dem Verband, den sie um den Hals trägt, während sie im Krankenhauszimmer auf und ab läuft. »Wann lassen die uns endlich gehen? Uns beiden geht es gut!«, sagt sie laut und lehnt sich dabei aus der Tür. »Ich brauche keinen Heiler! Es war bloß ein Kratzer.«
    »Setz dich einfach hin, Laila. Mir wird ganz schwindlig.«
    »Tut mir leid.« Sie setzt sich nur hin, um sofort wieder aufzuspringen. »Mir tut das alles so leid. Kaum zu glauben, dass du dir diesen Weg ausgesucht hast. Das ist total verrückt. Duke ist ein Arschloch. Wir wären fast gestorben. Ich hätte mir um absolut keinen Preis so eine Alternative ausgesucht, wieso du?«
    »Du kannst mich das eine Million Mal fragen und ich werde es immer noch nicht wissen.«
    Lailas Blick schweift zu ihrer Handtasche, die sich auf dem Stuhl in der Ecke befindet. »Die andere Alternative muss echt übel gewesen sein«, sagt sie, »um so eine wie diese hier zu wählen.«
    »Ja, vielleicht hast du mich in der ja wirklich betrogen«, sage ich lachend.
    Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen. »Ich ...«
    »War nur Spaß, Laila.« Mehr oder weniger. Auch wenn ich mir versuche einzureden, dass es nicht Lailas Schuld war, wird mir immer noch jedes Mal übel, wenn ich daran denke.
    Meine Mom rauscht ins Zimmer. »Addie, Laila, es tut mir leid. Ich verspreche euch, dass es nicht mehr lange dauert. Wir füllen gerade die Formulare aus, der Heiler ist gleich hier, um euch noch einmal anzusehen, und dann können wir gehen.«
    »Woher wusstest du, wo ich war, Mom?«
    »Ich wusste es nicht. Dein Vater hat angerufen. Vermutlich konnte Mr Paxton plötzlich nicht mehr mit seinem schlechten Gewissen leben, jedenfalls hat er das Amt informiert, dass Bobby dich in seiner Gewalt hat. Anscheinend hat Bobby ihm beigebracht, wie man sein Talent weiterentwickelt, und irgendwann verdächtigte Mr Paxton ihn, etwas mit den vermissten Teenagern zu tun zu
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