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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht!
Autoren: Kasie West
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kleines Stückchen deines hellseherischen Talents. Ich hab zwar keine Ahnung, inwiefern das meine Fähigkeit verbessern wird, aber ich bin mir sicher, dass es das tut.«
    »Du spielst mit etwas, von dem du die Finger lassen solltest. Was passiert, wenn du damit deinen Verstand zerstörst?«
    »Nett von dir, dass du dir darüber Sorgen machst.« Er steht neben mir, fährt mit seiner Hand durch mein Haar und nimmt die blau gefärbte Haarsträhne zwischen zwei Finger. »Dann lass uns mal anfangen, ja?« Er zieht an meinen Haaren, bis ich stehe.
    »Und was dann?«
    »Dann überzeuge ich dich entweder davon, dass nichts von dem hier je geschehen ist. Oder du wirst zu verzweifelt sein, um noch einen Ausweg zu sehen.«
    Das hier muss eine Auslotung sein. Ich befinde mich in einer Auslotung. Ich versuche, diese Theorie zu testen, und als ich in meinem Kopf nur ein statisches Rauschen wahrnehme, bin ich überzeugt davon, dass ich recht habe. Ich werde heil aus der Sache herauskommen. Schon bald wird diese furchtbare Vision vorüber sein, ich werde aus meiner Auslotung aufwachen und alles ist wieder gut. Ich werde nie diese Alternative wählen. Es ist dieser Gedanke, der mich bei Verstand hält, und ich wiederhole ihn in meinem Kopf, wieder und wieder, wie einen alten Kinofilm.
    »Addie, konzentriere dich. Versuche jetzt, die Zukunft auszuloten.«
    Ich lege meine Hände flach auf den Küchentisch. »Warum sollte ich?«
    Er sitzt mir gegenüber. »Willst du wirklich mit mir Psychospielchen spielen?«
    »Duke wird sich ziemlich darüber aufregen, was du hier machst.«
    Er lacht. »Duke watet bis zu den Knien in seinen eigenen Geheimnissen, meinst du nicht auch? Er hat ja wohl kaum ein Recht, sich zum Richter aufzuschwingen.«
    Wenn ich es bloß schaffe, ihn am Reden zu halten, kann ich mir einen Fluchtplan zurechtlegen. »Dann weiß er also nichts von deinem kleinen Projekt? Ich dachte, ihr wärt beste Freunde. Hast du ihm auch ein Stückchen seines Talents gestohlen? Zeig mir, wie das funktioniert. Rück etwas zur Seite.«
    Er stößt ein leises Lachen aus und mir läuft es eiskalt über den Rücken. »Rück etwas zur Seite? Weil das Dukes Talent ist? Du bist so naiv.«
    Bobbys Handy piept. Es liegt auf der Küchentheke und hängt nicht am Strom. Vielleicht bin ich ja wirklich naiv. Sein Stuhl ächzt, als er aufsteht. Er nimmt sich das Handy und schaut auf den Bildschirm. Kichernd fängt er an, laut vorzulesen: Hey, Bobby, hast du Addie gesehen? Ihr Auto steht auf der Straße. Kann sein, dass ich in Schwierigkeiten bin. Er sieht mich an. »Steckt er in Schwierigkeiten, Addie?«
    Ich antworte nicht.
    »Weißt du, was lustig ist? Wenn er mich angerufen hätte, hätte er dich vielleicht im Hintergrund gehört. Aber mit einer Nachricht? Keine Chance.« Er wendet seine Aufmerksamkeit wieder dem Handy zu. »Nein, Duke«, sagt er, während seine Finger über die Tasten fliegen. »Ich habe sie nicht gesehen. Du weißt doch, dass sie nicht mit mir spricht. Vielleicht hat sie Lailas Pick-up vor deinem Haus entdeckt. Das war jedenfalls das Erste, was mir aufgefallen ist. Pech gehabt.«
    Wenn er angerufen hätte, hätte er mich gehört. Diese Worte wollen mir nicht mehr aus dem Kopf. Duke und ich haben trainiert, Gedanken zu übertragen, aber weil ich in der letzten Zeit so misstrauisch war, kamen wir nicht weiter. Einmal habe ich ihm in meinem Frust gesagt, dass ich ihn einfach anrufen würde, wenn ich ihn bräuchte. Wir haben das beide ziemlich lustig gefunden. Nach Lachen ist mir im Moment allerdings nicht zumute.
    Ich fokussiere meinen gesamten Willen auf Dukes Kraftfeld. Er ist nur auf der anderen Straßenseite. Ich schaffe das. Ich stelle mir vor, wie ich die Worte zu ihm hinüberschicke. Ich bin bei Bobby. Hilfe! Die Worte scheinen sich in meinem Gehirn zu überschlagen, genau wie bei manchen meiner Übungsstunden mit Duke. Dann hat er mich immer angesehen und gesagt: »Versuchst du’s überhaupt?«
    »Ich gebe mir Mühe«, stoße ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    Bobby dreht sich in meine Richtung. »Gut. Bist du endlich mit an Bord?«
    »Ich hasse dich.«
    »Starke Gefühle sind gut. Sie helfen dir, dein Talent zu erweitern. Mit denen musst du arbeiten.«
    Ich hole tief Luft und versuche, mich zu entspannen. Es wird ihm nicht gelingen, mich zu manipulieren. Ich brauche Hilfe! Wie als Antwort auf meinen Hilferuf klopft es an der Haustür und dann ertönt Lailas Stimme: »Bobby, mach auf. Ich weiß, dass Addie bei
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