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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht!
Autoren: Kasie West
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schnaubte und schrieb weiter. Die Schulcomputer waren schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr abgestürzt, aber sich auf das Schlimmste gefasst zu machen, schadete ja nicht.
    »Heute ist die letzte Stunde im Partnerprojekt«, sagte Mr Caston. »Und nicht vergessen, bitte keine Talente einsetzen; benutzt einfach nur euer Hirn.«
    »Wir benutzen immer unser Hirn«, sagte Bobby von ganz vorne.
    »Den anderen Teil eures Gehirns. Nicht der, der eure Gabe beherbergt.«
    Alle stöhnten auf. Aber wir waren alle mit der Regel vertraut: Fächer, die für das Überleben in der Außenwelt wichtig waren, mussten auf herkömmliche Weise erlernt werden.
    »Bringt mich nicht dazu, die Talentblockade im Raum einzuschalten. Ich unterrichte hier schließlich keine Mittelstufe. Und Leute, schaltet eure Handys aus.«
    Ein weiteres allgemeines Aufstöhnen.
    Mit einem verschwörerischen Lächeln hielt mir Laila kurz ihr Handy hin. Ein Football mit einem Barcode füllte den Bildschirm aus. »Diesmal kommst du mit mir zum Spiel, ja?«
    »Du hast dir eine Eintrittskarte gekauft? Die Aktion am Himmel hat bei dir gewirkt?«
    »Was? Nein!«, sagte sie, als würde schon allein die Andeutung, sie ließe sich durch Manipulationstechniken beeinflussen, sie aufs Tiefste beleidigen.
    »Ich wollte sowieso hin. Das hatte überhaupt nichts mit – Moment mal, was hast du denn mit deiner Stirn gemacht?«
    Ich tastete wieder nach meiner Beule. »Dukes Football.«
    »Du hast mit Duke gesprochen?«
    »Nicht wirklich, aber sein Football und ich sind echt gute Freunde.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Bobby herankam. Er lehnte sich gegen mein Pult und in meinem Magen bildete sich ein Knoten. Ich versuchte, ihn zu ignorieren.
    »Was willst du?«, fragte Laila. Egal, wie oft ich schon probiert hatte, sie vom Gegenteil zu überzeugen, hielt sie sich immer noch für meinen Bodyguard.
    »Ich will mit Addie reden.«
    Ich beugte mich nach unten, wühlte in meinem Rucksack und hoffte, dass er den Hinweis kapieren würde. Tat er aber nicht. Ich zog einen gelben Textmarker heraus und legte ihn auf mein Pult. Bobby blieb stehen. Irgendwann blickte ich mit einem Seufzer auf. »Bobby, bitte, lass mich einfach in Ruhe.«
    »Ich dachte bloß, dass du jetzt, nachdem der Ball vorbei ist, mir mal erklärst, warum du in der Sekunde, in der ich dich gefragt habe, von freundschaftlich auf eiskalt umgeschaltet hast.«
    »Nein.«
    »Genau! Also verschwinde«, fügte Laila hinzu.
    Er ging, drehte sich dabei aber noch einmal um. Sein Blick war ganz eindeutig: Er dachte nicht daran aufzugeben. Ich hoffte, dass mein Blick genauso klare Worte sprach: Du musst aber. Und auch so etwas wie Ich kann dich nicht leiden, aber solange wenigstens eine der beiden Botschaften rüberkam, war ich ja schon zufrieden.
    »Addie, du kannst nicht jemanden bestrafen, nur weil du ihn ausgelotet hast. Er hat doch keine Ahnung, was er falsch gemacht hat.«
    »Ist ja nicht meine Schuld, dass er seine Zunge in meinen Rachen geschoben hätte und seine Hände unter mein Kleid, wenn ich mit ihm zum Ball gegangen wäre«, flüsterte ich.
    »Ich weiß und ich bin total froh, dass du nicht mit ihm hingegangen bist. Aber eigentlich hat er es ja nicht getan.«
    »Aber er hätte.« Ich schubste den Textmarker an. Er rollte über die Glasoberfläche meiner beleuchteten Tastatur und bewegte sich langsam auf die Kante meines Pults zu, bevor er wieder zurückrollte. »So ist er nun mal und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, habe ich die Alternative vor Augen.«
    »Möchtest du, dass ich sie lösche?«
    »Habe ich dich je zuvor gebeten, etwas zu löschen?« Immer wenn sie mir vorschlug, eine Erinnerung zu löschen, stellte ich ihr diese Frage.
    Und immer gab sie mir dieselbe Antwort: »Falls du’s getan hättest, würde ich es dir nicht sagen.«
    Ich schnitt ihr eine Grimasse. »Du bist ein Miststück.«
    Sie fing an, sich ihre Nägel mit einem schwarzen Edding anzumalen. »Und, soll ich?«
    »Nein. Nachher vergesse ich noch, wozu er fähig ist, und lasse mich von seinem treuen Hundeblick dazu bringen, mit ihm auszugehen.«
    Ich schüttelte mich. Wie war ich je auf den Gedanken gekommen, seine fettigen braunen Haare und löchrigen Jeans wären ein Hinweis darauf, dass er von der Welt missverstanden wurde? Aber ohne die Erinnerungen – da war ich mir wiederum sicher – könnte ich mir vielleicht einbilden, sein gruseliges Aussehen würde sich mit einem guten Shampoo wegwaschen lassen.
    »Das stimmt.«
    »Hey,
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