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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht!
Autoren: Kasie West
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Aber sie sind bereits tot. Das erste Verbrechen geschah in der zweiten Septemberwoche und das andere lag Monate zurück.
    Ich seufze.
    »Du machst mir Angst«, sagt Laila. Ich hatte beinahe vergessen, dass sie hier ist. Ich drehe mich um und schaue sie an. Was, wenn ich ihr einfach alles erzählen würde? Bestimmt würde sie sich von Bobby fernhalten. Ich verdrehe die Augen. Sobald sie davon weiß, wird sie wahrscheinlich sofort zum Messer greifen und wutentbrannt zu Bobby rennen. Und selbst wenn sie sich von ihm fernhält – was wäre, wenn Bobby sich stattdessen ein anderes Mädchen schnappt? Oh, verdammt. Ich muss mich für meine beschissene Zukunft mit Duke entscheiden.
    »Ich will das nicht.«
    Ich werfe meinen Kopf zurück und stöhne. Mir ist klar, dass Laila das Leben mit meiner Mom löschen muss. Tut sie es nicht, könnte ich es auf keinen Fall ertragen, Duke auch nur anzusehen, geschweige denn, ihn in mein Leben zu lassen. Denn nur so kann sich die Zukunft genauso abspielen, wie ich sie gesehen habe. Selbst die kleinste Abweichung kann fatale Folgen nach sich ziehen. Laila ist in beiden Alternativen in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Ein völlig anderer Weg, wie zum Beispiel, mich für keinen meiner beiden Elternteile zu entscheiden oder nach unten zu gehen und meinem Dad alles zu erzählen, wird nur zu einer anderen Variante der Schwierigkeiten führen. Wenigstens weiß ich so, dass Laila nichts passieren wird.
    Ich lehne mich mit dem Rücken an die Wand, während mir noch etwas klar wird. Wenn sie nur Duke löscht, wird das Wissen über Lailas Tod mich lähmen. Und ich kann mich unmöglich in Duke verlieben, wenn ich Trevor vor Augen habe.
    Sie muss Trevor auch löschen. Am liebsten würde ich schreien.
    »Brauchst du noch mehr Zeit oder weißt du bereits, für welche Alternative du dich entscheidest?«
    Ich fühle mich betäubt. »Ja, ich weiß es.«
    »So klar, ja?« Sie schaut aufs Bett und dann wieder auf mich. »Bleibst du?«
    »Ja.«
    Ein breites Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, sie springt auf und schlingt ihre Arme um mich. »Ich bin so glücklich. Ich wusste doch, dass du ohne mich nicht leben könntest.«
    Ich möchte ihre Umarmung erwidern. Ich möchte sie warnen, niemals Bobby oder Duke auch nur anzusehen oder mit ihnen zu sprechen. Aber ich tue es nicht. »Du hast recht, ich kann es nicht.«
    Sie stößt mich von sich. »Okay, möchtest du, dass ich deine Erinnerungen jetzt lösche, oder ...«
    »Nein. Nicht jetzt«, unterbreche ich sie. Ihre Worte lassen mein Herz schneller schlagen. Ich hole mehrmals tief Luft. Ich will Trevor noch nicht vergessen.
    Über Lailas rechter Schulter stehen folgende Worte an die Wand gemalt: »... wir hatten alles, wir hatten nichts vor uns ...« Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal diese Worte aus Eine Geschichte aus zwei Städten gelesen habe. Sie hatten zu mir gesprochen. Sie sprechen jetzt wieder zu mir.
    »Ich brauche ein paar Minuten für mich.« Ich gehe auf meinen begehbaren Kleiderschrank zu.
    »Moment, willst du dich im Schrank einsperren? Ich kann gehen.«
    »Nein, ich brauche dich hier. Bitte geh nicht.« Wenn sie es nicht bald macht, werde ich schwach.
    »Okay, ich bleibe.«
    Ich öffne die Tür und ziehe sie hinter mir zu. Zwischen den Kleiderbügeln mit Hemden und zwei Schuhregalen setze ich mich. Tränen strömen mir übers Gesicht. Ich habe das Gefühl, als sei mein Leben vorbei. Ich versuche, mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Ein und aus. Wieder und wieder. Hier und da stockt mein Atem, wenn sich ein Bild von Trevor dazwischenschiebt.
    Ein und aus.
    Und dann trifft es mich, als wenn ein Alarm aufheulen würde. Eine Autoalarm, um genau zu sein. Laila. Sie hatte das »Gedächtnis« des Autos wiederhergestellt. Auch wenn das in der anderen Alternative passiert ist, der Alternative, für die ich mich nicht entscheiden kann, muss das ja nicht heißen, dass sie es in der Realität nicht lernen kann – später. Nachdem alles vorbei ist. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und haste ins Zimmer. Aus meinem Schreibtisch greife ich mir ein Heft und einen Stift und renne wieder zurück in den Schrank.
    Ich notiere Folgendes: Jemandem, der mir sehr wichtig ist, habe ich versprochen, dass ich die Erinnerung an ihn nicht löschen lasse, aber ich habe keine andere Wahl.
    Freitagmorgen, den 14. November, nach gewissen Ereignissen, mit Laila über weiterentwickelte Talentsteuerung reden. Ihr sagen, dass sie lernen kann, wie man
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