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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht
Autoren: Karin Slaughter
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wieder vor. Sie starrte auf die Wörter und schien sie hypnotisieren zu wollen, damit sie endlich einen Sinn ergaben.
    Tessa griff in Saras Aktentasche und zog ein Magazin heraus.
    » Das ist eine Fachzeitschrift«, erklärte Sara.
    » Ich bin vielleicht keine Ärztin, aber lesen kann ich trotzdem«, giftete Tessa zurück. Sie blätterte in der Zeitschrift, legte sie aber sehr bald wieder beiseite. » Da sind ja gar keine Bilder drin«, beschwerte sie sich.
    » Hinten gibt’s ein paar«, erwiderte Sara und reckte sich über den Tisch, um ihrer Schwester die sehr rote und sehr große Abbildung eines Blinddarms zu zeigen. Dann blätterte sie um, und auf der nächsten Seite war dann das sezierte Organ in seiner ganzen blutenden Pracht zu sehen.
    » Du lieber Himmel!« Tessa schlug beide Hände vor den Mund, als sie vom Tisch aufsprang. Sie hätte beinahe Cathy umgerannt, als sie aus dem Zimmer stürmte.
    Cathy fragte: » Was ist denn mit ihr los?« Sie stellte einen Teller mit russischen Eiern auf den Tisch.
    » Weiß ich auch nicht«, sagte Sara, die immer noch auf das Krankenblatt starrte. » Oh«, entfuhr ihr, als sie es endlich herausbekommen hatte. » Abgetasteter Blinddarm.«
    Cathy legte die Stirn in Falten. » Muss so was unbedingt am Abendbrottisch sein?«
    Sara raffte die Papiere zusammen. » Schon fertig«, sagte sie. » Das war das letzte.«
    Cathy setzte sich ihr gegenüber und trank einen Schluck von Saras Eistee. » Wie geht’s denn voran?«, fragte sie, auf die Akten deutend.
    » Langsam«, erwiderte Sara. » Aber auch positiver, als ich dachte. Ich meine, besser für Grant. Dottie hat sich hier sehr bedeckt gehalten.«
    » Wie dein Vater sagen würde: › Scheiß nie da, wo du auch isst.‹«
    » Genau«, antwortete Sara, deren Schmunzeln eher gequält wirkte.
    » Da wir gerade beim Thema sind«, sagte Cathy. » Ich habe gehört, dass Dave Fine der Prozess gemacht wird.«
    Sara nickte. » Er denkt immer noch, er muss nicht ins Gefängnis.«
    » Könnte aber sein, dass er nirgends so sicher ist wie im Knast«, sinnierte Cathy und nippte wieder am Tee. » Hast du mit Laceys Vater darüber gesprochen, ob sie dir nach der Schule in der Klinik helfen darf?«
    Sara nickte und schob die Akten in die Mappe. » Er will es sich überlegen.«
    » Ich kann mir nicht vorstellen, dass er noch lange in der Stadt bleiben wird«, sagte Cathy mit einem prüfenden Blick auf ihre Tochter. » Egal, was er sagt, die Leute glauben, dass er es gewusst hat.«
    Sara zuckte die Achseln. Es war ihr unangenehm, mit ihrer Mutter darüber zu sprechen.
    Aber Cathy blieb beim Thema: » Ich hab gehört, neulich wurden ihm vor dem Piggly Wiggly die Reifen aufgeschlitzt.«
    Sara versuchte zu erraten, worauf ihre Mutter hinauswollte.
    » Ich will nur nicht, dass dir wehgetan wird«, sagte Cathy schließlich. » Ich möchte nicht mit ansehen, dass du die Kleine ins Herz schließt, und dann geht der Vater auf einmal mit ihr fort.«
    Fahrig ordnete Sara den Inhalt ihrer Aktenmappe. Jeffrey hatte neulich Abend das Gleiche zu ihr gesagt.
    » Weißt du«, fing Cathy wieder an, » du könntest doch einfach ein Kind adoptieren.«
    Sara spürte ein gequältes Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie nahm die Brille ab und legte sie vor sich auf den Tisch. » Ich, äh…« Sie brach ab und lachte traurig. Es war irgendwie doch alles viel komplizierter.
    Cathy wartete darauf, dass Sara fortfuhr.
    » Ich möchte im Augenblick nicht darüber reden, Mum.«
    Cathy nahm Saras Hand. » Ich bin für dich da, wenn du darüber sprechen möchtest.«
    » Ich weiß.«
    Tessa kam ins Zimmer zurück und gab Sara einen Klaps auf den Hinterkopf. » Miststück«, schimpfte sie.
    Sara lachte und streckte ihr die Zunge raus.
    Cathy zog eine Augenbraue hoch, als sie vom Tisch aufstand, machte aber keinen Kommentar. Sie fragte Tessa: » Geht es dir gut, Liebling?«
    » Ja, Mum«, antwortete Tessa, aber sie sah nicht so aus. Sara bekam ganz kurz Gewissensbisse, weil sie ihrer Schwester die Fotos gezeigt hatte.
    » Wirklich?«, fragte sie.
    » Oh, es ist alles ganz prima«, blaffte sie. » Mein Haar ist fettig, meine Haut juckt, meine Hosen sind zu eng.« Dabei hielt sie inne und zupfte an ihren Shorts. » Die rutschen mir immer in den Schritt rauf.«
    » Die Natur verabscheut eben ein Vakuum«, sagte Sara lachend.
    » Sara«, warnte Cathy, lachte aber doch auf dem Weg in die Küche.
    Tessa setzte sich und nahm sich eins von den gefüllten Eiern. » Wo bleibt Jeffrey? Er ist
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