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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman
Autoren: Claudia Sanders
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schlug Marlene vor, doch ihre Mutter lachte nur.
    »George und ich, wir finden uns immer und überall.« Sie war nun ausgehfertig und bereits dabei, ihre Tochter hinauszukomplimentieren. Plötzlich wurde Marlene mulmig bei dem Gedanken, den ersten Abend in Las Vegas alleine verbringen zu müssen.
    »Ach was«, schalt sie sich. Sie würde sich einfach mit einem Buch ins Bett legen und dann hoffentlich bald einschlafen. Ägypten war Jahrtausende ohne sie ausgekommen, und das Luxor würde es ganz sicher auch noch eine Nacht ohne sie aushalten.

    »Wer schläft, gibt kein Geld aus«, murmelte sie laut, als sie mit ihrer Chipkarte die Tür zu ihrem Zimmer öffnete.
    Die einzige Sünde, die Las Vegas niemals verzieh.
     
     
    Als Marlene, nach vergeblichen Versuchen einzuschlafen, wenig später doch den Fahrstuhl nach unten nahm, kicherte sie darüber, sich in einer nachgebauten Grabkammer zu befinden. So viel Humor, ausgerechnet ein gigantisches Totenreich zur Kulisse hemmungsloser Spielleidenschaft zu machen, hätte sie den Amis gar nicht zugetraut. Vielleicht lag sie aber auch völlig daneben. Vielleicht war die Szenerie nichts weiter als typisch amerikanischer Größenwahn. Maßlos übertrieben und etwa so ironisch wie eine gepfefferte Steuernachzahlung.
    Der Fahrstuhl hielt, Marlene stieg aus und sah sich um. Sie versuchte, sich anhand des beeindruckenden Obelisken zu orientieren, was gar nicht so einfach war. Wo sie auch hinsah, verstellte das Personal der ägyptischen Götterwelt den Blick. Nach dem Eingang zum Kasino musste sie trotzdem nicht lange suchen. Sie brauchte nur der Spur blinkender und scheppernder Slot Machines zu folgen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit belagert wurden. Zwischen ihnen flitzten leicht geschürzte Cleopatras hin und her, die ihr Bestes gaben, die Spieler, die den einen oder anderen Dollar riskierten, mit Gratisdrinks zu versorgen.
    Doch wo war die Bar?
    »Miss.« Der Wachhund am Eingang machte ihr mit einem abschätzigen Blick auf ihre Jeans klar, dass sich die Spielhölle zu den Edelkasinos dieser Welt rechnete, ließ sie aber anstandslos passieren. Vielleicht verlieh ihr die Sonnenbrille, die sie nicht
wie sonst in den Haaren, sondern auf der Nase trug, ja eine geheimnisvolle Aura.
    Beruhigt, die erste Hürde souverän genommen zu haben, hielt sie selbstbewusst auf den Tresen zu. Die Bar schien weit und breit die einzige spielfreie Zone zu sein und war den Toiletten, die dieses Privileg hoffentlich ebenfalls in Anspruch nehmen konnten, sicher vorzuziehen.
    Der Barmann nickte ihr zu und stellte ihr ungefragt ein Cocktailglas vor die Nase, in dem sich eine milchige, pinkfarbene Flüssigkeit träge bewegte. Sie nippte an ihrem Drink, während ihr Blick an den reglosen Gestalten hängen blieb, die in ihre Gläser oder auf die in den Tresen eingelassenen Pokermonitore starrten. Von wegen spielfreie Zone!
    Was könnte es doch für ein Spaß sein, das sie umgebende Gruselkabinett gepflegt zu kommentieren! Doch leider hatte sie niemanden, der ihr zuhörte. Mit wem ließ sich eine Unterhaltung anfangen? Der Jogginganzugsträger, der ihr gegenüber saß, schied aus. Auch wenn sie ihm deutlich mehr Gesprächsbereitschaft zutraute als den Herren, die ihre nackten Waden ungeniert in Shorts zur Schau stellten. Sollte sie sich an die Amerikanerin zu ihrer Linken halten, die mit dem Computer pokerte? Doch die lebte längst auf einem anderen Planeten, wo die Macht der Karten über Aufstieg und Untergang entschied. Es sah nicht danach aus, als plane sie in absehbarer Zeit Schritte zum Sturz des Regimes. War wohl auch besser so. Man wusste ja, was dabei herauskam, wenn die Amis die Demokratisierung eines Landes vorantrieben.
    Also blieb Marlene nur, sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu beschäftigen: Sie bestellte sich einen neuen
Drink. Eigentlich hatte sie sich an Mineralwasser halten wollen, doch momentan war Alkohol sicher die bessere Wahl. Eventuell half er auch, das Rätsel zu lösen, was zum Teufel sie hier zu suchen hatte.
    Sie nippte an dem viel zu süßen Gesöff und hörte der Swingband zu, ohne auch nur in die Nähe einer Antwort zu kommen. Die Musiker mühten sich ab, die guten alten Zeiten des Rat Pack wieder aufleben zu lassen, wozu ihnen jegliches Talent fehlte. Ihre Show geriet zur unfreiwilligen Parodie auf Frankie, Dean und Sammy. Schlecht, aber nicht schlecht genug, um als gut durchzugehen.
    Marlene fröstelte und wünschte, sie hätte eine Strickjacke über ihr
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