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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman
Autoren: Claudia Sanders
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Duschutensilien, die Bodylotion, die Haarpflegeprodukte für alle Fälle und seine Kollektion an Duftwässern würde er woanders unterbringen müssen. Nur wo? Er suchte nach seinem Krokodillederbeutel, fand ihn aber nicht. Notgedrungen stopfte er den ganzen
Krempel in eine Schlecker-Plastiktüte. Schlimm so was. Mit seinem Leben ging es wirklich rapide bergab. Anschließend packte er die Tasche zuende und fand auch seinen heiß geliebten Krokobeutel wieder. Einer plötzlichen Eingebung folgend, riss er Schreibtischschubladen auf, bis er einige DVDs und Fotoalben gefunden hatte, die seine bisherige Karriere dokumentierten. Sie mitzunehmen, auch wenn er nicht wusste, was er damit sollte, beruhigte ihn.
    Dann stand er vor dem nächsten Problem. Wie konnte er es anstellen, seine Wohnung zu verlassen, ohne dass die Presse davon Wind bekam? Seine Nachbarin fiel ihm ein, die im Erdgeschoss wohnte und der er neulich Karten für das Spitzenspiel gegen die Bayern hatte zukommen lassen.
    Es war fast acht, als er bei ihr schellte. Sie öffnete ihm und schien nichts weiter dabei zu finden, dass er sich mit einer gemurmelten Entschuldigung an ihr vorbeidrängte. Ihre Tochter saß in der Küche beim Frühstück und er konnte sich, von ihren erstaunten Ausrufen begleitet, über das Kinderzimmerfenster aus dem Staub machen. Im Garten kletterte er auf eine Mülltonne, von da aus auf die Mauer, die an das Nachbargrundstück grenzte. Er biss die Zähne zusammen, denn seine Tasche erschien ihm von Sekunde zu Sekunde schwerer. Endlich stand er nach einer weiteren Kletteraktion auf der Straße, in sicherem Abstand zu seinem Wohnhaus.
    Sein Plan sah vor, die S-Bahn zum Flughafen zu nehmen. Dort würde er einfach in den erstbesten Flieger steigen. Er wusste, seine Flucht war kein besonders guter Plan, aber es war der einzige, den er hatte.

Kapitel drei
    Schon im Flieger war Marlene das Geturtel des Traumpaares ganz gewaltig auf die Nerven gegangen, aber als sie in Las Vegas ankamen, gab es nichts anderes mehr. Für Mama hieß es nur noch: Mein George hier, mein George da.
    Erstaunlich, wie sich der Wortschatz verringert, wenn das angebetete Wesen plötzlich zum Mittelpunkt des Lebens wird. Inzwischen dürfte sich Mamas Vokabular auf maximal zehn Worte beschränken, was sie nicht davon abhielt, diese in unregelmäßigen Abständen ständig zu wiederholen. Nicht schlecht für jemanden, die es von einer einfachen Bankangestellten zur Anlageberaterin gebracht hatte.
    Und Georg? Er war klug genug, seine Verehrung nonverbal auszudrücken. Wie hätte er bei dem steten Redestrom auch zu Wort kommen sollen? Er war der Meister der Blicke, Gesten und kleinen Aufmerksamkeiten, die keinen Zweifel daran lie ßen, dass seine Christine für ihn der wichtigste Mensch auf Erden war.
    Marlene stand in Mamas Hotelzimmer und überlegte, wie sie sich vor dem Besuch des Caesar’s Palace drücken konnte, ohne Mama und Georg allzu sehr zu enttäuschen.
    Längst hatte sie ihren Entschluss, die beiden zu begleiten, bitter bereut. Es war nicht besonders erhebend, Zeugin innigster Verbundenheit zu sein. Die Rolle stand ihr nicht,
aber es würde in absehbarer Zeit leider keine Neubesetzung geben.
    Um die nächsten Tage überstehen zu können, musste sie dringend ein wenig Distanz zwischen sich und das Liebespaar bringen.
    Das Hotel war im Stil einer ägyptischen Pyramide erbaut, und selbst der Nil, der als künstliches Rinnsal durch die Lobby plätscherte, fehlte nicht.
    Mamas Zimmer im oberen Teil der Pyramide war genauso eingerichtet wie das von Marlene am Ende des unteren Flurs. Die ägyptischen oder wenigstens so anmutenden Figuren, die Nachtschränke und eine Kommode zierten oder als Wandschmuck auf sie herabblickten, hätte Marlene noch akzeptiert, aber die vielen Lampen, die ein grelles, aufdringliches Licht verbreiteten, fand sie unerträglich. Natürlich hatte Mama alle angeknipst. Es war neun Uhr abends, und doch war es, wie wohl überall in Vegas, so gleißend hell, dass eine simple Sonnenbrille zum unverzichtbaren Accessoire wurde.
    Mama war mit der Auswahl ihres Outfits für den Abend beschäftigt, während Georg »den Wagen holte«. Sich in Las Vegas zu Fuß fortzubewegen, war undenkbar. Das Traumpaar würde also die nächsten Tage in einer weißen Stretchlimousine den Strip auf und ab kutschieren. Selbst dann, wenn das Ziel maximal einhundert Meter entfernt lag. Aber das gehörte noch zu den harmlosen Vorhaben. Schon auf dem Hinflug hatte Marlene
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