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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman
Autoren: Claudia Sanders
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möchte deine Termine nicht durcheinanderbringen«, erwiderte sie gereizt. Doch er war weit davon entfernt, den Wink mit dem Zaunpfahl zu kapieren.
    »Ich arbeite nicht. Ich mache hier Urlaub. Wie du. Also habe ich jede Menge Zeit.« Die Ungeduld in seiner Stimme widersprach dem Sinn seiner Worte. »Wie wär’s mit einem Spaziergang in Little Venice? Mit anschließendem Mittagessen?«
    Marlene sparte sich die Antwort. Sie wollte den Tag mit Mama und Georg verbringen, was bedeutete, dass ihr kleiner Flirt so schnell wie möglich das Weite zu suchen hatte, bevor die beiden etwas von seiner Existenz mitbekamen.
    »Du musst doch etwas essen«, setzte er nach. »Nach so einer Nacht brauchst du bestimmt eine Stärkung!«
    Schon wieder wurde ihr schwindelig, und sie zog es vor, sich aufs Bett zu setzen, wo sie verzweifelt in ihrem Gedächtnis nach einem Hinweis kramte, der seine Gegenwart in ihrem Gemach erklärte. Sie fand keinen. Ihre bruchstückhaften Erinnerungen ließen sich nicht zu einem Ganzen zusammenfügen. Entscheidende Puzzleteilchen fehlten.
    »Du bist gestern über dich selbst hinaus gewachsen.« Ihr Herzschlag legte an Tempo zu, und sie wurde langsam nervös. Wovon, zum Teufel, redete der Kerl? »Das ist dir bestimmt nicht leicht gefallen. Ich kann mir denken, wie dir zumute ist.«
    Ach ja?
    »Glaube mir, ich weiß dein Entgegenkommen wirklich zu schätzen. Mehr als du dir vorstellen kannst.«
    Jetzt wurde ihr endgültig schlecht. Scham machte sich in ihrem Innern breit, ihr Magen hob sich, und sie schaffte es gerade noch ins Bad, wo sie sich vor die Toilette kauerte.

    »Babe, du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich meine Sachen zu dir rüberhole?«, rief er ihr durch die geschlossene Tür zu.
    Bitte? Hatte er kein Zimmer? Und was sollte dieses blöde »Babe?«
    Irgendwie schaffte sie es schließlich aufzustehen, ohne sich zu übergeben. Schnell spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht, wobei sie sich mit einer Hand am Waschbeckenrand festhalten musste. Danach fühlte sie sich tatsächlich ein kleines bisschen besser.
    »Downtown gibt es ein paar günstige Motels«, brachte sie keuchend hervor, als sie, immer noch wackelig auf den Beinen, aus dem Bad kam. Ihr One-Night-Stand zog sich gerade ein blütenweißes T-Shirt über den Kopf. Er gehörte zu jenen seltenen männlichen Exemplaren, die es mühelos schafften, selbst mit 08/15-Klamotten jenen Hauch Eleganz zu versprühen, der individuelle Klasse verrät. Auch wenn sein Segeltörncharme fern aller Gewässer ein wenig fehl am Platz wirkte. Man musste eben gewisse Abstriche machen, wenn man das Glück hatte, einer derart seltenen Spezies abseits ihrer natürlichen Umgebung zu begegnen.
    »Na, ja, das können wir auch noch später besprechen«, meinte er munter.
    Später? Es gab kein Später. Definitiv nicht.
    »Ich kenne da ein nettes kleines Restaurant. Italiener. Gleich hinter dem Eiffelturm. Am südlichen Ende des Strip. Oder möchtest du lieber ins Hofbräuhaus?«
    »Ich will nirgendwohin«, antwortete sie schnell. »Du kannst dir deine Kohle sparen.«

    »Wie du willst. Ich dachte nur …«
    Was? Er stand da, als warte er auf etwas.
    Ihr schwante Schlimmes. Wenn sie es jetzt nicht schaffte, ihn in die Wüste zu schicken, würde sie ihn für den Rest ihres Aufenthalts nicht mehr loswerden. Gott sei Dank, war die ja nicht weit. Breitbeinig baute sie sich vor ihm auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Hör mal. Wir hatten viel Spaß zusammen«, sagte sie und hoffte, damit einigermaßen richtig zu liegen. »Lassen wir es dabei.« Ihre Augen funkelten. Doch er lachte nur.
    »Gut, Babe, du stellst die Bedingungen.« Ungerührt erwiderte er ihren Blick. »Ich sehe ein, du brauchst deine Ruhe. Es war gestern wohl alles ein bisschen viel für dich. Also werde ich mich zurückziehen. Das bin ich dir schuldig. Auch wenn ich mir«, sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, »meine Flitterwochen immer ein wenig anders vorgestellt habe.«
    Wie bitte? Er war frisch verheiratet?
    »Flitterwochen?«
    Gestern Nacht hatte sie eine Kapelle betreten, die wie eine pastellfarbene Zuckerdose ausgesehen hatte, das fiel ihr nun wieder ein. Was hatte sie da nur gemacht? Dunkel erinnerte sie sich daran, vor einem Altar gestanden zu haben. Also musste sie seine Trauzeugin gewesen sein. Doch was war dann passiert? Hatte er sie entführt? War sie mit ihm durchgebrannt? Und wo war eigentlich die Braut?
    Aber was, wenn …
    Nein!
    Der Gedanke war so absurd, dass sie
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