Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet
Autoren: Thomas Enger
Vom Netzwerk:
Brandstelle
    Der Brand hat im Wohnungsflur links hinter der Wohnungstür begonnen. Die deutlichsten Brandspuren finden sich in der Oberfläche der westlichen Innenwand. Hier ist die Vertäfelung komplett verbrannt und die Rückseite der inneren Wandverschalung deutlich versengt.
    Die Wand zwischen Wohnungsflur und Treppenhaus ist stark beschädigt, die Innerverschalung verbrannt, hinter der Verkleidung sind die Brandschäden deutlich geringer.
    Nachdem Staubpartikel und Sägemehl auf dem Boden im Flur entfernt waren, wurde festgestellt, dass der Bodenbelag (Linoleum) und die Holzfaserplatten total verkohlt sind und dass auch die Oberfläche des darunter befindlichen Zwischenbodens leichte Brandspuren aufweist. Diese Brandspuren erstrecken sich über den gesamten Boden bis an die Wände.
    Gesichertes Material
    Von der westlichen Innenwand wurde ein Stück mit teilweise verbranntem Holzwerk gesägt.
    Untersuchung des Materials
    Das Materialstück wurde im Hinblick auf Brandbeschleuniger für weitere Untersuchungen zur Kripos geschickt.
    Einschätzung
    Das Brandbild ergibt, dass der Brand klein begann, im Flur hinter der Wohnungstür. Die Schäden sind relativ groß, das Feuer breitete sich auf große Teile der Wohnung aus.
    Das offene Küchenfenster hat dazu geführt, dass der Brand sich rasch ausgebreitet hat.
    Die Wohnungstür wurde nicht gewaltsam geöffnet.
    ----------------------------------------------
    Kriminalkommissar Tom Arne Sveen
    Henning legt die Blätter weg. Dann war das Fenster also offen, denkt er. Daran erinnern kann er sich nicht. Er schaut noch einmal in den Umschlag und entdeckt einen kleinen gelben Zettel.
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie den Bericht gelesen haben«, steht dort, darunter Ophus’ Kürzel und seine Handynummer.
    Henning wählt die Nummer und meldet sich mit seinem Namen, sobald die Verbindung hergestellt ist.
    »Oh, hallo«, sagt Ophus. »Sie sind das. Dann haben Sie den Bericht bekommen?«
    »Ja.«
    »Bilder habe ich Ihnen keine geschickt, die Kopien wären nicht sehr informativ gewesen. Alles schwarz-weiß und verkohlt, Sie wissen schon.«
    »Hm.«
    »Aber ich wollte Sie noch einmal zu Ihrer Wohnungstür befragen. Sie haben gesagt, dass Sie grundsätzlich abschließen, wenn ich mich recht entsinne, aber dass Sie sich nicht erinnern können, ob Sie das an diesem Tag auch getan haben. Ist das korrekt?«
    »Ja?«, antwortet Henning neugierig.
    »In dem Bericht steht nun aber, dass die Wohnungstür offen stand und dass sie nicht gewaltsam geöffnet wurde.«
    »Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als dass ich sie abgeschlossen habe.«
    »Genau das haben Sie gesagt. Und ich habe gestutzt, als ich mir die Bilder Ihrer Tür etwas genauer angesehen habe. Hatten Sie etwas daran aufgehängt? Ein Bild oder ein Blatt Papier oder so was?«
    »Nein. Oder – ich weiß es nicht mehr. Aber ich glaube nicht. Wir haben immer alles am Kühlschrank aufgehängt. Doch, jetzt fällt’s mir wieder ein, ich habe eine Zeichnung aufgehängt, die Jonas im Kindergarten gemalt hatte, ein Bild von ihm und mir, aber die hing außen an der Tür.«
    »Und Sie sind sicher, dass Sie innen nichts aufgehängt haben?«
    »Eigentlich schon. Normalerweise habe ich das nicht getan. Woran denken Sie, Ophus?«
    Es ist eine Weile still.
    »An der Innenseite Ihrer Wohnungstür steckte ein Reißnagel. Er war, wie die übrige Tür, stark verbrannt. Darum habe ich gefragt, ob Sie dort etwas aufgehängt haben.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wenn Sie recht haben, dass jemand Sie einschüchtern wollte, könnte derjenige doch einen Zettel an die Innenseite Ihrer Wohnungstür gehängt haben, den Sie entdecken sollten, bevor Sie die Wohnung das nächste Mal verlassen. Das hört sich für mich ziemlich plausibel an«, sagt Ophus.
    Ja, das tut es, denkt Henning und versucht, sich das Ganze vorzustellen. Er schließt die Augen. Als er sie wieder öffnet, hat er das Gefühl, sich mitten in seinem Traum zu befinden. Er ist wach, aber er wedelt nicht mit den Armen. Der Rauch steht still. Die Flammen stechen und brennen im Gesicht. Und da ist ein Streifen Licht in dem Rauch, eine Öffnung, durch die hindurch er etwas sehen kann. Der Lichtstreifen wird mit jeder Sekunde breiter und klarer, und plötzlich ist das ganze Bild da. In einem kurzen, intensiven Augenblick sieht er sich selbst zur Tür gucken, während die Flammen an den Wänden hochklettern und ihn fast verbrennen. Er macht einen Schritt zurück, um mit Anlauf durch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher