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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet
Autoren: Thomas Enger
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lassen will. Aber Holte wird vermutlich trotzdem angeklagt werden.«
    Nansen nickt und hakt sich bei Henning unter. Sie biegen auf einen breiten Weg ab. Henning tritt gegen einen Tannenzapfen, der vor ihm herkollert. Ein Mann läuft keuchend an ihnen vorbei, während er seinen Pulsmesser überprüft.
    »Stimmt es, dass Sie Gunhild anhand eines T-Shirts überführt haben?«
    Henning muss lachen. »Da scheinen sich einige Gerüchte verselbstständigt zu haben. Aber es stimmt, irgendwann ist mir aufgegangen, dass ich auf dem Wäscheständer in Holtes Wohnzimmer ein T-Shirt gesehen habe, das von ihr sein musste. Gunhilds Waschmaschine hatte den Geist aufgegeben, und Holte hatte ihr, gutmütig wie er war, erlaubt, seine zu benutzen.«
    »Armer Kerl. Wahrscheinlich hat er gehofft, sie so zurückzugewinnen.«
    »Ja. Und er dachte wohl auch, dass ihm das gelungen ist, als Gunhild nach dem Mord an Robert van Derksen zu ihm kam. Dabei wollte sie nur die Tatwaffe und die Schuhe zurückbringen, die sie sich geliehen hatte. Ich habe mit einem der Ermittler gesprochen, die Holte festgenommen haben, und der hat mir erzählt, dass Holte am nächsten Morgen regelrecht gestrahlt hätte.«
    »Dann hat Gunhild wohl bei ihm übernachtet?«
    Henning nickt. »Eine Nacht mehr oder weniger spielte wohl keine Rolle.«
    Nansen schüttelt den Kopf. »Ich habe versucht, mich zu erinnern«, sagt sie nach einer kurzen Pause. »Ich habe versucht, mich zu erinnern, ob Gunhild irgendetwas getan hat, was mir hätte auffallen müssen; ob ich an irgendeiner Stelle etwas hätte tun können, um diese Entwicklung zu verhindern. Aber bis jetzt ist mir nichts eingefallen.«
    Henning nickt und denkt an das Buch auf Petter Holtes Nachtschrank. Minette Walters’ Bildhauerin . Auch darin spielt ein Axtmord eine Rolle. Und an das T-Shirt mit der Axe-Werbung, das Gunhild trug, als er sie das erste Mal gesehen hat. Es hatte etwas Provozierendes: So wie sie ihre Brüste vorschob, war es wie eine Aufforderung, ihr auf den Busen zu schauen. Natürlich kann das auch Zufall gewesen sein. Oder es war Gunhilds neues Kokain, kleine, subtile Hinweise auszustreuen und gleichzeitig zu wissen, dass niemand in der Lage sein würde, diese zu deuten.
    »Quälen Sie sich nicht mit solchen Gedanken, Veronica«, sagt er. »Das macht es nicht leichter.«
    Sie sieht ihn an und versucht sich an einem Lächeln. »Ich werde mir Mühe geben.«
    Sie gehen ein Stück schweigend nebeneinanderher.
    »Wie gehen die Ermittlungen voran über das … was mit Tore passiert ist?«
    »Schleppend«, sagt Henning. »Der Mann, den sie festgenommen haben – Ørjan Mjønes –, hat in den Verhören noch nicht ein Wort gesagt. Aber die Polizei hat ein paar interessante Dinge auf seinem PC gefunden. Mjønes hatte umfassende Recherchen zu einem tödlichen Nervengift angestellt, Batrachotoxin. Träger dieses Gifts ist eine Froschart aus Kolumbien. Die Choco-Indianer nutzen sie für ihre Pfeile. Der Frosch wird tatsächlich Pfeilgiftfrosch genannt, und ein einziges Tier hat genügend Gift in seinen Drüsen, um gut zehn Menschen zu töten.«
    »Und dieses Gift wurde Tore injiziert?«
    »Das wird gerade im Gesundheitsamt untersucht, aber es deutet einiges darauf hin. Dazu wird morgen ein Artikel in der Zeitung erscheinen. Hundert Mikrogramm reichen, um einen erwachsenen Menschen zu töten, dabei reicht schon ein Stich in die Haut.«
    Nansen nickt nachdenklich. »Schrecklich, die Vorstellung, die könnten hierherkommen.«
    »Die Frösche, meinen Sie? Das ist schon faszinierend. Sie produzieren ihr Gift nur im Bereich der westlichen Hänge der Anden, weil die Ameisen und Insekten, von denen sie sich eben dort ernähren, für eine bestimmte chemische Verbindung in dem Frosch sorgen, durch die das Gift entsteht.«
    »Dann war Mjønes dort?«
    »Wahrscheinlich. Aber – er äußert sich nicht dazu. Jedenfalls bis jetzt nicht.«
    »Ist das nicht merkwürdig?«
    »Doch, ist es. Ich nehme an, er hält den Mund, weil er darauf hofft, dass die Beweise gegen ihn nicht zu halten sind. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass er nicht verurteilt wird. Die Rezeptionistin des Berghotels in Ustaoset, das nicht weit von der Stelle entfernt liegt, wo Brenden gefunden wurde, hat ausgesagt, dass Mjønes sich für einen Polizisten ausgegeben hat, der angeblich hinter Brenden her war. Ein Hüttenaufseher aus der Gegend hat dann noch einen Einbruch in eine der Hütten dort oben angezeigt, in der Brendens Notizen gefunden wurden.
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