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Verführung in weißer Seide

Verführung in weißer Seide

Titel: Verführung in weißer Seide
Autoren: Donna Sterling
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zweiundzwanzig und Tess achtundzwanzig.”
    “Tess?” Cole runzelte die Stirn. “Tess McCrary”, wiederholte er nachdenklich. “Die habe ich mal getroffen.” Damals war er sechzehn gewesen, also musste sie dreizehn gewesen sein. Er hatte mit seinen Cousins das Land der McCrarys betreten, weil ihr Boot, von dem aus sie geangelt hatten, gekentert war. Tess war hinter einem Baum vorgesprungen. Sie war damals ein dünnes kleines Mädchen gewesen und hatte mit einer Zwille auf sie gezielt. Laut hatte sie den Jungen befohlen, das Grundstück zu verlassen, da war Cole auf sie zugegangen, um ihr die Zwille abzunehmen.
    Tess hatte ihm eine kleine Metallkugel in die Schulter gejagt.
    Gedankenverloren berührte er jetzt die kleine blasse Narbe, die sich auf der gebräunten warmen Haut abzeichnete. Die Schusswunde hatte höllisch wehgetan, und Tess McCrary war sofort weggerannt.
    “Wahrscheinlich habe ich mehr Glück bei der Nonne oder der alten Frau”, bemerkte Cole grimmig.
    “Um eine der Töchter von Ian McCrary zu so einem Schritt zu überreden, braucht man ein gutes Angebot”, stimmte Henry ihm zu.
    “Ich werde Kristen dieses Angebot machen.”
    Nachdem er aufgelegt hatte, rief Cole seinen Assistenten in Charleston an und gab ihm den Auftrag, Näheres über die finanziellen Verhältnisse von Ian McCrary und seiner Familie herauszubekommen.
    Am späten Nachmittag rief Coles Assistent zurück und berichtete, dass Ian McCrary mit der Zahlung seiner Hypothekenraten in Rückstand geraten sei, die Coles Vater heimlich über seine eigene Bank aufgekauft hatte. Cole beauftragte die Bank, sofort die vollständige Rückzahlung der Restsumme zu verlangen.
    Diese Anweisung gab er ohne Gewissensbisse. Schließlich hatte er persönlich nichts gegen die McCrarys. Hier ging es nur ums Geschäft. Er musste seine zukünftige Braut so in die Enge treiben, dass sie gezwungen war, seinen Heiratsantrag anzunehmen.
    Tess McCrary schrak hoch, strich sich das kastanienbraune Haar aus der Stirn und erkannte, dass sie im vollgestopften muffigen Büro des Brautmodengeschäfts am Schreibtisch ihres Vaters eingeschlafen war. Sie hatte die ganze Nacht gearbeitet, um die Buchführung auf Vordermann zu bringen, damit ihre Eltern das Geschäft verkaufen konnten. Aber die Bücher konnte auch sie nicht mehr in Ordnung bringen. Dafür fehlten zu viele Unterlagen. Und das bedeutete, dass Tess für die Boutique keinen Käufer finden würde. Folglich konnten ihre Eltern die ausstehenden Hypothekenraten nicht bezahlen.
    Zum Ende des Monats würden sie das Geschäft aufgeben müssen, und eine andere Einnahmequelle gab es für die Familie nicht. Einen Großteil ihrer Ersparnisse hatten ihre Eltern schon für die Arztrechnungen ausgegeben, weil Tess’ Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte.
    Stöhnend verbarg sie das Gesicht in den Händen. Ihr Vater war so starrsinnig, dass er die Steuern nicht mehr bezahlen wollte, weil die Regierung korrupt sei. Die Versicherungsbeiträge wollte er nicht mehr bezahlen, weil er behauptete, sie seien viel zu hoch. Und die Hypothekenraten zahlte er nicht mehr, weil er sagte, die Westcotts hätten die Hypotheken aufgekauft und die würden von ihm keinen Cent sehen. Laut Tess’ Vater schuldeten die Westcotts ihnen weit mehr als die Höhe der fraglichen Summe.
    Gestern hatte die Bank die Hypotheken gekündigt und die volle Rückzahlung gefordert.
    Tess wünschte, sie hätte das Geld, um ihren Eltern diese Sorge zu nehmen, aber sie hatte ihre eigenen Ersparnisse für die Versuche ausgegeben, Phillip zu finden. Außerdem hatte sie sich von ihrem gut bezahlten festen Job an der Universität beurlauben lassen, um das Brautmodengeschäft zu führen, während ihre Mutter ihren Vater pflegte.
    Es sah finster aus für ihre Familie.
    Langsam stand sie auf und versuchte ihre verspannten Muskeln zu lockern, während sie auf die Wanduhr sah. Halb neun. Seltsam, dass Kristen nicht angerufen hatte. Rasch sah sie zum Telefon auf dem Schreibtisch und stellte fest, dass sie irgendwann in der Nacht den Hörer verschoben hatte. Kaum hatte Tess ihn wieder richtig aufgelegt, klingelte das Telefon bereits.
    “McCrary Brautmoden”, meldete sie sich verschlafen.
    “Tess”, rief ihre Schwester aus, “ich dachte mir schon, dass du die ganze Nacht arbeitest. Du musst sofort nach Hause kommen.”
    Kristens panischer Tonfall ließ Tess ihre Schläfrigkeit vergessen. Entweder hatte ihr Vater neue gesundheitliche Probleme, oder es war etwas zwischen
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