Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich
Autoren: Noelle Mack
Vom Netzwerk:
Reihe, der sich an starken Armen hochzog und Bliss gleich hinter sich herzog.
    »Los!«, brüllte Jaz. Er tat zwei große Sätze – einen, um das Boot zu überqueren, und einen, um an Land zu springen. Dann rannten die fünf in Richtung Restaurant.
    Wo ihnen bereits jemand die Tür aufhielt …
    Keuchend betraten sie das Haus. Mike warf die Tür zu und schaute Jaz an. »Tut mir leid«, begann er, »ich hatte ja keine Ahnung.«
    Der Himmel wurde mittlerweile von den Blitzen erhellt, die einer nach dem anderen auf der Stelle ins Wasser trafen, wo sie alle vier noch vor ein paar Minuten im Boot gekauert hatten. Der Donner war ohrenbetäubend, aber die Gruppe stand einfach nur da und sah sich an.
    Dann hörte Bliss plötzlich eine altbekannte Stimme.
    »Möchte vielleicht jemand einen Drink?«
    Sie wirbelte herum. »Joe!«
    Jaz’ Bruder stand mit einer Whiskyflasche hinter der Bar und hatte zehn Schnapsgläser in einer Reihe aufgestellt. Über seiner Schulter hing ein Geschirrtuch.
    »Hab ich alles in dem Schrank da hinten gefunden. Gesalzene Erdnüsse waren aber nicht dabei. Tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Vi. »Ich hätte gern einen Doppelten. Es macht überhaupt keinen Spaß, dem Tod ins Auge zu blicken. Gibt es hier vielleicht noch mehr von diesen Geschirrtüchern?«
    Joe griff unter die Bar und beförderte einen Haufen zusammengefalteter Tücher zutage. »Ein bisschen klein sind sie ja, aber wenigstens trocken.«
    Vi tupfte ihr Gesicht trocken und wickelte sich das kleine Tuch um den Kopf. Dann nahm sie ein weiteres, rubbelte damit durch Roccos Haare und trocknete auch ihn ab. Auch Bliss nahm zwei Tücher. Eins für sich selbst, und eins warf sie Jaz zu.
    Joe goss den Whisky feierlich in die zehn Gläser. Vi trat sofort an die Bar, schüttete einen in sich hinein und fuhr erschrocken hoch, als der Himmel erneut von Blitzen erhellt wurde. »Herrgott! Kann das bitte mal jemand abstellen?!« Sie warf Mike einen neugierigen Blick zu. »Hallo. Und wer sind Sie?«
    »Unsere lenkende Kraft«, antwortete Jaz grinsend.
    »Oh. So etwas brauchen wir alle ab und zu mal.« Vi nahm ein zweites Glas und erhob es zu einem Toast. »Auf Mike. Und einen sicheren Hafen im Sturm.«
    Bliss und Jaz tauschten einen viel sagenden Blick aus. Auf eine verquere Art mussten sie ihm dankbar für das Motorboot sein. Eine Dankesrede war es nicht wert, aber erklären mussten sie auch nichts.
    Das Gewitter hatte Pine Island ungefähr eine Stunde lang fest im Griff. Die kleine Gruppe hatte sich ein paar Stühle zusammengesucht. Man unterhielt sich und schaute auf das Unwetter, das draußen tobte. Die Männer hatten sich längst ihrer klitschnassen Hemden entledigt, um nicht zu sehr ins Frieren zu kommen. Außer Mike natürlich.
    Bliss genoss den Anblick der hinreißenden Brustkörbe, und auch Vis Blicke wirkten nicht abgeneigt. Bei ihrem dritten Whisky warf sie Rocco einen liebevollen Blick zu.
    »Er kommt aus derselben Stadt wie ich«, flüsterte sie Bliss zu. »Aus Pittsburgh. Aber ich bin Vollblut-Italienerin, und er ist nur zur Hälfte italienisch. Von mütterlicher Seite her. Sein Vater war ein Amerikaner namens Camp.«
    »Oh«, erwiderte Bliss und sehnte sich nach einem Dublin Dream anstelle des Whiskys, nippte aber trotzdem weiter an ihrem Glas. »Sind die Camps wichtig? Müsste ich den Namen kennen?«
    »Sie waren Busfahrer«, erklärte Vi. »Eigentlich sogar eine Klasse höher als meine Familie. Ich stamme nicht gerade aus besten Verhältnissen. Sag Bescheid, wenn ich zu sentimental werde.«
    »Der Punkt ist bereits überschritten, würde ich sagen«, meinte Bliss, als sie Tränen in den Augen ihrer Chefin aufblitzen sah.
    Vi wischte sie mit dem Geschirrtuch fort und putzte sich auch die Nase damit. »Danke.«
    Die beiden Frauen schwiegen, während die Männer über Boote, Auf-dem-Wasser-Sein und über die Frage, ob Fische wohl denken können, redeten. So ein Leben als Mann ist bestimmt auch nicht schlecht, dachte Bliss. Jaz hatte die Beine übereinandergeschlagen und streichelte Domino. Das Tier suchte offensichtlich seine Nähe, denn Rocco war bereits in seinem Stuhl eingedöst.
    Das Gewitter verzog sich allmählich, und der Himmel über der Bucht wurde wieder heller. Bliss stand auf, stellte ihr Glas auf den Tresen und trat ans Fenster. »Sieht aus, als wollte es aufklaren.«
    Jaz tätschelte Domino ein letztes Mal und stellte sich dann neben Bliss. »Du hast recht. Wir haben jetzt schon eine ganze Weile keinen Blitz mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher