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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich
Autoren: Noelle Mack
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Notwehr überstehen.
    »Wie sind die da nur reingekommen?«, flüsterte sie. Dann wurde ihre Stimme wieder lauter. »Ich habe doch nur eine Kopie von Alf und eine von der kleinen, alten Dame gemacht. Und die habe ich beide dir gegeben.« Plötzlich beschlich sie ein Gefühl der Übelkeit. »Du hast sie in den Ordner gelegt, stimmt’s? Du hast wirklich den Verstand verloren!«
    Jaz drehte den Schlüssel im Zündschloss und ließ den Motor kurz aufheulen. »Nein, hab ich nicht. Schnall dich bitte an.«
    Sie gehorchte, ohne nachzudenken, und starrte ihn mit Tränen in den Augen an. »O mein Gott. Ich weiß ja, dass du Alf hasst – auch wenn es dir in den letzten Tagen sehr gut gelungen ist, das zu verbergen. Aber trotzdem. Was hat dich denn dazu getrieben? Ich werde mich schon bald in die Schlange vorm Arbeitsamt einreihen müssen. Ist dir das gar nicht in den Sinn gekommen?« Ihre Stimme bebte vor Entrüstung.
    »Vi wird dich nicht feuern. Nach dieser gewagten Rettungsaktion glaubt sie doch, dass ich über Wasser gehen kann. Ich hätte das nicht besser planen können.«
    »Klar. Du hast den Wind und die Wellen bestellt. Was für ein toller Hecht du doch bist.«
    »Danke«, erwiderte er selbstgefällig. »Aber wir haben sie doch tatsächlich gerettet. Und ich habe sogar die Kosten übernommen, die Neptuns Torheit am nächsten Tag ins Trockendock von Havertown schleppen zu lassen.«
    »Das hat mir keiner gesagt.«
    »Das Whitney Museum will es haben. Mit ausgestopfter Möwe und allem Drum und Dran.«
    »Das hat mir auch keiner erzählt.«
    »Muss wohl eine Verschwörung sein.«
    »Das glaube ich langsam auch, Jaz.«
    »Beruhige dich, okay? Zurück zu deinen Befürchtungen. Vi wird dich nicht feuern«, sagte er. »Dafür habe ich im Vorfeld gesorgt.«
    »Ohne mich zu fragen?!?« Sie schlug ihm mit dem Ordner auf den Kopf, sodass einige Blätter herausfielen. Das ließ Jaz völlig unbeeindruckt.
    »Du bist brillant. Und du kriegst jederzeit einen anderen Job, wenn du nur willst.« Jaz legte den Rückwärtsgang ein und fuhr mit quietschenden Reifen aus der Parklücke. Dann beugte er sich vor, um sich auf das merkwürdige Geräusch zu konzentrieren, das aus dem Getriebe zu kommen schien. »Was ist denn das für ein komisches Klacken? Hast du das gehört?«
    »Ja. Das ist der Sound der Disco-Ära, der sich noch ein letztes Mal aufbäumt.«
    Jaz lachte und klopfte auf das Armaturenbrett, nachdem das Geräusch verschwunden war.
    Bliss’ Gedanken wanderten zu ihrem Gespräch zurück. »Halt mal. Willst du damit etwa andeuten, dass ich genauso gut kündigen könnte, obwohl ich bereits gefeuert bin? Wusste … wusste Vi etwa von deinem verrückten Plan?«
    Jaz nickte. »Rocco hat sie gebeten, seine Frau zu werden. Sie will die Agentur verkaufen und sich zurückziehen.«
    »Wie nett von ihr, das über dich ausrichten zu lassen. Die ist ja noch schlimmer als du.«
    Er ließ das grüne Plastiklenkrad durch seine Finger gleiten. »Eine reine Freude, diesen Wagen zu fahren. Er gibt mir das Gefühl von totaler Kontrolle.«
    »Totale Kontrolle? Schön für dich. Ich bin total verwirrt.«
    Als ein Truck hinter ihnen hupte, winkte Jaz nach Art der Kapitäne der Landstraße und bedeutete ihm damit, den grünen Wagen zu überholen.
    »Solche Gespräche führt man wirklich am besten in fahrenden Autos. Dann braucht man sich wenigstens nicht anzuschauen.«
    »Was du nicht sagst. Ich sehe sowieso schon nur noch Kreise.«
    Er tätschelte ihr den Oberschenkel. »Weißt du noch, als wir mit dem Wagen nach Pine Island unterwegs waren und im Stau stecken geblieben sind?«
    »Ja«, antwortete sie, »nicht mehr so ganz genau, aber schon.«
    »Ich sprach damals darüber, wie schön es wäre, wenn man das tun könnte, was im Leben wirklich zählt.«
    »Ja.«
    »Und im Moment bist du das Einzige in meinem Leben, was zählt. Du bist wichtig. Du bist wundervoll. Und es war ein unglaublich schöner Sommer.«
    Bliss starrte auf sein lächelndes Profil, ohne ein Wort zu sagen.
    »Weißt du schon, worauf ich hinauswill, Kleines?«
    »Nein«, flüsterte sie. »Vielleicht wurden wir ja beide vom Blitz getroffen, ohne es bemerkt zu haben.«
    »Äh?«
    »Jaz …«
    Er bemerkte ihr Zögern kaum. »Was dich angeht, hatte ich mich von Anfang an entschieden. Du wolltest es nur einfach nicht sehen. Ich gebe ja zu, dass ich manchmal ein bisschen übers Ziel hinausschieße, aber hey, damit wirst du schon fertig. Du hast es wirklich drauf, Bliss.«
    »Das ist ja
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