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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
Autoren: Veronika Aretz
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Zappeln gestört, denn der Kristall saust quer durch das Zimmer und prallt gegen die Wand neben einem Mahagonischrank. (1)

    Mir gelingt es, mich aus dem Würgegriff der Fledermaus zu befreien, vermutlich aber nur, weil der Mann noch mit dem Schmerz in der Hand zu kämpfen hat. Kaum bin ich frei, stürzt er sich schon wieder auf mich. Ich weiche aus, fahre herum und schmettere ihm einen Fuß ins Gesicht. In diesem Moment prallt Lederjacke auf uns, obwohl sich Steinkaul wie eine Klette auf seinen Rücken presst.
    Von der Decke beginnt es zu rieseln.
    Auf der anderen Seite des Tisches kämpft die Schlangenfrau noch immer mit der schwarzen Katze. Obwohl sie aus unzähligen Wunden blutet, kommt nicht ein Schmerzenslaut über ihre Lippen.
    Ich sehe aber, wie sie das Messer zückt und zustechen will.
    „Weg, Katze!“, schreie ich noch, dann werde ich schon wieder von hinten gepackt. Die Katze faucht und huscht wie ein schwarzer Schatten aus dem Raum.
    Yannik, Dulack und Anna kämpfen gemeinsam gegen den Wolf – sofern man das überhaupt als „Kampf“ bezeichnen kann. Der Wolf starrt weiterhin zu mir herüber und rührt kaum einen Finger. Anna versucht dem Stahlmann eine Vase überzuziehen und auch Dulack schlägt mit einem abgebrochenen Stuhlbein zu, doch der Wolf wehrt alles mit seiner linken Hand ab. In der anderen klemmt noch immer Yannik.
    Für einen Moment scheint es mir, als versuche der Wolf erst gar nicht, sich zu wehren. Er hat Kräfte, mit denen er Yanniks Arm in Sekunden zerquetschen kann. Ein einziger Faustschlag genügt, um sich Dulack zu entledigen, und Anna braucht er wahrscheinlich nur umzupusten. Trotzdem geschieht nichts dergleichen und obwohl ich mich wundere, habe ich keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich ramme gerade meinen Ellbogen ins rechte Auge der Fledermaus und trete ihm gehörig auf den Fuß. (2) Der Mann saugt scharf die Luft ein und presst die Hände aufs Gesicht.

    Aus dem Staub, der von der Decke rieselt, werden nun kleine Steine, dann sogar faustgroße Brocken. Die Deckenbalken knarzen und über uns poltert es gewaltig. Ich schiele hinauf. Noch größere herabfallende Steine geben das erste Loch frei und jetzt ist deutlich zu erkennen, dass dort oben etwas tobt, was einem Gewitter ähnelt. Du wirst es kaum glauben: Tische, Stühle und Teile von Schränken fliegen kreuz und quer durch die Luft.
    Wie aufgescheuchte Hühner springen alle zur Seite. (3)

    ‚Wo ist der Kristall?‘, schreit Yannik in meinen Kopf.
    Ich stürze in die Ecke, in der ich das Zeichen vermute, dicht gefolgt von Fledermaus und Lederjacke. Der Letztere muss schließlich aufgeben, denn Steinkaul krallt sich an ihn und wird wie eine Gefängniskugel am Bein hinterhergeschleift.
    Dann bricht ein großer Teil der Decke ein. Fledermaus verschwindet unter den Brocken und mit ihm die Hälfte der Einrichtung. Ich greife nach dem Kristall, werde aber vom Aufprall der Steine gegen den Mahagonischrank gedrückt. Da packt mich eine kräftige Hand und zerrt mich von der Unglücksstelle fort.
    ‚Wir müssen hier raus! ‘, höre ich auf einmal die Stimme des Wolfs in meinem Kopf. Mir bleibt der Mund offen stehen, als mir bewusst wird, dass das Blechmonster neben mir steht. Seine gelben Augen sehen mich in diesem Moment jedoch nicht feindselig an. Es liegt wieder diese Vertrautheit in ihnen, die ich schon einmal bemerkt habe. Energisch schiebt er mich vor sich her zum Ausgang, vorbei an zertrümmerten Tischen und Stühlen. Ein scharfer Wind zieht durch den Raum und wirbelt Kerzenständer, Bilder und Bücher durch die Luft.
    Zerstörung – hör auf , schreie ich in meinen Gedanken, den Kristall fest an mich gepresst. Im Zeichen des Friedens, das ist mein Wille! Doch noch mehr Steine fliegen von der Decke, inzwischen scheinen es sogar welche aus der nächsten Etage zu sein.
    Steinkaul hält seine Arme schützend über Anna und drängt mit ihr zur Tür. Lederjacke liegt auf dem Boden, sein Bein klemmt unter einem riesigen Brocken. Mit großen flehenden Augen sieht er den Wolf an.
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen, doch der Wolf zerrt mich mühelos mit sich. „Er wird sterben!“, schreie ich. Obwohl der Mann mein Feind ist, kann ich doch nicht einfach an ihm vorbeilaufen! Ich muss wenigstens versuchen, ihm zu helfen! (4)

    Die Stimme des Wolfs ist frostig. „Es bleibt keine Zeit! Wir müssen hier raus!“
    „Der Felsen stürzt ein!“, schreit die Schlangenfrau. Ihre Kleidung ist auf der rechten Seite fast vollständig
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