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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
Autoren: Veronika Aretz
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Niemand kann mich, Nar’dhina vom Sieben-Welten-Zentrum, so einfach überrumpeln! Aber du weißt schon, du kannst mich ruhig Nadine nennen, ihr Erdenbewohner habt es ja nicht sonderlich mit unserer Aussprache.
    Okay, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dir endlich einmal alles zu erklären. Ähm – einen Augenblick noch! Erst muss ich den Schnauzbart erledigen. Allerdings vermute ich, dass er nur eine harmlose Schulwache ist.
    „Oh!“, sage ich. Irgendetwas muss ich schließlich sagen …
    „Scher dich endlich weg! Du darfst die Schule erst ab 8 Uhr betreten! Halt dich gefälligst daran!“, brummt er und versucht, mich zurück auf den Schulhof zu schieben. Seine Finger, die noch immer meinen Arm wie eine Schraubzwinge gepackt haben, zerquetschen mir jeden einzelnen Muskel und alles, was sich sonst noch in meinem Arm befindet.
    Grimmig stecke ich meine freie Hand in die Jackentasche und umklammere einen Stein. Wenn der wüsste! Ich besitze die mächtigste Waffe dieser Welt und dieser Trottel behandelt mich wie einen Affen im Zoo! Ich fühle die Kraft, die von meinem kleinen Freund ausgeht, eine Energie, die den Mann durch die Luft wirbeln und auf den Händen Samba tanzen lassen würde. Ich habe die Macht in meiner Hand, die absolute megacoole Macht!
    Leider gibt es da ein klitzekleines Problem: Ich darf sie nicht nutzen.
    Ich knirsche mit den Zähnen. (2) Dann ziehe ich die Hand zurück, krame in meiner Schultasche und halte ihm einen zerknitterten Brief vor die Augen. „Ich soll mich im Sekretariat melden“, sage ich piepsig.

    Weißt du, ich kann alle möglichen Stimmen imitieren, aber jetzt scheint mir eine Mitleid heischende sinnvoll zu sein. Ich habe nicht die geringste Lust, in das Gruselwetter zurückzukehren.
    Doch die Schulwache sieht sich den Zettel gar nicht erst an. „Das Sekretariat ist nachher auch noch da! Oder glaubst du, das ist ein Wanderzirkus? Nee, die Manege ist draußen, also RAUS!“
    „Dann komme ich aber zu spät zum Unterricht!“, protestiere ich, nicht die geringste Spur eingeschüchtert.
    Du kennst das ja: Unter uns Schülern ist es weitverbreitet, dass ein brüllender, knurrender, kreischender oder jammernder Lehrer (3) – in diesem Fall ein Hausmeister – zur Sorte „Hohlkörper“ gehört, nur geeignet, um am Tannenbaum zu baumeln. Und stört dich sein Geschrei zu sehr, dann stell dir vor, er sitzt auf dem Klo und singt „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ , in der Regel entlockt dir diese Vorstellung eine verzerrte Grimasse, was vom Schreikörper (also dem Lehrer und hier jetzt dem Hausmeister – kapiert?) falsch gedeutet wird und er mit sich zufrieden ist.

    Uff! Diesen Satz wiederhole ich jetzt lieber nicht mehr. Von dieser höheren Schülerpsychologie haben die Erwachsenen natürlich keine Ahnung. Wenn du meine Notizen aus anderen Schulen dieser Welt lesen willst, kann ich sie dir gerne ausleihen.
    Breitbeinig baut sich der Schnauzbart vor mir auf. Sein Blick bohrt sich mir in den Kopf und versucht, darin ein paar Sicherungen durchglühen zu lassen – was ihm natürlich nicht gelingt. So lange ich mir noch keine Strategie ausgedacht habe, zittere ich erst einmal. Ich könnte seine Beine im Boden Wurzeln schlagen lassen, bis ich die Anmeldung im Sekretariat erledigt habe. Es ist leicht, wozu habe ich schließlich meinen kleinen Freund, den Stein. Er ist für mich mehr als ein Freund, er gehört zu mir wie der feuerrote Po zum Mandrill-Affen oder das Ozonloch zur Erde. Aber wahrscheinlich würde der Mann sofort Alarm schlagen, weil er glaubt, ich hätte ihm Leim unter die Schuhe gepappt. Das ist natürlich auch eine reizvolle Idee, vermutlich würde ich dann aber hochkant rausfliegen, ohne erst einmal an der Schule aufgenommen worden zu sein. Schließlich muss ich hier noch ungefähr zwei Jahre durchstehen.
    Wortlos drehe ich mich um und verlasse das Foyer. Eine feuchte Windbö wirbelt mir meine langen Haare vors Gesicht. Ich stolpere die Treppe hinunter und lande ächzend mitten in einer Gruppe Jugendlicher.
    Uuups – zum zweiten Mal an diesem fürchterlichen Morgen läuft mir etwas schaurig den Rücken hinunter. Ich sehe direkt in das Gesicht eines Raubtiers, das mir gleich das Gesicht zerkratzen will: Zwei katzenähnliche Augen umgeben von einem Berg geringelter Haare visieren mich an. Ihr Mund lächelt, als würde sie so gnädig sein und mir noch eine allerletzte klitzekleine Chance geben, bevor sie mich mit ihren hochhackigen Stiefeln zu Brei zertritt.
    Ich
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