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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
Autoren: Veronika Aretz
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winkt, bevor sie durch die Tür der Burg verschwindet.
    Es ist geschafft , denke ich traurig und erleichtert zugleich. Jetzt wird es Zeit, dass ich erwachsen werde!
    ‚Du bist erwachsener als jeder Mensch, den ich bis jetzt kennen gelernt habe‘, sagt der Wolf in meine Gedanken hinein.
    Ich drehe mich um und sehe ihn überrascht an. „Bisher hast du gesagt, ich wäre ein dummes Kind?!“, brumme ich.
    „Ich konnte dir ja wohl kaum die Wahrheit sagen!“ Der Wolf lächelt – und dieses Lächeln gefällt mir besonders gut. „Wir müssen uns fertig machen! Die Illusionen des Kristalls verschwinden, sobald wir nicht mehr daran glauben. Und dann werden auch die Python-Kämpfer erwachen. Und ich …“ Er stockt und reicht mir behutsam seine stählerne Hand. „Ich gewöhne mich so langsam an mein Herz. Ich danke dir, Nar’dhina!“
    Ich atme tief durch, als ich meinen wahren Namen höre. Ja, ich werde zurückkehren, zurück in meine Welt! Ich werde dort einiges ändern. Vielleicht kann ich von den Erlebnissen auf der Erde erzählen und den Menschen die Augen öffnen …
    Langsam lege ich meine Hand in seine und ich bin mir sicher, dass er sie nicht zerquetscht. Er lächelt mich an und ich lächle zurück.
    „Woher kamen eigentlich die Bilder, die ich gesehen habe?“, frage ich. „Die mit den lachenden Menschen. Waren das einmal deine Erlebnisse?“
    Fast wie in tiefe Gedanken versunken nickt der Wolf. „Mir wurde klar, dass ich dich niemals zwingen kann, mit mir zu kommen. Dein Ehrgeiz, mir die Stirn zu bieten, war einfach zu groß. Da musste ich dir diese Geschichten zeigen.“
    „Aber im nächsten Atemzug hast du alles wieder zerstört …“
    „Die Python-Kämpfer hätten von meinem Doppelspiel erfahren, wenn du plötzlich Vertrauen zu mir gehabt hättest. Sie sind äußerst schlau, vergleicht man sie mit den anderen Menschen.“
    Ich nicke langsam. Das Puzzle setzt sich immer mehr zusammen, plötzlich verstehe ich auch manche Reaktion, die ich vorher falsch gedeutet habe. „Das heißt also, dass du mich nur durch die gesamte Stadt gehetzt hast, damit ich dir willenlos folge? Aber du hättest mich doch einfach nur mit deiner stählernen Hand packen müssen …“
    „Leider nein. Du hast dich mit dem Kristall verbunden und damit …“
    Ich sehe ihn forschend an, als er nicht weiterspricht. „Und damit was?“ Du kannst mir glauben, dass jetzt nicht nur meine Haarspitzen vor Spannung vibrieren.
    „… und damit bist du mir ebenbürtig“, sagt er leise.
    „WAS?“, schreie ich und muss plötzlich fürchterlich lachen. „Ich bin … was?“
    Es stört mich nicht im Geringsten, dass der Wolf mich zornig ansieht, ich verschlucke mich an meinem eigenen Lachen und krümme mich. Da habe ich gedacht, er könne mich wie eine Ameise zerquetschen, dabei hat er mir nicht ein einziges Haar krümmen können? Vielleicht hatte er sogar Angst vor mir?
    „Kein Hüter kann dem anderen etwas antun“, versucht er mir durch mein lautes Gluckern zu erklären. „Wir gehörten zusammen – jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als der Kristall sich Yannik ausgewählt hat.“
    Ich verstumme schlagartig. „Heißt das etwa, dass wir jetzt nicht mehr zusammengehören?“, frage ich hellhörig.
    Der Wolf schüttelt den Kopf und ich sehe, wie sich seine Gesichtsmuskeln verhärten. „Es kann nur drei Hüter geben.“
    „Aber …“, stottere ich, „aber du bist doch auch noch da! Du hast doch noch immer die Macht!“
    „Ich bin von meinem Platz verdrängt worden, es hat noch nie drei Hüter gegeben. Wäre ich ein Mensch, hätte ich dem Tod ins Auge gesehen, aber eine Maschine kann nicht sterben.“
    „Eine Maschine mit Herz!“, verbessere ich leise.
    Diesmal wende ich mich von ihm ab. Habe ich da etwa schon wieder etwas verbockt, was nicht hätte sein dürfen? Weil ich einfach so einen Wunsch ausspreche und – Zack! – schon ist der Wolf aus seiner Position einfach so vertrieben? Wie viel Unsinn habe ich denn noch angestellt?
    „Eines verstehe ich nicht …“, sage ich schließlich gedehnt und versuche ihn genau zu beobachten. „Du hast meinen Vater als denjenigen bezeichnet, der auf der falschen Seite steht – und trotzdem führst du seine Befehle aus?“
    „Das ist eine Macht, der ich mich nicht entgegenstellen kann.“ Sein Gesicht bleibt unbeweglich, ich kann nicht erkennen, was er dabei empfindet. „Ich bin so programmiert worden und muss den Befehl ausführen. Früher hat man mir Handlungsfreiheit zugestanden,
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