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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
Autoren: Veronika Aretz
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zerfetzt, sodass etliche Schürfwunden sichtbar sind. Sie humpelt um den Tisch herum, doch plötzlich bricht unter ihr der Boden auf und sie stürzt in die Tiefe.
    „Nadine!“, schreit Steinkaul atemlos. „Du musst etwas tun! Halte das Gewitter auf!“
    „Ich hab es schon versucht!“, keuche ich verzweifelt. „Ich habe keine Macht, der Kristall gehorcht mir nicht!“
    ‚Das Zeichen hat die Macht übernommen!‘, sagt der Wolf in meinem Kopf – und vermutlich hören es Yannik und Steinkaul ebenfalls. ‚Nur ihr könnt es aufhalten! Ihr müsst euch zusammenschließen und ihm entgegentreten!‘
    Ich schaue auf den Kristall in meiner Hand. Er hat sich verfärbt, das glühende Rot ist einem bedrohlichen Schwarz gewichen. Ich erschrecke bei diesem Anblick. Was tust du, kleiner Freund , denke ich verzweifelt. Du bringst uns in Gefahr, weißt du das denn nicht?
    Doch der Trigonische Kristall bleibt schwarz und ich haste mit ihm aus dem Zimmer. Der Wolf drängt dicht hinter mir her und lässt mich nicht aus den Augen. Er stützt mich, als ich beim Klettern über ein paar große Gesteinshaufen abrutsche. Und kaum stehe ich wieder auf beiden Beinen, reißt er mich auch schon zur Seite – gerade noch rechtzeitig, sonst hätte mich ein Felsbrocken zermalmt.
    Wie durch ein Wunder erreichen wir schließlich den Hof, in dem wir auch Steinkaul, Anna, Dulack und Yannik keuchend vorfinden. Mit schreckerfülltem Gesicht zeigt der Schulleiter auf das einstürzende Gebäude hinter uns. Ich drehe mich um. Der gewaltige Felsbrocken, der vorher schützend die Herrenhäuser überragt hat, rutscht in diesem Moment ab! Er donnert zuerst auf die Reste der fünften Etage, kracht dann ungehindert auf die vierte, rutscht weiter auf die dritte und zweite und wirbelt so viel Staub auf, dass nichts mehr von dem Gebäude zu sehen ist. Trotzdem ist sein Weg deutlich zu erkennen: Er bewegt sich unaufhaltsam auf mich und meine Freunde zu!
    Dulack zieht Yannik mit sich und ruft Steinkaul eine Warnung zu. Steinkaul wartet, bis ich die Gefahr ebenfalls erkannt habe, dann rennt er mit Anna hinter ihnen her. Ich wende mich ebenfalls ab, bleibe aber nach einigen Metern stehen. Der Wolf verharrt an derselben Stelle, an der wir eben noch gestanden haben. Langsam hebt er seine Hände, als wolle er damit den Felsen am Sturz hindern, als glaube er, mit seiner Kraft diesen gewaltigen Brocken aufhalten zu können. Er sieht mich nur an – und in dieser Sekunde blitzen wirre Bilder vor meinen Augen auf, die ich noch nie gesehen habe und die ich auch in der kurzen Zeit nicht begreife. Aber eines weiß ich sofort: Es sind die Gesichter lachender und fröhlicher Menschen!
    „Nein!“, schreie ich verzweifelt und hebe den schwarzen Kristall in die Höhe. „ Im Zeichen des Friedens … “
    Doch just in dem Moment donnert der Felsen auf den Boden – genau dorthin, wo der Wolf gestanden hat. Er reißt ein so gewaltiges Loch in die Erde, dass die Steinplatten in die Luft gesprengt und Sand- und Steine in alle Richtungen geschossen werden. Von der Druckwelle werde ich regelrecht aus den Socken gehauen und ein paar Meter weiter zu Boden geschleudert. Schnell laufe ich mit über dem Kopf verschränkten Armen zu meinen Freunden. Fassungslos haben die sich hinter einem Gesteinsbrocken verbarrikadiert, der nach dem Fußboden des Wohnzimmers aussieht. Niemand bringt auch nur einen Ton hervor. Dichter Nebel umhüllt uns und verteilt sich über dem Hof.
    „Er hat es nicht anders verdient …“, sagt Yannik endlich in das Schweigen hinein und es schwingt deutlich eine hämische Freude in seiner Stimme mit.
    Ich fühle, wie sich mein Brustkorb zusammenpresst. Die Bilder der lachenden Menschen wollen mir einfach nicht aus den Sinn gehen. „Er hat mir das Leben gerettet“, flüstere ich.
    „Aber nur, weil du den Kristall in deinen Händen hieltest“, bemerkt Steinkaul leise. Tröstend legt er seine Hand auf meine Schulter.
    „Vielleicht …“
    Hat der Wolf mir diese Bilder geschickt? Sind das Menschen, die er einmal glücklich gemacht hat? Nein, das kann nicht sein! Genauso wenig kann das Gefühl der Zugehörigkeit von ihm stammen! Aber irgendetwas sagt mir, dass es falsch ist, den Wolf als Feind anzusehen.
    Ich versuche, durch den sich langsam lichtenden Qualm etwas auszumachen, aber da ist nichts. Dort, wo der Wolf gestanden hat, hat sich der Felsbrocken metertief in die Erde gebohrt. Das kann niemand überleben – nicht einmal ein stahlharter
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