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Verbotene Nähe

Verbotene Nähe

Titel: Verbotene Nähe
Autoren: Christina Dodd
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beschriftet hatte:
    Gehorsame Tochter
    Geliebte Ehegattin
    Geschätzte Gefährtin
    Die andere Hälfte des Steins war leer, sie wartete auf einen anderen Namen.
    »Du hast das Grab neben meinem gekauft. Du hast einen politisch korrekten Grabstein aufstellen lassen. Aber du hattest nie vor, es zu benutzen. Du dachtest, du würdest neben deiner neuen Frau zur letzten Ruhe gebettet werden. Aber dein Leib wird hier bei mir sein.«
    Das Grab war offen. Sein Grab war offen. Es sah aus, als ob jemand ein sargförmiges Rechteck auf das grüne Gras gelegt hätte, ein schwarzes Rechteck, das alle Farbe, alles Licht aufsog.
    »Geh und schau es dir an, George«, befahl Evelyn.
    Ihr Kopf knickte seitlich ab wie eine Blüte auf einem abgebrochenen Stiel. Die Haut auf ihren Blutergüssen schälte sich. Sie starrte ihn mit unerbittlichen Augen an, während sie die Hände wrang. »Schau, George!«
    George warf einen Blick zu den Prescotts. Ramos war hingefallen. Die Prescott scharten sich um ihn und leisteten Erste Hilfe. Aber George konnte sie nicht hören. Sie schienen irgendwie weit weg, als bewegten sie sich von ihm fort.
    Der Körper dieses Mannes schien ebenfalls weiter weg zu liegen. Er schien kleiner zu sein. Eine Fliege hatte sich auf die offene Wunde gesetzt und ...
    George zuckte zusammen und wandte den Kopf ab.
    Das Grab war noch offen, ein Schacht aus dem schwärzesten Schwarz, das er je gesehen hatte. Es war unmöglich, aber es schien hinabzuführen ins ... Nichts.
    Er machte einen Schritt darauf zu.
    Er kehrte um. Seltsam. Er konnte Lana und Bennett immer noch sehen. Lana blickte ihn an. Tränen schimmerten in ihren Augen, und sie sah aus, als hätte sie Mitleid mit ihm. Mitleid mit George Oberlin, dienstältester Senator und einer der wohlhabendsten Männer in Texas!
    Bennett sah ernst und streng aus wie ein Diener des Allmächtigen, der tatsächlich an Gott glaubte , tatsächlich an Seine Gebote glaubte , tatsächlich an die ewige Verdammnis glaubte - und darauf wartete, sie vollstreckt zu sehen. Jetzt.
    »Geh und schau, George.« Evelyn schritt feierlich auf ihn zu. Die Wunde auf ihrer Wange war aufgebrochen. Sie sah grausig aus. Und tot. Und rachgierig. »Schau in dein Grab.«
    Er wollte nicht, aber noch weniger wollte er sie zu nah heranlassen. Er wollte nicht, dass sie wusste, dass er Angst hatte, doch aus irgendeinem Grund musste er wissen, weshalb das schwarze Rechteck da war.
    Er trat dichter an die stille, wartende Dunkelheit heran.
    »Schau!«, sagte Evelyn.
    Er schob sich vorwärts.
    Da unten war nichts. Es war nur ... schwarz.
    Es roch nach nichts, er spürte weder Wärme noch Kälte, und als er sich hinabbeugte, sah er ... Nichts. Es war, als blickte er in die Tiefen des Universums, wo kein Stern kameradschaftlich glitzerte, keine Sonne Wärme spendete und Leben hervorbrachte. Es war leerer Raum.
    »Die Gerechtigkeit vollendet sich immer, George.« Evelyn sprach ihm direkt ins Ohr.
    Er wirbelte herum, um sie zu sehen.
    Sie sah gesund und zufrieden aus. Wie war das möglich?
    Er wollte sie ohrfeigen. »Ich habe dich umgebracht. Ich habe sie umgebracht. Ich habe betrogen und gelogen. Ich habe den hochrangigsten Mann des Landes erpresst. Gerechtigkeit?« Er lachte, und einen wunderbaren Augenblick lang fühlte er sich wieder wie er selbst. Wie George Oberlin, der mächtigste Mann in Texas. »Es gibt in dieser Welt keine Gerechtigkeit.« »Du bist nicht in dieser Welt.« Evelyn klang glücklich. Überglücklich.
    Etwas packte seinen Fuß.
    Er sah hinab. Ein Stück Schwärze hatte sich um seinen Knöchel gelegt und ihn ausgelöscht.
    Er versuchte wegzuspringen, aber er konnte sich nicht bewegen.
    »Manchmal braucht die Gerechtigkeit ein wenig Zeit«, sagte Evelyn.
    Die Finger der Schwärze krochen sein Bein empor. Sie zischelten wie Schlangen.
    »Nein!« Er versuchte sie abzuschütteln.
    Sie waren unerbittlich, gleitend, zerfasernd, verformend ...
    Er konnte sein Knie nicht mehr sehen. Er konnte seinen Schenkel nicht mehr fühlen. Teile seiner selbst ... waren nicht mehr vorhanden.
    Und schließlich begriff er. Die Schwärze löschte ihn aus. Ihn, George Oberlin. Er war tot. Es spielte keine Rolle, dass er Macht besaß, dass er Geld hatte.
    Er war tot.
    Das war sein Körper. Das war sein Grab. Er war einigen Menschen, die er ermordet hatte, begegnet. Jetzt würde ihn die Dunkelheit verschlingen.
    Er schrie.
    Er schlug um sich. Er stürzte. Er schrie noch einmal. Der Boden erhob sich und griff nach seinem
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