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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust
Autoren: Jule Winter
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…«
    Sie sah müde aus. Das Ponyhaar war inzwischen so lang, dass Sonja sich fragte, ob Marlene überhaupt noch etwas sah.
    »Ich hab mir gedacht, ich besuche dich mal. Ist eine Weile her, seit wir uns gesehen haben, nicht wahr?«
    »Was willst du?« Sonja stand langsam auf. Marlene setzte sich zugleich aufs Bett. Sie verzog angewidert das Gesicht.
    »Hast du’s wieder mit diesem Mörder getrieben? Die Laken stinken nach eurem Sex.«
    Sonja verschränkte die Arme vor der Brust. »Was willst du von mir?«, wiederholte sie ihre Frage.
    Aber Marlene ignorierte sie. »Weißt du, ich habe mich schon immer gefragt, was dich so sehr an ihm fasziniert. Ist es, weil er nach außen dieser Gutmensch ist? Er bringt Menschen um, hat er dir das erzählt?«
    »André hat deine Mutter nicht umgebracht. Ricarda.«
    Sie sah Marlene zusammenzucken. Aber sie hatte sich schnell wieder im Griff. »Haben sie euch also erzählt, wer ich bin.«
    »Das war nicht weiter schwer. Schließlich hast du ja eine Freundin dazu gebracht, dich als vermisst zu melden.«
    Sie nickte. »Ich gebe zu, es hat Spaß gemacht, euch zuzusehen, wie ihr Panik geschoben habt.«
    »Aber warum?«, fragte Sonja.
    »Warum? Ist doch ganz einfach. Er soll leiden.« Sie stand auf und kam langsam näher. In ihrer Hand blitzte etwas auf, und Sonja wurde erst jetzt bewusst, dass es sich um eine Pistole handelte. Sie schluckte hart.
    Plötzlich verließ sie der Mut.
    »Und du kommst jetzt mit. Wir machen einen kleinen Ausflug, was hältst du davon? Nur du und ich …« Sie hob die Hand und streichelte Sonjas Wange.
    Sie drehte den Kopf weg.
    Marlene schnalzte mit der Zunge. »Aber, aber«, sagte sie tadelnd. »Wer wird denn hier störrisch sein? Hatten wir nicht auch eine schöne Zeit? Wir zwei?«
    Sonja schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht fragen, was mit André war. Sie hatte Angst vor der Antwort.
    »Er lebt übrigens.« Marlene beugte sich vor. Ihr Atem traf heiß auf Sonjas empfindliche Haut, und sie erschauderte. »Meinst du denn, ich würde ihn umbringen, wenn es doch meine schönste Rache ist, wenn er meinen Schmerz nachfühlen kann?«
    »Du wirst damit nicht durchkommen«, flüsterte Sonja.
    »Wer sagt denn, dass ich das will? Und jetzt komm, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Sie packte Sonjas Oberarm.
    Sonja wehrte sich. Sie stieß Marlene von sich, gab ihr einen heftigen Stoß. Sie wollte sich nicht kampflos ergeben, und als Marlene mit dem Pistolenknauf ausholte, duckte sie sich weg.
    Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass die Faust auf sie niedersauste und ihre Schulter traf.
    Das Klappern von billigem Plastik, das zerbrach, ließ sie aufhorchen. Der erwartete Schmerz blieb aus.
    Sie fuhr zu Marlene herum, die im selben Moment versuchte, sie zu packen. Einen Moment rangen die Frauen miteinander, bis es Sonja gelang, Marlenes Pferdeschwanz zu packen. Sie riss mit aller Kraft daran, und Marlene ging zu Boden. Wimmernd umklammerte sie ihren Kopf, und Sonja kniete sich über sie. Hektisch blickte sie sich um, riss das Kabel ihres Notebooks aus der Steckdose und zog es aus dem Netzteil, während sie Marlene noch immer niederhielt.
    Aber Marlene hatte es aufgegeben, sich zu wehren.
    Sonja fesselte Marlenes Hände mit dem Kabel. Sie ging nicht sanft mit ihr um, und Marlene stöhnte.
    »Und ich dachte, es gefällt dir, gefesselt zu werden«, zischte Sonja, ehe sie aufstand und die billige Spielzeugpistole aufhob. Erst nachdem sie sich überzeugt hatte, dass Marlene ihr nichts mehr antun konnte, nahm sie die Schlüsselkarte, verließ das Hotelzimmer und blickte suchend den Gang rauf und runter.
    Sie wählte im Laufen Andrés Handynummer. Nichts. Wieder und wieder wählte sie seine Nummer und legte jedes Mal auf, sobald seine Mailbox ansprang.Sie folgte dem Weg, von dem sie hoffte, dass er ihn genommen hatte, lief die Treppen zur Tiefgarage herunter – denn wenn er im Fahrstuhl war, hätte man ihn längst gefunden – und betrat das hell erleuchtete Untergeschoss.
    Wieder wählte sie seine Nummer und lauschte.
    Irgendwo am anderen Ende der Parkbuchten hörte sie seinen Klingelton.
    Sie lief weiter, ständig in der Hoffnung, dass er tatsächlich dort war und nicht bloß das Handy, das Marlene achtlos weggeworfen hatte.
    Sie erreichte die letzte Parkbucht. Neben einem freien Parkplatz stand sein dunkelblauer Lexus.
    »André? Mein Gott, André.« Sie sank vor ihm auf die Knie. Er lehnte leblos am Vorderreifen des Lexus, die Augen geschlossen. Er wisperte etwas,
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